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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Destouches, Ernst von: Münchens Stadtwappen und das Münchner Kindl
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0282

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Münchens Stadtwappen und das Münchner KtitM,

ja er wurde sogar zu einem mit
goldenen Rändern verbrämten
Levitenrocke umgestaltet.

So erfuhr in der Renaissance-
periode das Stadtwappen eine
besonders reiche Ausgestaltung
(Abb. 502—5)0), während das
Stadtgrundbuchsiegel von \ 786
schon wieder nüchterne Formen
zeigt (Abb. 5))).

Im Jahre ) 808 verlieh Rönig
Maximilian Joseph I. der
Stadt „wegen der erprobten Treue
uitd Anhänglichkeit an ihn und
sein paus" ein ganz neues Wap-
pen, bestehend in einem offenen
Portal mit zwei dorischen Säulen,
über dessen Schwibbogeit eine
Rönigskrone ruhte, während un-
ten zwischen den beiden Piede-
stalen ein streitfertiger, linkssehender ungekrönter Löwe
staitd, mit der rechten Pranke ein blaitkes Schwert,
mit der linken einen silbernen Schild haltend, worauf
die lafurne Rönigsinitiale N sich befand (Abb. 5)2).
Statt letzterer wurde aber, im Jahre )8)8, auf
Bitten der Bürgerschaft, wieder der mit der Rukulle
bekleidete Mönchskopf in Profil in den silbernen
Schild gesetzt (Abb. 5)5).

Auf neuerliche Vorstellung der Bürgerschaft gab
Röntg Ludwig I. durch Reskripte dann vom Jahre
)83() und )855 der Stadt wieder
ihr altes Wappen, wie sie es zu
Raiser Ludwigs Zeiten geführt
hatte, zurück, genehmigte ihr auch
den Gebrauch eines nach dein
Muster von )388 abgekürzten
Siegels für kleinere Ausfer-
tigungen, den Mönch mit Rukulle
in Profil (im blauen Felde), hier-
bei eigenhändig bemerkend: „wie
gerne er die von seinem Vor-
fahren, Raiser Ludwig dem Bayer,
seiner Hauptstadt München als
Auszeichnung verliehenen schwarz-
gelben Wecken (Stadtfarben) dieser
braven Stadt zurückerstatte". Ts
muß übrigens hier bemerkt werden,
daß ein urkundlicher Nachweis
darüber, daß Raiser Ludwig der
Stadt München ihr Wappen oder
ihre Stadtfarben verliehen habe,
nicht existiert. — Da schon im
Jahre 1)858 Mesner und später

Wolf und Mayrfels sich gutacht-
lich dahin geäußert, daß der
Schild des Stadtwappens nicht
blau, sondern silbern sei, ge-
nehmigte R ö n i g Ludwig II.
im Jahre )865 der Stadt die
Führung eines silbernen Schil-
des, sowie, daß zur Repräsen-
tation der althergebrachten Stadt-
farben, die Dachziegel der
Türme schwarz und gelb
geweckt dargestellt werden
dürfen.

Auf dieser Genehmigung
Rönig Ludwig II. beruht denn
auch das von der Stadt noch
heute geführte große und kleine
Wappen, für welche sich dem-
nach folgende Blasonierung er-
gibt und zwar für ersteres:
„Auf silbernem Schilde ein offenes altdeutsches
Stadttor, von zwei Türmen und einer Stadtmauer
in Ziegelbau flankiert, die Turmdächer schwarz und
gelb geweckt und mit goldenen Turmknöpfen ver-
sehen; unter dem Tore ein aufrecht en face stehen-
der, barhäuptiger, tonsurierter, rotbeschuhter Mönch
im schwarzen Talar, die Rechte segnend erhoben
und mit der gleichfalls erhobenen Linken ein rotes
Buch emporhaltend; über dem Tor ein nach rechts
aufsteigender, gekrönter goldener Löwe mit rot aus-
gefchlagener Zunge und aufge-
richtetem Schweife" (Abb. 5)5);
für letzteres:

„Auf silbernem Schilde ein auf-
recht stehender, nach rechts sehen-
der, tonsurierter, rotbeschuhter
Mönch in schwarzem Talar mit
aufhabender Rukulle, die Rechte
segnend erhoben und mit der
gleichfalls erhobenen Linken ein
rotes Buch emporhaltend" (Abb.
5)6).

Was die seinerzeit zu einem
Streitpunkt gewordene Tinktur
des Schildes und die mit ihr in
Zusammenhang gebrachte Frage
der Stadtfarben betrifft, so hat
die S i l b e r f a r b e allerdings in
den ältesterhaltenen farbigen Ab-
bildungen wie auch in der Mehr-
zahl der späteren vorherrschend
Anwendung gefunden, so in jener
des Loci. Urb. Monac. XIII des

500. Münchener Stadtsiegel aus dem Jahre
>288 (Regierungszeit Herzog Johanns I.).
(Abb. —500 nach Wilh. v. Bergmann,

Geschichte der Stadt München, :?82;
(Originalgröße.)

50(. Tartsche aus dem (5. Jahrhundert
mit dem gemalten Wappen der Stadt
München, im Bayer. Nationalmuseum.

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