Einkehr Geiselgasteig" bei München.
freunde als fremde Gäste
empfangen, begrüßen. Die
„gute Stube" sollte freilich
auch zugleich ein Interieur
sein, das sich sehen lassen
kann . . . fjter ist also der
angewandten Aunst und
der Innenarchitektur Ge-
legenheit geboten, direkt
mit dem Leben Fühlung
zu gewinnen, und eine
reizvolle Aufgabe muß es
fürwahr für einen Archi-
tekten oder Nutzkünstler ge-
nannt werden, wenn der-
selbe einen architektoni-
schen Rahmen zu und uin
ein Gemälde schaffen darf,
das in vieler Einsicht an
jene alter Meister erinnert.
Denn hier, wie dort viele
helldunklc Tone, hier, wie
auf der Tafel eines Nieder-
länders sorglose Freude ain
Dasein, einem goldnen
Trunk, breiten Lachen, hier
auch ein Rommen und
Gehen, Verweilen und
Ausruhen von den täg-
lichen Wahrten des Lebens,
freilich der Farben sind
mehr als beim alten
Meister. Unsere schönen
Frauen sorgen dafür, die
reizenden Münchener Ain-
deln — die Fremden.
Die Aufgabe also, von
der wir sprechen, wäre sehr dankbar; sie wurde
aber nicht immer befriedigend gelöst. Denn was
hilft uns in München ein frostig und fremd an-
mutendes modernes Lokal (eine Bierstube ohne
heimatsschein), und andernteils: kann man dem
Besucher von heute noch zumuten, er solle sich an
Stätten wohl fühlen, die wohl unverfälscht „münch-
nerisch" sind, aber dafür auch sehr dunkel, schlecht
ventiliert, auch sonst noch allerhand, was hier ja
nicht näher besprochen zu werden braucht? Aller-
dings, die Stadt der Frauentürme nennt auch „Aeller"
ihr Eigen, Restaurants und Räume, die als künst-
lerisch vollwertige und höchst anziehende Leistung zu
bezeichnen sind, und allein schon der Unistand, daß
wir unter den Schöpfern derartiger Anlagen auf
den teuren Namen Seidl treffen, würde einer ab-
X55. Restaurationssaal in
ff ans
Gcisclgastclg. ausgeschnittene Füllungen int Dachwcrk non
und August Erl ach er, München.
fälligen Aritik den allgemeinen Verhältnissen gegen-
über die Schärfe nehmen. Trotzdem kann im In-
teresse der Stadt, im Interesse des betreffenden Be-
sitzers uttd unter Währung der künstlerischen Inter-
essen nicht dringend genug geraten werden, neu zu
erbauenden Etablissements stets eine vornehme, wo-
möglich bodenständige, eine Gestaltung zu geben,
die der Fremde in München, und init Recht,
direkt sucht.
Es freut uns deshalb, heute von der Einkehr
Geiselgasteig Näheres berichten zu können, die, wie
auch das begleitende Bildmaterial dartut, den speziell
heimatlichen Tharakter betont. Zuerst einige Morte
über die Landschaft, in der der Bau sich befindet.
Mir bitten den Leser, uns ins Isartal folgen zu
wollen. Das gehört, wie bekannt, mit zum hübschesten
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freunde als fremde Gäste
empfangen, begrüßen. Die
„gute Stube" sollte freilich
auch zugleich ein Interieur
sein, das sich sehen lassen
kann . . . fjter ist also der
angewandten Aunst und
der Innenarchitektur Ge-
legenheit geboten, direkt
mit dem Leben Fühlung
zu gewinnen, und eine
reizvolle Aufgabe muß es
fürwahr für einen Archi-
tekten oder Nutzkünstler ge-
nannt werden, wenn der-
selbe einen architektoni-
schen Rahmen zu und uin
ein Gemälde schaffen darf,
das in vieler Einsicht an
jene alter Meister erinnert.
Denn hier, wie dort viele
helldunklc Tone, hier, wie
auf der Tafel eines Nieder-
länders sorglose Freude ain
Dasein, einem goldnen
Trunk, breiten Lachen, hier
auch ein Rommen und
Gehen, Verweilen und
Ausruhen von den täg-
lichen Wahrten des Lebens,
freilich der Farben sind
mehr als beim alten
Meister. Unsere schönen
Frauen sorgen dafür, die
reizenden Münchener Ain-
deln — die Fremden.
Die Aufgabe also, von
der wir sprechen, wäre sehr dankbar; sie wurde
aber nicht immer befriedigend gelöst. Denn was
hilft uns in München ein frostig und fremd an-
mutendes modernes Lokal (eine Bierstube ohne
heimatsschein), und andernteils: kann man dem
Besucher von heute noch zumuten, er solle sich an
Stätten wohl fühlen, die wohl unverfälscht „münch-
nerisch" sind, aber dafür auch sehr dunkel, schlecht
ventiliert, auch sonst noch allerhand, was hier ja
nicht näher besprochen zu werden braucht? Aller-
dings, die Stadt der Frauentürme nennt auch „Aeller"
ihr Eigen, Restaurants und Räume, die als künst-
lerisch vollwertige und höchst anziehende Leistung zu
bezeichnen sind, und allein schon der Unistand, daß
wir unter den Schöpfern derartiger Anlagen auf
den teuren Namen Seidl treffen, würde einer ab-
X55. Restaurationssaal in
ff ans
Gcisclgastclg. ausgeschnittene Füllungen int Dachwcrk non
und August Erl ach er, München.
fälligen Aritik den allgemeinen Verhältnissen gegen-
über die Schärfe nehmen. Trotzdem kann im In-
teresse der Stadt, im Interesse des betreffenden Be-
sitzers uttd unter Währung der künstlerischen Inter-
essen nicht dringend genug geraten werden, neu zu
erbauenden Etablissements stets eine vornehme, wo-
möglich bodenständige, eine Gestaltung zu geben,
die der Fremde in München, und init Recht,
direkt sucht.
Es freut uns deshalb, heute von der Einkehr
Geiselgasteig Näheres berichten zu können, die, wie
auch das begleitende Bildmaterial dartut, den speziell
heimatlichen Tharakter betont. Zuerst einige Morte
über die Landschaft, in der der Bau sich befindet.
Mir bitten den Leser, uns ins Isartal folgen zu
wollen. Das gehört, wie bekannt, mit zum hübschesten
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