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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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vom Büchermarkt.

247. Sarkophag, in Kupfer getrieben und patiniert. Entwurf von Karl
Bauer, Ausführung von Jos. Sch meid l; Modell von Bruno Diamant,

München.

musterhaft schöne Ausstattung und die treffliche Aus-
wahl — soweit sich dies aus der uns vorliegenden
s. Lieferung erkennen läßt — zu freuen und die
Hoffnung auszusprechen, daß die Fortsetzung des
Anfanges würdig werde. 6.

anitz, Katechismus der Ornamentik. Leipzig

002. 6. Auflage. Webers illustrierte Aate-

chismen. (07 Abb., 05 5.)

Wohl nur der allgemeinen Beliebtheit, der sich
Webers illustrierte Katechismen überall feit Jahren
erfreuen, hat es Aanitz' Ornamentik zu verdanken,
daß sie bereits in sechster Auflage erscheinen konnte.
Denn im allgemeinen wird man sich mit der Be-
handlung, die der anregende und schmiegsame Stoff
hier erfahren, durchaus nicht einverstanden

erklären können. Schon die Verteilung des

Materials ist in ihrer vollkommen willkür-
lichen Anordnung keineswegs einwandfrei.
Fernliegende Perioden, die für uns lediglich
von historischer Bedeutung sind, wurden breit
und weitschweifig ausgeführt, während an-
dere Gebiete, so z. B. die neuere Kunst, die
uns doch in jeder Weise näher steht, recht
stiefmütterlich behandelt worden ist. Die ganze
moderne Bewegung vollends, deren erfreu-
lichste Leistungen doch gerade in der sinn-
gemäßen Anwendung des Ornaments gipfeln,
ist mit einigen wenigen Zeilen ^abgemacht.

Dabei ist die knappe Charakterisierung eben
dieser Perioden nichts weniger als gelungen!
Besonders aber das Kapitel „Der Barock-,

Rokoko- und Zopfstil" wimmelt von Un-

richtigkeiten und Entstellungen. Nach-
dem man sich endlich einmal — seit
Zahns epochalem Aufsatz „Barock-,
Rokoko- und Zopfstil" — über die
Abgrenzung und fachmännische Be-
nennung dieser so lange mißachteten
Stilperioden geeinigt hatte, bedeutet es
schon einen sehr bedauerlichen Rück-
schritt, wenn man — wie Kanitz tut —
wieder in den alten Wirrwarr verfällt.
Zhm ist der „Zopfstil" noch die „Ent-
artung der Künste", Bernini ist ihm der
Künstler, der „an der Verbreitung des
Rokoko" (!!) wesentlichen Anteil hatte.
Solche fast spaßhaften Ansichten treffen
wir in dem kleinen Büchlein die Fülle!
Nur noch eine Probe: Als Faktoren,
welche die „Entstehung" (!) der Renais-
sance begünstigten, zählt der Verfasser
in der einen Antwort Guttenbergs Er-
findung, die Reformation, die vom Mailänder Erz-
bischof Carlo Borromeo (f 08H) geführte kirchliche
Reformpartei, die Entdeckung Amerikas usw. auf,
während er bereits ein paar Zeilen später die Ent-
stehung des Stiles in den Beginn des 0. Jahr-
hunderts setzt.

Liegt eben schon in der Methode, alle wissen-
schaftlichen Materien auf das Prokrustesbett von
Frage und Antwort zu spannen, eine bedenkliche
Gefahr, so wird diese noch bedeutend gesteigert,
wenn, wie hier, eine derartige Unzahl von Irr-
tümern und Fehlern unterläuft. Ein solches Buch
wird gerade in den Kreisen, in denen die Katechis-
men bisher ihr dankbarstes und eifrigstes Publikum
gefunden haben, weit mehr Schaden und Verwilde-

248. Getriebene Meffingfüllung. Entwurf von B. E. v. B e r l e p sch,
Ausführung von Jos. Schmeidl, München.

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