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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Roessler, Arthur: Moderne Münchener Exlibris-Zeichner
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0054

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Moderne Münchener Exlibris-Zeichner.

einen Zweig herzu und saugt den balsamischen Duft einer
Rosenblüte schlürfend ein. Einfach und schön wie ein
Volkslied, poesieerfüllt und künstlerisch wertgrädig sind Weltis
Büchereizeichen (Tafel 5).

Eine weichere, weiblich-empfindsame und fremden Ein-
flüssen zugänglichere Natur, ist Lsans Volkert, der gleich
Welti mit Vorliebe feine Exlibris radiert (S.5^—57). Etwas
vom Duft der Jugend ist in seine Blätter gebannt, etwas
von ihrer leisen Melancholie und der biedermeierischen An-
mut des Worpsweder Vogeler, dem Volkert wahlverwandt
zu sein scheint. Durchaus lyrisch ist der Eharakter der
Volkertschen Blätter. Ihm steht das Leben in prangender
Blüte, und als Sinnbild des vollen Lebens verwendet er
auch gern den rankenden, blütenschweren Rosenstrauch Immen
surren herzu und saugen den süßen Seim aus den Blüten-
kelchen; so symbolisiert Volkert das Tun des sorgsamen
Sammlers und Lesers guter Bücher. Lange Zeit Auto-
didakt, hat Volkert in letzter Zeit als Schüler Prof. steter
bsalms sich gut entwickelt, sein Rönnen verstärkt, seinen
Geschmack geläutert und Exlibris geschaffen, die zweifellos zu
den schönsten derartigen Münchener Blättern zu zählen sind.
Einige von ihm selbst in polz geschnittene Büchereizeichen
beschränken sich darauf (5\ u. 52), einfache, dekorativ wirkende
Marken zu sein; nur wenn er die Radiernadel in die Lsand
nimmt, läßt er seiner spielerischen Phantasie freien Lauf.
Mit welchem Geschick er die Nadel führt, wird aus den
hier reproduzierten Blättern deutlich, von denen das für
Wilhelm Mischer radierte durch pumor und treffliche Rom-
position sich auszeichnet (50), während des Rünstlers eigenes
Büchereizeichen, zu dem er durch die in Schleißheim im
Schloß befindlichen Gemälde v. Marees angeregt wurde,
durch die gelungene Raum Verteilung, den starken Stim-
mungsgehalt und die dekorative Note künstlerisch und poetisch
fein wirkt. Jarnos komponiert und anmutig in der Wirkung
ist auch das von Volkert für die Lehrerin Franziska Bügel
radierte Blatt (q^), wenn auch hierbei die Beeinflussung durch
Heinrich Vogelers „Barkenhoff- Exlibris" unverkennbar ist.

Herb, männlich, zuweilen düster, zuweilen voll ironischer
Ausgelassenheit, ist einer der eigenartigsten Münchener


53. Hans volkert.

Exlibriszeichner Willi Geiger (S. 38—^5).
Der noch junge Rünstler, ein geborener
Landshuter, bildete sich zuerst an der Runst-
gewerbeschule und dann am Polytech-
nikum zu München, wo er sßOs das
Staatsexamen als Zeichenlehrer bestand; er
konnte sich jedoch nicht zum Antritt einer

54 u. 55. Hans Volkert.

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