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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0158

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Ehronik des Bayer. Runstgewerbevcrcins.

über bewahrte er — und das ist
eben das Große an ihm — seine
eigene Sprache, seine Selbständigkeit.
Nach seiner Rückkehr schuf er (^zz
bis die Orgelempore im Dom
zu Florenz, später gemeinsam mit
Michelozzo Michelozzi die Ranzel
an der Außenecke des Domes zu
Prato (w*— JH38), die beide seine
freie realistische Auffassung darlegen.
Sein Ruf drang durch ganz Italien.
So führte er u. a. für Neapel ein
fürstliches Grabmal ans, für Padua
einen Altar in St. Antonio, und
vor dem Dom die herrliche Erz-
statue des Gattamelata, die erste
Reiterfigur der Renaiffanoe. Seine
Stellung als Reliefbildhauer war so
eigenartig, daß vasari init Recht
sagen konnte, daß man alle, die
nach Donatellos Wirken in Relief
arbeiteten, als seine Schüler be-
zeichnen könne. — Die gediegenen,
mit großemBeifall aufgenommenen
Ausführungen des Redners waren
durch eine große Reihe trefflicher
Photographien unterstützt.

Sechster Abend — den (3. De-
zember — Vortrag von Major a. D.

I. Baumann über seine „Reise-
erinnerungen aus Maze-
donien u n d T h essa li en". Der
Vortragende geleitete die Zuhörer
zuerst auf das im Nordwesten
von Mazedonien gelegene Amselfeld
(Rossowo polje), das von jeher und
immer wieder das Rampffeld für
streitende Völker bildete, und wo
durch die große Schlacht von: Jahre
t389 das Serbenreich in Trümmer
ging, worauf die Türken fortan die
unbestrittenen Herren im füstöst-
lichen Europa blieben, Hier ist auch
der Schauplatz, wo jedes Jahr,
wenn der Frühling kommt, die allzeit
unbotmäßigen Albanesen gegen die
Pforte und deren Vertreter Aufstände
erregen. Vom idyllisch gelegenen
Orte Raraferia und vom Grenzorte Elassona ritt der Reisende
über den Meluuapaß nach Thessalien, um hier zunächst das
altgerühmte Tal Tempe, Pharfala und die im Westen von
Griechenland am Fuße des Pindus und hoch oben auf schier
unzugänglichen Felsen gelegenen Meteoraklöster anfzusuchen, zu
denen man meist auf hohen schwebenden Leitern emporklimmen
muß. Am Schluffe seines durch Lichtbilder erläuterten Vor-
trages schilderte der Redner den Schauplatz des Thermopylen-
kampfes am Fuße des Oetagebirges, um dann über das auf
den Vorhöhen des Parnasses gelegene heilige Delphi heimzu-
kehren. Wie immer, so erntete auch dieses Mal der Vortragende
durch seine lebendigen, von anschaulichen Lichtbildern begleiteten
Schilderungen den lebhaftesten Beifall.

Zeichnung von H. Rirchmayr, Innsbruck-Wilten.

Siebenter Abend — den 3. Januar — Vortrag des Prof.
Di-. K. Giesenhagen über „Verborgene Schönheiten im
Pflanzenreich". In der Einleitung erinnerte Redner daran,
wie man sich früher die ganze Natur beseelt gedacht hatte, wie
dann — um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts — die
materialistische Auffassung, welche die lebendige Natur rein
chemisch betrachtete, die Herrschaft erlangte und Du Bois-Rey-
inond über das Wesen der Lebensvorgänge sein berühmtes
»ignorabimus« aussprach, — und wie später wieder idealere
Anschauungen Platz griffen, die dann im Zusammenhang mit
mikroskopischen Untersuchungen auch der Schönheit der Pflanzen-
welt ihr Augenmerk zuwandten. Welch eine Summe unge-
hobener Schätze für den Ornamentiker, Musterzeichner, Gold-
schmied rc. noch in der niederen Lebewelt verborgen ruht, darauf

256. Füllung (Motiv: Sanddorn);

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