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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Leipheimer, Hans Dietrich: Die Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie 1901, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0277

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Hie Ausstellung der Darmstädter Aünstlerkolonie t90t-

4.(9. Ausstellung der Aünstlerkolonie in Darinstadt. Brunnen
van L. Habich, am ffanse Glbrichs.

trätmedaillon. Was aber sagt uirs eine Porträtbüste
allein? —

Pa dich ist noch jung und wird uns gewiß noch
eine große Zahl schöner Werke schaffen.

Ihm nahe steht RudolfBosselt, derplakettier
und Kleinplastikcr. Geboren in der Mark Branden-
burg, wurde er kurz vor seiner Berufung dtirch den
ersten Preis für die vom Preußischen Staat ausge-
schriebene „Taufmedaille" ausgezeichnet. Seither hat
er eine Reihe von Pörträtplakettcn, Medaillen, Klein-
bronzen rc. geschaffen, sowie die beiden kränzehalten
den Nikei: im Bogen vor der Tingangsthüre in die
Festhalle. Leider stehen sie dort zu hoch, und werden
auch durch die dicht daneben stehenden Kolosse pabichs
beeinträchtigt. Ts könnte überhaupt scheinen, als
stehen sich diese beiden Plastiker als Rivalen gegen-
über; dem ist aber nicht so. Während Pabich von
seinen Kleinbronzen sich zu monumentaler Behand-
lung des Steines steigern kann, sucht Bosselt inehr
die intime Wirkung des Ornamentes, das pabich
ganz zu fehlen scheint. Manchmal bringen Bosselts
Ornamente wohl etwas romanische Anklänge, aber
in der freien Behandlung der Form, wie auch in
seiner Technik zeigt er sich durchaus nrodern. Trotz
dem mutet es uns an, wie ein Überrest aus der
Glanzperiode der deutschen Pochrenaissance. Seine

Arbeiten haben bei allem Lhic so etwas gut Bürger-
lich-pandwerksmäßiges, daß wir unwillkürlich an
einen deutschen Aleinmeister aus Augsburg oder
Nürnberg denken müssen. So eine Broncevase oder
Gürtelschnalle darf man drehen, wie man will, sie
ist durchgearbeitet bis ins kleinste. Tr hat auch den
verdienten Trfolg bereits sicher. Museen und private
haben sich Schätze aus der Ausstellung gesichert.

Bon den beiden letzten Mitgliedern, patriz
Puder und Paul Bürck, ist ersterer zwar geboren
in Mainz, aber als Sprosse einer urschwäbischen
Familie muß er eigentlich als Süddeutscher angc
sprachen werden, und so haben auch seine polz-
architekturen etwas typisch Gemütlich-Schwäbisches.

Die Liebe, mit der er dabei immer das Material
sprechen läßt, verbunden mit einem wohlthuenden
Gefühl für tektonischen Aufbau, sichern den von ihm
geschaffenen Räumen ein künstlerisches Interesse, das
über das Bedürfnis einer Mode hinausgeht, und die
Bedeutung einer durchaus neuartigen Weiterent-
wickelung deutscher Möbelbaukunst gewinnt. Tr liebt
es, den ganzen Raum in feine Kompositionen ein-
zubeziehen. Raum ein Beispiel transportabler Zimmer-
einrichtung läßt sich finden, alles ist eingebaut. Das
ist einesteils schade, denn unser modernes Nomaden-
leben erlaubt es ja nur verhältnismäßig wenigen,
einen absolut festen Wohnsitz zu wählen. — Ander-
seits erreicht Puder damit außerordentlich intime
Wirkungen. So geben ihn: insbesondere die großen
Pallen in: pabich- und Glückert paus Gelegenheit,
die n:it den Möbeln harmonierende Wandbekleidung
bis an die Decke weiterzuführen, resp. sic in die
Decke übergehen zu lassen. Außer seiner Thätigkeit
als Innen-Architekt, die ihn zu Tntwürfen von Be-
leuchtungskörpern, Teppichen, Stickereien rc. führte
befaßte er sich auch mit kleineren Schmuckgegenständen
und Töpfereien.

Paul Bürck, in Straßburg geboren, aber seit
seiner 'Kindheit in München lebend, besuchte die dor-
tige Aunstgewerbeschule, und wurde wie auch patriz
puber fast direkt von der Schulbank nach Darm-
stadt berufen?) Tr hat in seinen: Atelier im Trnst-
Ludwig Pause zahlreiche Studien und Tntwürfe aus
gestellt, die zum Teil noch aus der Schulzeit stannnen,
und es ist sehr interessant, seinen ungemein raschen
Tntwickelungsgang daran zu verfolgen. Ornament,
Landschaft, Mensch und Tier, Körper, Gesichtsaus-
druck, alles beherrscht er mit spielender Sicherheit.
Daß der Übermut der Jugend bei ihn: zuweilen dem
Trnst der Kunst entgegensteht, daß er dann und

i) Die ersten Veröffentlichungen von Arbeiten seiner ffand
erfolgten in dieser Zeitschrift, fferbst ;89? ff.

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