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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Roessler, Arthur: Moderne Münchener Exlibris-Zeichner
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0059

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Moderne Münchener Exlibris-Zeichner.

6%. Milli Geiger.

schreitet mit vergoldeten Füßen die Schönheit. —
Und tatsächlich gibt es keinen plausiblen Grund, wes-
halb sich der Künftler nicht mit seinem eigenen oder
irgend einem Stil in seinem Jahrhundert hervortun
sollte. <£s kommt ja schließlich doch nur darauf an,
daß es Aunst ist, was er hervorbringt. Und oft ist
just der Eklektiker, wenn auch nicht der originellere,
so doch der feinere Aünstler. Zhm eignet der er-
lesene kritische Verstand der sorgsamen Auslese, und
er bietet uns in berückenden Neu- und Umgestaltungen
das von früheren Arbeitern gefundene Schöne, das
entweder nicht völlig frei und restlos zum Ausdruck
kam oder lange Zahre verloren war.

Diez ist es um Aunst zu tun, er hält sich darum
an keine Schlagworte und engende Begriffe, läßt
die Unterscheidung zwischen modern und unmodern
nicht gelten. Wahrscheinlich wertet Diez die Stil
formen als suggestiv wirkende Ausdrucksgelegenheiten,
in einem gewissen Sinne, als symbolische Zeichen.
Denn wie alle eckigen Formen im Vereine mit ge-
raden Linien herb wirken, was in den spitzwinkeligen

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65. Milli Geiger.

Formen vielleicht am stärksten zum Ausdruck gelangt,
werden dagegen alle weicheren, rundlichen Formen,
eine entgegengesetzte Wirkung zur Folge haben. Und
so sehen wir denn auch in den Zeiten großer Üppig-
keit die rundlichen Formen insbesondere verwertet.
Diez nimmt je nach Bedarf und Zweck und beab-
sichtigter Wirkung die herben oder weicheren Formen,
die ihm die verschiedenen Entwicklungsepochen der
Aunst zur Verfügung stellen. Den Begriff Stil faßt
er wohl etwas anders als allgemein üblich; er sagt
sich, wie ich annehmen zu dürfen glaube, daß die

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große Harmonie, die uns das Schöne in der Natur
aufdrängt, in einem Bild oder Bildmäßigen, und
letzteres ist das Exlibris, nur dann zum Ausdruck
kommt, wenn es in allen seinen Teilen, in der Ge-
samtheit, harmonisch ist. Es müssen darum die auf
der Fläche zur Darstellung gebrachten Formen und
Linien in ein bestimmtes harmonisches Verhältnis
zueinander und zur Flächenbegrenzung gebracht wer-
den. Werden nun die Gegenstände in linearer und
formaler Beziehung auf das für die Bildwirkung
notwendige Gesamtharmonische angesehen und redu-
ziert, da ergibt sich von selbst jene Einheitlichkeit, die

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