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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Roessler, Arthur: Moderne Münchener Exlibris-Zeichner
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0058

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Moderne Münchener Exlibris-Zeichner.

62. Willi Geiger.

würdigen Verwandlungskünstlers, dein keine Kunst-
schule, keine Art und Weise fremd zu sein scheint,
der mit der gleichen Sicherheit heute als Renaissance-
mensch auftritt, mit der er es gestern als Gotiker
tat und morgen als Japaner, als Mann des Rokoko
oder Empire tun wird. Mir ist unter den lebenden
nur ein Künstler bekannt, der gleicherweise verwand-
lungsfähig, heute als Ägypter, Grieche, Biedermeier,
morgen als moderner Impressionist oder Primitiver
erscheint: Boutet de Monvel ist es. Viele mögen
die Arbeiten von Diez nicht leiden und meinen über
ihn abgeurteilt zu haben, wenn sie gegen ihn den
Ausspruch Van de Veldes anführen, daß die Er-
neuerung alter Stile ein „verbrecherisches Spiel des
Lebens mit dein Tode" sei, oder indem sie sagen:
Diez ist unoriginell, unmodern, ein Eklektiker. Andere
wieder erklären sich für ihn; zu diesen stelle auch ich
mich und halte seinen Gegnern diese Morte des
feinen Oskar Wilde entgegen: Man sagt allerdings,
das Volk, das seine Vergangenheit betrachtet, ver-
dient keine Zukunft. Wenn man jedoch in der Ver-
gangenheit den Ausdruck einer Stimmung findet, die
man fühlt, so hat man das Recht, ihn in der Ver-
gangenheit zu suchen. Sie lachen, aber glauben Sie
mir, es ist so. Gestern war es der Realismus, der
uns bezauberte. Man gewann durch ihn den nouveau
trissou, den vorzuführen seine Absicht war. Man
analysierte ihn, erklärte ihn und wandte sich ermüdet
wieder von ihn: ab. Beim Anblick eines Sonnen-
unterganges malte der Luminist, der Symbolist dichtete,
und der Geist des Mittelalters, ein Geist, der nicht
zu einer bestimmten Zeit gehört, sondern zu einem

bestimmten Temperament, erwachte plötzlich und
rührte uns für einen Augenblick durch feine faszi-
nierenden Schmerzen, cheute gilt die Losung der
Romantik, und schon schwankt der cherbst ins Tal,
und auf den purpurn glühenden Spitzen der kfügel

aus uff diMothest von.
frcii)z fud)D.
i.polier s.1. freunde.).

<53. Willi Geiger.

— 4; —

Aunst und Handwerk. 55. Iahrg. Heft 2.

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