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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Hofmann, Friedrich Hermann: Anton Pruska
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0031

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Anton pntsfa.

20. iTtarieitaltar in der St. Annakirche in München; von Gabriel v. Seidl,

München.

die Kunst und ihre Schöpfungen blieben ihm fern.
Aber doch rang sich ein starker innerer Drang
durch nach künstlerischer Betätigung. „Ganz aus
eigenem Antrieb," erzählt der Künstler, „fing ich an
zu schnitzen und zu zeichnen, so gut es eben ohne
jede Anleitung gehen wollte. Ich hatte immer eine
unbezähmbare Sehnsucht nach irgend einer künstle-
rischen Ausbildung, obschon die Aussichtei: hiezu
sich nicht zeigen wollten." Wird man bei dieser
Schilderung nicht an die Iugendschicksale und Iugend-
träume erinnert, von denen Rosegger in seiner „Wald-
heimat" so anziehend zu plaudern weiß?

Gin Ausall führte den s2jähri-
gen Knaben nach Karlsbad und
dort in die Werkstatt eines ehrsamen
Goldschmieds von alten: Schrot und
Korn. Da gab's keine Fabrikware
oder Bezug der Vorarbeiten »en
gros«; alles wurde in der Werk-
statt hergestellt, sogar Draht gezogen
und Gold- und Silberblech ge-
walzt. Also eine kunstgewerbliche
Schule, wie man sie sich nicht sach-
gemäßer und tiefgreifender wünschen
kann! And dann war da in Karls-
bad noch ein uralter, verhutzelter
Maler, beinahe noch aus der lusti-
gen, leichtsinnigen Rokokozeit, der
lehrte unser:: Jungen mit Zcichen-
stift und Feder uinzugehen.

Bald jedoch führte ein günstiges
Geschick den angehenden Gold-
schinied nach Prag, wo er durch
Verinittluug eines hochgestellten
Perrn Aufnahine in das Atelier
des damals sehr bekannten Bild-
hauers Gmanuel v. Max fand,
der nebenbei gesagt ein Onkel des
Münchener Malers G a b r i e l M a x
war. Dort begann nun in stren-
ger Schule und unter ständiger
Überwachung die Ausbildung im
Modellieren und in Steinarbeiten.
Aber es war doch auch wieder
nur eine zum Teil recht einseitige
und lückenhafte Ausbildung. Orna
:nentik oder kunstgewerbliche Auf-
gaben wurden überhaupt nicht ge-
pflegt. Ähnlich lagen die Dinge an
der Prager Kunstakadeinie, wo un-
ablässig nach Antiken gearbeitet
wurde. Nur höchstens an: Abend
konnte nach dem lebenden Akt ge-
zeichnet oder inodelliert werden. Gine eigene Bild-
hauerklasse gab es überhaupt nicht. Der Rest des
Abends wurde zuhause mit Koinpositionsversucheu
ausgefüllt, die von der Schule gestellt worden. 5o
wars ein Leben harter Arbeit und strengen
Studiums.

Aber den: lernbegierigen Drang des jungen
Künstlers, der damals noch nicht einmal recht
wußte, solle er Maler oder Bildhauer werden,
konnte auch das Kunstleben der böhmischen Haupt-
stadt bald nicht mehr genügen. Der 22 jährige ver-
ließ im Jahre \868 sein Vaterland und zog nach

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