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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Skandinavische Museen: eine Reisestudie, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0211

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skandinavische Museen.

nennen die Anlage einer großen Windmühle samt
Nebenbauten. Auf einer Felskuppe sind weiter, zu
einem „Grafvardas" (Uirchhofe) vereinigt, auch die
bezeichnenden Erscheinungen des einfachen Grab-
denkmals vertreten, steinerne, eiserne, hölzerne, in
verschiedenster Gestalt und mit
manchem Anklang an religiöse
Vorstellungen, die dem Volks-
bewußtsein längst entschwun-
den sind und nur durch die
stets wiederkehrende Verwen-
dung bestimmter figuraler Er-
scheinungen, z. B. des Areises
s5onnenscheibe) daran erin-
nern, daß einst andere Zeichen
als das des Areuzes im Volks-
glauben die führende Stellung
innehatten. Eine Reihe von
Runensteinen mit linear ge-
haltener, durch rote Farbe ge-
höhter Zeichnung, von denen
einer hierneben abgebildet ist,
sind über das ganze Terrain
von Skansen verteilt?)

Bei den Häusern finden sich
natürlich, wie das bei einer so
wohlorganisierten Schöpfung
nicht anders zu erwarten war,
auch Nebenanlagen, wie sie
z. B. für die Bienenzucht früher
im Gebrauch waren; ebenso
hat die bäuerliche Gartensiora
ihre zweckentsprechende Be-
rücksichtigung gefunden. An
Stelle der geschnitzten, in
Mriginalkostümen steckenden

’) In Skansen wie in Bygdo und Lyngby bei Kopen-
hagen finden Vorlesungen populärer und wissenschaftlicher Art
statt. Außerdem werden diese Museen von den Schulen unter
Leitung der Lehrer besucht. Skansen enthält neben seinen
Bauten eine in großen Blöcken im Freien aufgestellte Samm-
lung aller in Schweden vorkommenden Gesteinsarten, die schwe-
dische Flora ist zum Studium angepflanzt; in einer großen
Menge von geschickt im Terrain verteilten Zwingern und
Käfigen ist endlich auch die ganze Fauna, vom Eisbären und
Braunbären, Luchs, Wolf, Elch ufw. bis hinab zu den kleinen
Strandläufern untergebracht. Außerdem befindet sich unmittel-
bar bei Skansen ein vorzüglich arrangiertes biologisches Mu-
seum, so daß also auf einem relativ kleinen Terrain alles bei-
sammen ist, was zum Studium der bfeimatkunde reforderlich
erscheint.

*) Der Autor dieses Berichtes gedenkt mit Freuden an
dieser Stelle der außerordentlichen Liebenswürdigkeit, mit der
ihm seine Studien überall in Skandinavien erleichtert wurden.
In Stockholm gilt dies speziell dem leider vor kurzem verstor-

Figurengruppen, wie sie in den Räumen des alten Nor-
dischen Museums gesehen wurden, treten in Skansen
lebende Menschen, die gleichzeitig den Aufseherdienst
verrichten, z. T. bildschöne, freundliche Dalekarlie-
rinnen, für manchen ebensosehr ein Grund zum Ver-
weilen in deti eigenartigen
Räumen als diese selbst. Zu-
zeiten finden auch größere
Volksfeste mit Aufführungen
nationaler Spiele, Gesänge,
Tänze statt, an denen sich
ganz besonders das Landvolk
rührig beteiligt. •— Bei solchen
Gelegenheiten findet man wohl
auch, auf hohen Felsbrocken
sitzend und von zahlreicher
Zuhörerschaft, Alten und
Zungen, umringt, eilten Mär-
cheirerzähler, der von Riesen
und Zwergen und Recken der
Vorzeit berichtet, Hazelius er-
achtet diese, von wissenschaft-
licher Seite oft angegriffene
Seite der pflege uitd Landes-
kunde für ebenso wichtig als alle
übrigen, in Skansen getroffenen
Einrichtungen, die den Forde-
rungen eines Volksmuseunis,
nicht denen gelehrter Anstalten
entsprechen sollten. Zweifels-
ohne liegt der Sache ein ge-
sunder Aern zugrunde, solange
sie sich iricht zur maskierten
Schaustellung auswächst.2)
v. Berlepsch-Valendäs.
(Schluß folgt.)

denen Direktor von Skansen, kserrn vr. Gunnar ksazelius, einem
Sohne des Begründers der Anlage, der nicht bloß alle Erleich-
terungen zwecks Vornahme der nötigen Arbeiten gewährte, son-
dern auch vorhandenes Abbildungsmaterial zur Verfügung stellte,
weiter kserrn Amanueusis A. Nilson und kserrn vr. Salin, dem
Direktor des Nordischen Museums, kferrn Ingenieur Algot
Friberg fei speziell für sein Entgegenkommen hinsichtlich mancher
Fragen über das Museum in Jönköping gedankt. Gleiches gilt
von Norwegen, tferr Amanueusis Fett in Kristiania unter-
stützte alle in Bygdo vorgenommenen Arbeiten in tatkräftigster
Weise, während der hochverehrte Leiter des Kunstindustriemuseums
von Kristiania, kserr Direktor vr. Grosch, innerhalb seines Be-
zirkes alle kfilsmittel, darunter auch eine Anzahl von Abbil-
dungen aus der Zeitschrift: Aorge i 19. Aarhundert (Verlag
von Kammermeier, Kristiania) zwecks Benutzung zur Verfügung
stellte. In gleicher Weise habe ich auch Herrn Direktor Vr. Bern-
hard Ghlsen, dem Begründer des Dänischen Volksmuseums in
Kopenhagen, und seinem Assistenten, Herrn cand. mag. Glrik
Jörgensen für vieles herzlichst zu danken. Der Vers.

370. Skansen. Runenstein aus christl. Zeit von
Linga in Södermanland. (*/15 der wirk!. Gr.)

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