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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Bredt, E. W.: Das neue bayerische Nationalmuseum, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0027

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Das neue bayerische Natio»almuse»m.

Nun tritt man durch ein
zierliches gothisches Thürchen
in einen fast poesievoll kon-
struirten und ausgestatteten,
fpätgothifchen Wohnraum.

Die Wände find weiß getüncht,
unten zieht sich eine niedrige,
gemalte Bordüre um den
Raum, der hinten, etwas ein-
gezogen , eine Art großer
Nische bildet, über der sich
eine leicht gerippte, stäche
Tonne wölbt. Der vordere
Raum hat einen reich ge-
schnitzten Tichenholzplafond,
der über den weißgetünchten
Wänden dein Raume Wärme
und Würde gibt. In der
tiefen Fenstermauer ist ein be-
haglicher Ruheplatz geschaffen,
im Eindruck ganz echt und
völlig stilgerecht — obwohl
eiserne Heizungsröhren die
Niarmorplatte des Tisches
tragen.

Tine Berührung mit den
Heizungsröhren braucht man
übrigens auch im Winter nicht
zu scheuen, sollen doch die Aus-
stellungsräume auf nur 6° R.
konstant erwärmt werden.

Tine gleichmäßige, niedrige
Temperatur ist für die aus-
gestellten chchätze das beste —

außerdem wird dadurch ein ,3. Nationalmuseu

gewisses Publikum abgehalten, Nach

das Nkufeum als eine bessere
Wärmestube zu betrachten.

Wieder durch eine schmale, köstlich gearbeitete
Holzthüre treten wir jetzt in einen recht festlichen
Raum. Die Holzbalkendecke, die die Größe des
Raumes bestimmte, ist aus dem alten Augsburger
Rathhause. Auch das Fresko an der Wand ist von
dort und hier grad eingefügt worden, wie vor
Zeiten dort. Die hohen, durch einen in der Fenster-
laibung freistehenden, zierlichen, steinernen Pfeiler
getrennten Fenster erinnern etwa an all die hoch-
wichtigen , feierlichen Handlungen, die einst unter
dieser Decke die Augsburger Rathsherren vereinigten.

Wie geschaffen ist dazu das Bild, das man von
diesen Fenstern aus hat. Grad gegenüber liegt das
Airchlein des alten Vinzentiusklosters und dahinter
in: Grün versteckte, niedrige alte, rothgedeckte

m, München. Waffenhalle. Architekt Gabr. v. Seidl,
einer Photographie von Fr. Bruckmann.

Häuser. Ts wäre sehr zu beklagen, wenn später
einmal dahin irgendwelche moderne Rttethskasernen
kämen. Zeidl hat offenbar überall die äußere Um-
gebung des Hauses mit in den Dienst der Gesammt-
wirkung des Nlufeums gestellt. Aber inag es hier
auch nur ein günstiger Zufall sein, daß das äußere
Bild recht harmonisch den Eindruck des Rauines
erweitert, der Aünstler hat das Glück verdient und
wir wünschen ihn: eine pietätvolle Rücksicht bei der
später nothwendigen, baulichen Veränderung der
Umgebung, ans Pietät zu den Werken unserer Väter!

Nach noch zwei prächtig eingerichteten Zimmern
folgt ganz in: Nordost-Tck des Gebäudes eines mit
einer ganz primitiven alten Holzbalkendecke, die
später einmal durch eine reichere ersetzt werden dürfte,
aber meines Trachtens ganz an: Platze ist, um auch

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