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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0236

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Lhronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

355—357. Kunstgewerbliche Abzeichen als Tafelschmuck.

Malerei. Glaserei. Schmiedekunst.

einem der noch einheimischen Bären begegnet. In der iherze- }
gowina, bei Annäherung an die Adria ändert sich das land-
schaftliche Bild einigermaßen: Wein, Mais, Tabak nehmen I
überhand, und an Stelle der hohen Schindeldächer treten stein-
beschwerte flache Dächer. Der Weg zuin Meer führt der
Narenta entlang über Mostar zur Hafenstadt Mitkowitsch. von
der beschaulichen Ruhe, mit der die (Orientalen ihr Dasein zu
verbringen pflegen, gaben die Schilderungen des Vortragenden
aus Kaffeehäusern rc. ein so verlockendes Bild, daß mancher
Zuhörer mit Sehnsucht sich Zeit und — Geld herbeigewünscht
haben mag, um selbst das „Kef", das dolce far niente, zu
genießen und völlig von den Geschäftssorgen auszuruhen. —
Am gleichen Abend war auch die schon aus einige hundert
Blätter angewachsene Ex-libris - Sammlung des Vereins aus-
gestellt.

fünfzehnter Abend - den 26. März. — Vortrag von
Prof. Dr. Rothplatz über eine Reise in die Bretagne. ~
Der in seiner Bodengestaltung so merkwürdige nordwestliche
Zipfel Frankreichs, die Bretagne, ist auch in kulturgeschicht-
licher und ethnographischer Beziehung höchst interessant, ganz
abgesehen davon, daß es dasjenige Land ist, in welchem das
älteste erhalten gebliebene Kunstgewerbe in Europa zu finden
ist. Schon aus vorkeltischer Zeit haben sich gewaltige Stein-
denkmäler — Menhirs und Dolmen — erhalten, und auch das
Volk ist seinen uralten Sitten, seiner uralten Sprache treu ge-
blieben. In langwierigen Kämpfen behaupteten die Bretonen
ihre Selbständigkeit gegen die Normannen, gegen England und
Frankreich, bis das Land ,532 endgültig an Frankreich ange-
schlossen wurde. Damit erst begann eigentlich die Kultivierung

der Bretagne, und daher rührt es, daß die meisten älteren
Kirchen der Bretagne' sich ungemein ähnlich sehen; noch heute
wohnen aber die Bretonen weniger in Dörfern oder Städten
vereint, als vielmehr auf zerstreut liegenden Höfen. — Die
Bodenerhebungen erreichen nur selten die Höhe von <*oo m;
dazwischen gibt es viele stagnierende Gewässer mit reicher
Vegetation. Aus der Südseite zeigt das Land ein Klima, das
Wein, Kastanien, Feigen und Äpfel reifen läßt. Die Frucht-
barkeit des Geländes nimmt aber gegen Norden hin ab und
weicht schließlich den Felseinöden, wo kauin Heidekraut und
Stachelginster den Schafen dürftige Nahrung bieten. Der kon-
servative Sinn der Bevölkerung hütet die in diesen Gebieteil
vorkommenden Menhirs und Dolmen ebenso sorgsam wie die
von alters her heiligen Eibeiibäume, die sich zumeist bei den
Kirchen befinden. In den Dolmen — das sind Grabmäler mit
massiven Steinwänden und riesigen Steindecken — findet man
bisweilen neben noch unenträtselten Schriftzeichen auch einfache
ornamentale Muster. Die Menhirs — Menhir — Langstein -
stehen ineist in langen Parallelreihen dicht neben einander;
ihre Bedeutung ist ebenso unklar wie die der Kromlechs, wie
man die durch kreisförmig zusammengestellte Menhir's ge-
bildeten Plätze nennt. — In den Städten mischt sich natürlich
die einheimische Bevölkerung mit fremden Elementen — Fran-
zosen und Engländern —, und hier nimmt auch in Architektur
und Kunsthaiidwerk der ausebnende Einfiuß der hauptstädtischen
Kunst mehr und mehr überhand. — Der ungemein lichtvolle
Vortrag war von einer großen Zahl prächtiger Lichtbilder be-
gleitet, die zum Teil von dem Redner selbst bei einer im letzten
Sommer von Paris aus veranstalteten Exkursion des Geologen-
kongresses ausgenommen worden waren.

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