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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Skandinavische Museen: eine Reisestudie, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0210

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Skandinavische Museen.

von Wohnlichkeit, Behaglichkeit in ausgesprochenster
Weise. Es ist eine künstlerische Leistung.

Konstruktive Meisterstücke sind die auf einem
System von Streben ruhenden „Klockstapel", Glocken-
türme, bei denen der eigentliche Turmkörper erst
in beträchtlicher Höhe über dein Boden beginnt.
Skansen enthält deren zwei, den Hasjöstapel und
Hällestadstapel (Abb. 365—367); die Zeichnung eines
dritten aus Söderköping (Gstgotland), der in seiner
Konstruktion von den beiden anderen vollständig
abweicht, in Abb. 368 u. 369- „Stapel" kommt von
stapeln, ausstapeln und bezeichnet speziell nur diese
Art von Glockentürmen; denn der geinauerte, mit
der Kirche verbundene Turm heißt Torn. Das
Ganze ist charakteristisch für ein Land, in dem Holz
während langer Zeiten sozusagen das einzige Bau-
material gewesen ist. Der überall zutage tretende
Granit war zum Bearbeiten zu hart. — Umfang-
reiche, weithin hörbare Läutewerke, deren erhöhter
Aushängepunkt gleichzeitig der Ausguck eines 'Be-
obachtungspostens sein kann, lassen sich nicht in
kleinen Türmchen unterbringen, mithin mußte man
schon zu ansehnlichen Dimensionen des Gerüstes
schreiten. Merkwürdig erscheint, daß dieses nicht
wie bei der norwegischen Stabkirche ummantelt
wurde, daß vielmehr bloß die äußeren Streben, die
übrigens konstruktiv belangloser sind als die inneren,
zum Teil kreuzweise übereinander laufenden, mit einem
hölzernen Schuppenüberzug — man möchte an die
Bildung der Tannennadel-Ansätze denken — versehen
wurden. Auf einem Steinsockel, der nicht als kon-
struktives Glied, sondern lediglich als Unterlage
dient (8,90 m Seitenlänge) liegt (beim Hällestadstapel)
das mächtige, in sich fest verspannte Schwellen-
quadrat; auf diesem sitzen zu äußerst je vier runde

368.

Stapel von
Söderköping

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Stockholm;
Skansen.








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NACH SAM2EUVS.














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Stämme von ^0 cm Durchmesser (ohne Verschalung),
und hinter diesen laufen die 30 cm starken Streben
kreuzweise empor, die übrigens nicht in ein ganz regel-
mäßiges System gebracht werden konnten, da an den
Kreuzungsstellen keine gegenseitige Verbindung zur
Anwendung kam. Nach außen sind diese Streben
lediglich durch Bretter vor dem Wetterschlage geschützt.
Ganz anders ist die durch eine Grundrißskizze erläuterte
Anlagedes Turmes von Söderköping, wo ein Kreuz mit
[ drei Qumunuen die Grundfigur bildet, „Hasjöstapel"
ist eine genaue Kopte des noch am alten Staitdorte
befindlichen farbig gehaltenen Originals. Die Holz-
ziegel des Daches über dem H>arterregeschoß blieben
naturfarben, gelb, jene der oberen Turmteile bekamen
einen rötlichen Ton. Das gedrechselte Gitterwerk
zwischen den Schuppensäulen ist grün, die Horizontal-
verbindungsstücke rot init weißer Einfassung, das
Achteck unter der Zwiebel gelb mit blauen Feldern,
die Hohlkehle unter der Spitze rot. Das wirkt ab-
wechslungsreich, einheitlich, keineswegs bunt.

Außer den hier aufgeführten typischen Erschei-
| nungen der schwedischen Volksbaukunst wäre noch zu
 
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