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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Bucheinbände
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0374

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Bucheinbände.

5J8. Bucheinband, Entwurf von A. Griffith.

dem Ausgang des f8. Jahrhunderts eiugetretenen
Verfall der Buchbinderkunst folgte erst nach der Mitte
unseres Jahrhunderts wieder ein Aufschwung, zum
Theil unterZuhilfenahme anderer Techniken. Während
man früher - was bei bessern nicht in großen

5 ly. Bucheinband, entworfen von Lewis F. D ay,
ausgeführt von I. Zaehnsdorf.

Massen hergestellten Arbeiten auch heute noch geschieht

lediglich mit verschieden geschnittenen Hand-
stempeln (Fileten) vergoldete, andere Farben über-
haupt selten anwandte, ging ntan nun, namentlich
bei Anfertigung von Massenauflagen, zum Platten-
druck über, wobei man neben dem Gold auch Schwarz,
später auch andere Farben anwandte; in neuester
Zeit ist man sogar dahin gelangt, Einbanddecken in
polzbrand mittelft Stempeln herzustellen.

Ein großer Theil der ornamentalen Motive auf
Einbänden entspringt auf dem von den praktischen
oder technischen Forderungen umgrenzten Gebiet. Die
Belegung der Decke mit getriebenen Gold- oder ge-
schnitzten Elfenbeinplatten, wie sie die ältesten Einbände
zeigen, verlangte eine rahmenförmige Fassung, mittelst
welcher die Relieftafeln auf dem Deckel festgehalten
wurden; daraus ließe sich das Motiv des rechteckigen
Rahmens erklären, wenn man nicht vorzieht, das-
selbe direkt aus dein Bedürfniß der Umrandung,
der Einfassung der Deckelfläche herzuleiten. — Mit
größerer Bestimmtheit lassen sich andere Motive auf
die ursprünglichen Eckbeschläge, auf Schließen oder
auf die vom Rücken herübergreifenden und in die
Deckenflächen verlaufenden Bänder zurückführen; ja
man kann iu gewissem Sinne auch die in neuerer
Zeit häufiger vorkommenden, vom Rücken an über
die ganze Buchbreite hinweglaufenden Schriftstreifen
als eine Erinnerung an die den Rücken mit den
beiden Decken verbindenden Bänder betrachten.

Für die Ausschmückung der Deckenfläche selbst
ist natürlich schon das Grundmotiv der ganzen
Deckeneintheilung bis zu einem gewissen Grade ent-
scheidend. Legt man besonderen Werth auf eine
mehr oder weniger breite Einfassung des Rechtecks,
innerhalb welcher nur etwa der Titel des Buches
angebracht werden soll, so wird diese Einfassung
selbst auch den Pauptschmuck des Deckels bilden;
verzichtet man dagegen auf die breite Rinrandung
des Rechtecks, indem man sich mit wenigen ein-
fassenden geraden Linien begnügt, so kann die Fläche
entweder mit einer Art Muster gefüllt werden, oder
sie kann ein aus die Mittellinie symmetrisches Grnament
aufnehmen, welches dann meist auch den Titel des
Buches in sich aufnimmt. Zn alter Zeit findet man
selten Beziehungen zwischen deniSchinuck derDecken und
dem Inhalt des Buches; in neuerer Zeit strebt man
dahin, in irgend einer Weise durch den Deckelschmuck
auf den Inhalt hinzuweisen, nicht selten allerdings
in allzu bildmäßiger durch die vervollkommnete
Technik ermöglichter Weife. Ganze Szenen oder auch
nur die Hauptpersonen aus dem Inhalt des Buches
auf der Decke anzubringen, sollte man vermeiden
und sich damit begnügen, durch einfache sinnbildliche

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