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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Roessler, Arthur: Moderne Münchener Exlibris-Zeichner
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0057

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Moderne Münchener Exlibris-Zeichner.

60. Willi Geig e r.

aus fein empfindenden Laien und Dilettanten. Die
Ausdrucksfähigkeit des Künstlers liegt nun hauptsäch-
lich in seinen Mitteln, deren vornehmstes die Natur
ist. Aber ob wir sie auch als das hauptsächlichste
Dattel werten, oder ob wir eine Trennung in zwei
chauptteile vornehmen, die das schaffen von Kunst
ermöglichen, in Natur und in künstlerische Ausdrucks-
mittel, immer werden dis Mittel überhaupt eine
ebenso unentbehrliche wie hervorragende Rolle bei
der Erzeugung von Aunst spielen. Außerdem läßt
sich ja der Begriff „Natur" für den Künstler in
mehrere und verschiedene Teile zerlegen, welche je
nach ihrer Wichtigkeit für die Wiedergabe der Er-
scheinungen besonders und eingehend studiert werden
müssen. Das Ding als Erscheinung bildet jedenfalls
den Ausgangsort; seine Verwertung für den Raum
und die plastische Ausgestaltung dazu die logische
Steigerung. Die hohe Bedeutung der künstlerischen
Ausdrucksmittel ist auch der Grund dafür, daß es
zweierlei Bildschönheiten gibt: Schönheit des Gegen-
standes und Schönheit der Darstellung. In ihrer
Vereinigung ergeben diese beiden Schönheiten die
eine höchste Schönheit und Harmonie, die uns an
den Meisterwerken aller Zeiten entzücken. Die wich-
tigsten Mittel außer den rein technischen, die dem J
Maler, Zeichner, Radierer zur Verfügung stehen,
sind Form und Farbe. Die Flächenform versinn- !

bildlicht hauptsächlich die plastischen Gegenstands-
formen der Natur auf der Fläche, während bjell und
Dunkel und alle Farbennuancen eine Steigerung der
Wirkung und gleichzeitige Suggestion der Elastik
bewirken. Zieht man nun in Erwägung, daß die
uns in ihrer gewaltigen Größe harmonisch er-
scheinende Natur nicht durch Rahmen begrenzt ist,
wir aber hu Bilde ein Stück Natur meist auf einer
begrenzten Fläche zur Darstellung bringen müssen,
so kann auf dieser Fläche das wiedergegebene Stück
Natur nur dann harmonisch erscheinen, wenn es in
ein harmonisches Verhältnis zu dieser begrenzten
Fläche gebracht wurde. Es muß also, um ein Bild
oder ein Bildmäßiges zu schaffen, mit den künstleri-
schen Ausdrucksmitteln die Harmonie angestrebt
werden. Diese harnwnische Bildwirkung strebt nun
Schiestl nie auf naturalistischen: Wege, sondern immer
mit seinen künstlerischen Mitteln an. Er weiß mit
Flächenformen umzugehen, und sein Sinn für die
große Umrißsorm spricht selbst aus seinen kleinen
Exlibrisblättern, und wenn er sich erst dazu entschließen
wird, manche Einzelheiten wegzulassen, wird sich
die künstlerische Wirkung seiner Arbeiten noch mehr
steigern.

Nun wollen wir uns den Büchereizeichen von
Julius Diez (5. 53 und ^5—qck) zuwenden, den
ebenso oft kuriosen wie zieren Zeichen, dieses merk-

6^. IVilli Geiger.

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