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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

257. Spieltisch (aufgeklappte Tischplatte), aus der deutschen Fachschule
für Drechsler und Bildschnitzer in Leipzig.

haben schon Schricker, tfäckel, Anheißer u. a. hingewiesen; auch
was der Vortragende in Lichtbildern nach Pflanzen- und
Pflanzenteilchen — an Pollen der Staubfäden, Pflanzen des
Plankton, Diatomeen, Pilzen ;c. — an die Wand projizierte,
bot eine solche Fülle von Motiven, daß mancher, der bisher
derartigen Betrachtungen ferne gestanden war, die Anregung
niit nach kfause genommen haben wird, selbst in der kleinen
Lebewelt Umschau zu halten, wenn auch — wie der Redner
am Schluß seines beifällig aufgenommenen Vortrags bemerkte
— die Geheimnisse der Natur unergründlich sind.

Achter Abend — den ;o. Januar — Gesellige Unter-
haltung, verbunden mit einer Fachausstellung von alten Posa-
menten und einer Ausstellung ferner von projektierten und aus-
geführten Arbeiten des verstorbenen Professors Leonh. Rom eis.
Die Posamentenausstellung, deren Vorführung den Bemühungen
des lherrn Zenkert zu verdanken war, entstammte den Samm-
lungen der Frau Gutsbesitzer Sxengel; die Sammlung wird
zusammen mit den prächtigen Stoffen usw. demnächst versteigert
werden. Auch die zweite Ausstellung, zum ehrenden Andenken
an Prof. Romeis veranstaltet, war sehr reichhaltig: Photo-
graphien, Zeichnungen, Pläne und Modelle gaben ein schönes
Bild von der Schöpferkraft des verstorbenen, lferr Prof,
tfocheder widmete sich hier der Aufgabe, in kurzen Zügen das
Leben und Schaffen des Dahingeschiedenen zu schildern. Der
weitere gesellige Verlauf des Abends brachte sodann noch Ge-
nüsse edelster Art. Konzertmeister Karl Edelmann erschien
vor den Anwesenden mit seiner Geige und zeigte durch sein
wunderbar einfaches und tiefempfundenes Spiel sich als ein
vollendeter junger Meister feiner Kunst. Als eine nicht minder
vollendete Sängerin erschien ferner des Künstlers Gattin. Was
endlich Bildhauer Bradl zu bieten sich angelegen sein ließ,
bewies, daß der volle Münchener Künstlerhumor bei uns immer
noch ausgezeichnet in Blüte steht.

Neunter Abend — den \7. Januar — Vortrag von Kon-
servator Vr. W. A. Schmid über „Die Denkinalspflege

in Bayern" bzw. über „Die (Organisation und
Wirkung der Denkinalspflege in Bayern".
Bei der Denkmalspflege handelt es sich lediglich um
die rein historischen Denkmäler, soweit sie etwa seit
dem Jahre ;ooo entstanden sind. Die Denkmals-
pflege ist nichts Neues, sondern hat schon im Air-
fang des Jahrhunderts bestanden, wie dies eine
Reihe von Verordnungen, vor allem aus der Zeit
Ludwigs I-, beweist. Nachdem seit *886 ein ge-
wisser Stillstand eingetreten war, kam bfand in bfand
mit der Gründung uiiseres Nationalmuseums unter
v. Aretins Leitung auch die Pflege der historischen
Denkmäler wieder in Fluß; in der Folge wurde
ein Generalkonservator ernannt. Die pflege der
Denkmäler, soweit sie öffentlich siild, ist neben den
Bezirksämtern, Regierungen und Ministerieii dem
Gutachteil des Generalkonservatoriums unterstellt.
Aus der Praxis der Denkinalspflege gab der Vor-
tragende u. a. humorvolle Schilderungen, denen zu
entnehmen war, daß pekuniäre Verhältnisse, bureau-
kratische Schwerfälligkeit uiid bisweilen auch Prüderie
der Tätigkeit des Generalkoilservatoriums hindernd
im Wege stehen. Trotz alledem aber dürfen wir
im allgemeinen mit dem Erreichbaren und Erreichten
zufrieden sein, besonders im kfinblick auf die trau-
rigen Verhältnisse, wie sie bezüglich der Denkmals-
pflege in (Österreich liegen. Redner schloß seinen
lehrreichen Vortrag init dein Wunsch, man möge einesteils
den Geistlichen, solaiige sie noch in der Schule sind, deil
Sinii für historische Kunstdenkmäler einpflänzen, andernteils
jungen Polytechnikern Gelegenheit geben, sich mit der Denk-
malspflege des näheren zu befassen und auch die Handwerker,
welche mit der Restaurierung betraut werden, in dementsprechen-
der Weise erziehen; darin könnten gerade Kunstgewerbe- und
Baugewerkschulen noch manches tun. Der fast zweistündige
Vortrag hatte die Zuhörerschaft in seltenem Maß gefesselt. —
An diesem Abend gelangte eine große Zahl Entwürfe zu vorsatz-
papieren, Bucheinbänden rc. von I. W. B er rer in Stuttgart
zur Ausstellung, welche vielfachen Anklang faiideil und von
denen einige Blätter in der Zeitschrift zur Vervielfältigung ge-
langen sollen.

258. Spieltisch (Platte), aus der deutscheil Fachschule für
Drechsler und Bildschnitzer in Leipzig.

Verantw. Red.: pirof. L. Gmelin.— Herausgegeben vom Barer. Aunstgewerbevereiu. — Druck und Verlag von R. Vldenbourg, München.
 
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