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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Die dekorative Malerei der Renaissance am bayerischen Hofe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0189

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Die dekorative Malerei der Renaissance am Bayerischen Bose.

265. (Pariser Ausstellung.) Thcetischcheu mit silbervergoldetem
Pflanzenschmuck von Lhristofle & €oParis.

Schmuck erhielt, gehen auf Tandid zurück, dessen
persönliche Mitarbeit nur an drei großen Tafeln
deutlich ist, während alles übrige von Schülern aus-
geführt sein dürfte, was auch von den Deckenfiguren
des Tempels inr pofgarten zu München gilt. Die
Entwürfe dazu rühren, einer noch erhaltenen Feder-
fkizze im Agl. A u pferstichka bin et zu München nach
ztl schließen, von Tandid selbst her.

Neben diesen hochbedeutsamen Arbeiten auf dem
Gebiete der dekorativeit Malerei in der Agl. Residenz
hat das alte Schloß in Schleißheim, d. h. der schon
unter Herzog Wilhelm V. inr Jahre (59? begonnene
Bau, eine Reihe voit Tempera-Malereien auf Aalk-
grund aufzuweisen, die, zumeist Allegorien, zwar in
der ganzen Haltung ziemlich gesucht, doch auf äußerst
geschickt gemachte Mriginal-Entwürse zurückgehen, die
alle aus Tandid weisen.

Es lag nahe, sich hier mit einer künstlerischen
Erscheinung wie Tandid sie bietet, einen Augenblick zu
verweilen und seine ganze Art einer speciellen Wür-
digung zu unterziehen. Neben Sustris, dem hoch-
angesehenen Aünstler, war es nicht gerade leicht, zu
bestehen. Dennoch dringt er durch. Sein „Streben
in der Komposition nach absoluter Schönheit ist ita-
lienisch und gemahnt ait die Vasari-Schule und ihre
Ziele". Dann tritt eine Pause ein, veranlaßt durch

die Erschöpftheit des Staatssäckels. Der Aünstler
studiert während dieser Zeit fleißig, „durch große
Aufträge nicht in Anspruch genommen, hat sich der
Meister in Naturstudien und in die liebevolle Aus-
führung von einzelnen Tafelbildern vertieft und so
die gediegene Grundlage für sein später uinsassendes
Schaffen gelegt. Sein Stil, früher enger an die
eigentlichen sogenannten Manieristen in Italien sich
anlehnend und Goltzius und Sustris Art noch näher
stehend durch gezwungene Gewandbehandlung und
affektierte Gesten, gewinnt mehr und mehr an deutsch-
niederländischen, naturalistischen Elementen, sowie an
geistiger Vertiefung; die Gewandbehandlung wird
seidig und gelangt zu großen, ruhigen Gesamtzügen.
Tandid hat eine Entwickelung durchgemacht, zu der
Goltzius und andere verwandte Aünstler, die unter
denselben Bedingungen groß geworden, nicht fort-
geschritten sind". Nach einer äußerst zutreffenden
Würdigung der noch zahlreich vorhandenen Zeich-
nungen des Aünstlers und der Nennung der wich-
tigsten derselben, weiter einem kurzen Vergleich der
Studie zu einer heiligen Familie bei den Aapuzinern
zu München und Andrea del Sartos Wandgemälde
in der Annunziata zu Florenz, gibt der Autor einer
specielleren Betrachtung über die weitere Thätigkeit
Tandids, feine vortrefflichen Gobelin-Entwürfe, die
Art, wie er feine Dekorationsprinzipien in den Pracht
gemächern der Residenz zum Ausdrucke brachte, Raum,
und schließt, indem er das große Altarblatt für die
Frauenkirche (bei der „Restaurierung" derselben wie
so manches andere hochkünstlerische daraus entfernt)
und die Entwürfe zu den Malereien inr goldenen
Saale des Rathauses zu Augsburg — bekantermaßen
von Aager zienrlich roh ausgeführt — kurz bespricht.
Tandid starb (6(8. pat auch nach der langen
Unterbrechung, die der Dreißigjährige Arieg für
Bayern nicht bloß aus diesenr Gebiet brachte, Aur-
sürst Ferdiirand Maria den Faden wieder ausge-
nommen und durch die unter seinenr Reginre ent
standenen Malereien aus der Trausuitz an die glän-
zende Zeit, da die herrlichen Renaissance-Räume der
Münchener Residenz geschaffen wurden, angeknüpst, so
ist doch der Tod Tandids ziemlich gleichbedeutend
mit dem Abschlüsse der eigentlichen Renaissance-
Malerei anr bayerischen Pose und der Autor schließt
somit seine Arbeit, sowie sie der Entwickelung des
Themas galt, hier ab, fügt jedoch ein Schluß-Re-
sume an, das in kurzen Zügen alles Vorangegangene
zusammenfaßt.

Erste Epoche, seit (536 — Regierungszeit
Wilhelm IV. — charakterisiert durch den direkten
Import italienischer Malerei, Anschluß an die Werke
des Giulio Romano in Mantua und damit Vor-

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