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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Destouches, Ernst von: Münchens Stadtwappen und das Münchner Kindl
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0281

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Münchens 5tadtwappen und das Münchner Kindl.

^97. Münchener Stadtsiegel aus dem

Jahre ;2?4 (Regiernngszeit ljerzog
Ludwigs des Strengen).

köpf mit aufhabender Kukulle
(Gugel, Kapuze) und darüber
schwebend einen nach links
gewendeten halben Adler;
letzterer wurde teils als der
älteste wittelsbachische, teils
als jener der Grafen von Andechs
bezeichnet, in deren Ambachtsbezirke
München damals gelegen, und in
jüngster Zeit voit Baumann als
der Welfifche.

Die gleichfalls noch aus dem
j3. Zahrhundert erhaltenen Stadt-
fiegel von {255, {268, \27% {2()5 und H300, voll-
ständiger als das erste, zeigen das aus Ziegel
steinen erbaute Tor ganz utid mit zwei Türmen
flankiert, den Adler rechts sehend und die Um-
schrift: »SIGILLVM CIVITATIS. MONACENSIS«
führend (Abb. qch7).

Dom Jahrhundert an treten wesentliche
Veränderungen iin Stadtsiegel ein. So erscheint auf
jenem von I5s5 (Abb. 4.98) der Mönch mit Aukulle
in ganzer Figur mit segnender (oder schwörender)
Rechten; auf dem Tore statt des Adlers ein nach
rechts horizontal schreitender Löwe (aus dem Wappen
des damaligen Landesherrn aus dem fjaufe Mittels-
bach, Herzog Rudolf I.) und an das Tor ange-
schlossen der Teil einer Stadtinauer, wohl um anzu-
deuten, daß unter jenem Herzoge (im Zahre 1301)
man München mit einer (zweiten) Stadtmauer zu
umgeben angefangen hatte.

Zn dem nächsten und schönsten Siegel von 1330
(Abb. ^99) zeigt sich das Stadttor beiderseits mit
Mauern, der en face stehende Mönch barhäuptig
mit segnender Rechten, in der Linken ein Buch (Brevier
oder Evangelium) haltend, und der aus dem Tor
nach rechts aufsteigende Löwe gekrönt, letzteres
Moment von Kreimer auf Ludwig des Bayern
‘Krönung zu Rom im Jahre f328 gedeutet.

Nach den Zeiten Kaiser Ludwigs, bis (808,
wurde das Stadtwappen auf den Siegeln meist
nur mehr in reduzierter Form (Abb. 300), der Mönch
im Schilde, angewendet und zwar noch J388 in Profil
mit Kukulle, während des f5. bis f8. Zahrhunderts
en face und barhäuptig; dafür
aber mit einem Heiligenschein aus-
*j|Ä gestattet.

Erst aus dem f5. Jahrhundert
stammen die ältesten Abbildungen
des Stadtwappens in Farben,
die sich bis auf die Gegen-
wart erhalten haben.
Damals schon begannen
die Züge der Wappen-
figur ihren ursprünglich
ernsten, männlichen Eha-
rakter immer mehr zu
verlieren, das Gesicht
wurde immer jugend-
licher, zum Teil mit gekraustem
Haare dargestellt, dem schwarzen
Talar des Benediktinermönches ward
ein, den: Geschmack und der Stil-
richtung der folgenden Zahrhunderte
entsprechender Zuschnitt gegeben,

499. Münchener Stadtsiegel aus dem Jahre ;330 (Regierungs-
zeit Kaiser Ludwigs des Bayer).

498.

Münchener
Stabtfiegel
ans dem
Jahre ;3>3
(Regiernngs-
zeit Oerzog
Rudolfs I.).

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