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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Kleine Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0210

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Kleine Nachrichten.

mannigfacher, weil die matten, weichen Glasuren jede
zufällige Variation wiedergeben. Sie sind ganz aus
der Tradition des Handwerks herausgewachsen und
erheben sich aber hauptsächlich durch die freie Aus-
führung und den soliden Geschmack zur künstlerischen
bsöhe. Wandhängevafen zum Dekorieren und zum
Gebrauch nach japanischer Art und flache Schalen
mit warmer, moosgrüner Glasur (zum Ginlegen der
beliebten Sträußchen und Vergißmeinnichtkränze)
wechseln ab mit Pochgefäßen und anderen Gebrauchs-
formen. Gine Art Neuerung sind die Fingerkummen,
welche bestintint sind, die früheren gläsernen Finger-
kummen, die den Gästen nach dem Gssen gereicht
werden, zu ersetzen. Die Ersetzung des durchsichtigen
Glases durch Thonwaare gibt eine Wirkung von
eigenartiger, lebendiger Schönheit, wenn die Rummen
mit Wasser gefüllt sind, in dem sich die Farben der
an den Wänden und am Boden zusammengeflossenen
Glasuren spiegeln.

Die Mutzschen Gefäße (von denen Abbildungen
auf S. fflO—ffl2 wiedergegeben sind) haben an Reich-
tunt und Schönheit der geflossenen und geflammten
Glasureti seit ihrem ersten „Auftreten" vor etwa
Jahresfrist noch gewonnen und bilden zweifellos
in ihren einfachen Formen und dem eigentümlich
matten Farbenglanz ein für den praktischen und zu-
gleich dekorativen Zweck ganz vortreffliches keramisches
Ziermaterial, das namentlich dem Geschmack der
bürgerlichen Rreise Norddeutschlands entspricht. Alan
hat ähnliche Glasuren jetzt in Wien hergestellt, doch
sind dieselben viel glänzender und glatter, sowie
eleganter in der Form, als die einfacheren, mehr
rauhkörnigen der Altonaer Töpferei, die unter der
Leitung von Hermann und Richard Wutz vorwiegend
als Gebrauchsgesäße hergestellt werden, mit genauer
Berücksichtigung aller chemischen und technischen Kennt-
nisse des Materials und der Brauchbarkeit der Farben.

m Thaulow - Museum zu Riel sind im Laufe
des verflossenen palbjahrs eine Reihe von Er-
zeugnissen des deutschen, insbesondere des heimischen
schleswig - holsteinischen Runsthandwerks ausgestellt
worden, welche Dank der Rührigkeit der Direktion
sehr gute Erfolge hatten, in Fachkreisen wie beim
Publikum. Gegenwärtig sind die in neuerer Zeit
öfter genannten und mit Recht beliebten Thongefäße
von der Töpferei Mutz in Altona ausgestellt, sowie
einige sehr gut gewebte und geknüpfte Teppiche nach
den Entwürfen von Gadso Weiland in Riel.

Die Wandteppiche und Rissen wurden teils in der
Scherrebek'schen Weberei und teils von der Frau des
Rünstlers ausgeführt. Es sind vorwiegend Pflanzen-
motive, in enger Anlehnung an die Natur stilisiert, in

drei oder vier Farben mit sehr guter Raumvertheilung
und einfachem Geschmack, beispielsweise: „Silber-
distel", „Wasserrose", „Heckenrose", „Begonien" und
ein Päonienfries. Auch landschaftliche Motive kommen
vor, „Weiden am Wasser" und „Birken im Moor";
letztere erinnern in der Tonstimmung und Auffassung
an die seintonigen, graugestimmten Dachauer Moor
landschaften von Dill. Ein Sophakissen in Rnotarbeit
(„Wilder Wein") fällt durch satte, tiefe Farben und
weiche Stoffbehandlung auf (ausgeführt von Agnes
Weiland). Auch allerlei Buchschmuck nebst einem
Alphabet aus peckenzweigen zusammengesetzt, ist aus-
gestellt; aus dieser Mannigfaltigkeit (die selbst Ent
würfe zu Uhren-Zifferblättern umfaßt) geht wohl deut-
lich genug hervor, wie jetzt in Folge der Anregungen
und Begünstigungen von Seiten der Museen bei dem
wachsende» Interesse der gebildeteren bürgerlichen
Rreise das Runsthandwcrk auch in dieser nördlichsten
Provinz des Reichs kräftige Reime in zeitgemäßer
Richtung entfaltet. Schreinerarbeiten und bunte Glas-
fenster, sowie eine Auswahl von Erzeugnissen der
„Münchener Vereinigten Werkstätten" waren
kürzlich hier zu sehen, fanden Anerkennung und auch
Räufer in Riel. Die Anfänge versprechen eine gute,
gesunde Entwicklung.

Wilhelm Schölermann.

K

Tu dein Wettbewerb um moderne Fassaden
Qs Entwürfe (s. Pest 5, S. 153)r) macht der aus-
schreibende Verlag Seemann de To. bekannt, daß
Perspektiven grundsätzlich nicht ausgeschlossen, son
der» zulässig sind, daß dagegen von Vorgärten ab
Zusehen ist, und daß für die vom Preisgericht zum
Ankauf vorgeschlagenen Entwürfe als M i n d e st
betrag für einen Entwurf f50M. festgesetzt wurden.

er Verein für dekorative Runst und Runst-
gewerbe in Stuttgart erläßt (im Auftrag der
Firma Th. Braun, Dekorateur, Stuttgart) ein Preis-
ausschreiben um einen farbigen Entwurf in ]/10 der
wirklichen Größe zu einer Polstermöbelgarnitur für
einen Salon (Bezug mit Aufnäharbeit) in pand- oder
Maschinenstickerei, bestehend aus Sofa, Fauteuil und
Stuhl. Details der Aufnäharbeit in natürlicher
Größe mit Farbenangaben. Drei Preise: 200, s50
und sOO M.; — Einlieferungstermin: p Alai p)Os.
Preisgericht: die Maler Grethe und paug, der Bild
Hauer Bredow, die Architekten Schmohl und Staehelin,

i) Wettbewerbe werden stets an dieser Stelle bekannt gegeben ; über die
jeweils in Schwebe befindlichen Wettbewerbe gibt der Wettbewerb - Aalender
auf Seite 2 des Anzeigenteils Aufschluß. Soweit die Programme bei der
Redaktion eingelaufen sind, liegen sie auf dein Sekretariat des Bayer. Aunst-
gewerbevereins zu München zur Einsichtnahme durch die Vereinsmitglieder
auf; in diesem Fall ist die betr. Textnotiz am Schlüsse stets mit einem * versehen.

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