Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

DOI Artikel:
Unsere Bilder
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0305

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dom Büchermarkt.

Nürnberg (in mehreren Größen und nach verschie-
denen Modellen); die Gravier- und Prägeanstalt
Karl Pöllath (Inhaber Georg pitl) in Schroben-
hausen bereitet eine Schillermedaille vor nach Modell
von Fritz Christ, München. — Im Anschluß an
die Rudolf Mayersche Schillermedaille bringen
wir noch dessen Schopenhauermedaille (Abb. 56^
und 565), die die Züge des grübelnden Philosophen
trefflich zur Anschauung bringt.

(Vom (KüchermarßL.

moderne Landhaus und seine innere Aus-

stattung. 220 Abbildungen moderner Land-
häuser aus Deutschland, Österreich, England und
Finnland nebst Grundrissen und Innenräumen. Ver-
lagsanstalt F. Bruckmann, A.-G., München
Preis 5 M.

Wir geben zunächst dem Vorworte des Werkes
recht, das ausführt, wie der vorliegende Band nicht
nur den Berufskreisen, sondern auch Laien will-
kommen und nützlich sein wird. Das Buch erhebt
übrigens keineswegs Anspruch darauf, „eine er-
schöpfende Übersicht alles dessen zu bieten, was tüchtige
Architekten in den letzten Jahrzehnten auf diesem
Gebiete geschaffen haben; es gibt nur eine Auswahl
verschiedener Typen der besten modernen Landhaus-
architektur, die in diesem Zeitraum in Deutschland,
(Österreich, England und Finnland entstanden ist".
Text enthält das moderne Landhaus nicht, was
schon insofern zu bedauern ist, als man sich so über
die malerischen Werte der einzelnen Objekte, ihre
Farbengebung nicht zu orientieren vermag. Im
übrigen, auch hinsichtlich der Reproduktionen, entspricht
das Werk durchaus und ist schon deshalb als inter-
essant zu bezeichnen, als es Vergleiche zwischen dem
künstlerischen Schaffen einzelner Nationen anzustellen
ermöglicht.

Die überaus reichlichen Bildergaben sprechen
eine beredte Sprache .... Unsere Zeit hat Form,
hat Farbe gewonnen, wir schauen sie selbst, wenn
wir diese Däuser, die mit Sorgfalt angelegten Gärten,
die diversen Innenräume, Möbel, Kleinigkeiten be-
trachten; wir fühlen uns in bekannter Gesellschaft,
ob wir jetzt Österreich, Deutschland oder England
unseren Besuch abstatten, und wir fühlen uns
nirgend arm an Schönheit! Dies mögen besonders
jene beachten, die stets davon reden, wie es in
unserer Epoche um künstlerische Dinge so schlecht
bestellt sei.

Sie haben ja scheinbar recht, und doch tausend-
mal unrecht. Wohl ist es wahr, es werden in den
jetzigen Tagen keine Nibelungen-Epen mehr gedichtet,

geschrieben, keine Tragödien, die uns erheben, wenn
sie uns zermalmen, keine Historienbilder ä la piloty
gemalt, keine kunstgewerblichen Seltsamkeiten ge-
schaffen, wie sie früher, die Frucht langer emsiger
Jahre, die Zelle eines Klosters rc. verließen, und ge-
wiß schauen wir uns auf dem Felde der Architektur
vergeblich nach Äußerungen eines monumentalen
Geistes um, wie er in der Antike mächtig war
. . . aber andere Zeiten, andere Taten. Eine andere
Kunst. Muß sie deshalb minder fein, weil sie andere,
neue Formen liebt? Wir verweisen statt aller Ant-
wort nur auf unsere zu hoher Blüte gelangte Land-
schaftsmalerei, auf die literarische Skizze, formvoll-
endeten Essays, die moderne tausendtönige Lyrik, auf
die Gewerbekunst, der gegenwärtig die ersten Künstler
ihre Kräfte widmen; wir verweisen in der Architektur
aus den modernen Privatbau, aus das Landhaus.

Dieses erfreut sich nun auch in Deutschland,
wenn auch noch nicht sehr lange, einer besonderen
pstege. Es mußte so kommen, und nur das Gegen-
teil könnte unsere Verwunderung wachrufen, dagegen
regt der Umstand zum Nachdenken an, daß gerade
hier — auf den: Gebiete des Landhausbaues —
scheinbar wie von selbst sich neue Formen zu alten Auf-
gaben fanden, daß wir da einen architektonischen
Niederschlag unserer Zeit vor uns sehen, prägnant
und vollauf befriedigend. Denn unsere neueren
Villen ic. — von Entgleisungen sehen wir ab —
zeigen in der äußeren Gestaltung wie in der inneren
Durchführung so harmonische Züge, sind so wohnlich,
traulich und ansprechend gehalten, daß wirklich nichts
mehr zu wünschen übrig bleibt.

Davon kann sich nun jeder, der das Bruck-
mannsche Werk durchblättert, selbst überzeugen.

Um nun allen Künstlern, die beigesteuert haben,
den deutschen und anderen, gerecht zu werden, müßte
man fast das ganze Verzeichnis abschreiben, und doch
wäre mit der einfachen Auszählung von Namen
nichts getan. Wir begnügen uns daher, zu konsta-
tieren, daß das Bild der jeweiligen nationalen Bau-
weise mit Glück herausgearbeitet erscheint. Die
deutsche zeigt am meisten Variationen ... kein Wunder,
denn von jeher schuf der deutsche Künstler eigen-
artig, ja eigensinnig. Ein Kunstwerk in des Wortes
edelster Bedeutung ist das in dieser Abteilung ge-
brachte, wundervoll harmonische Landhaus Ober-
hof in Tölz von Professor Gabriel v. Seidl. Auch
Professor Emanuel Seidl ist gut, doch viel zu wenig
vertreten, was wir um so mehr bedauern, als ja ge-
rade dieser feinfühlige Künstler auf eine so glänzende
Reihe von ländlichen Bauten zurückblicken kann.

Nach Deutschland kommt das elegante Österreich
zu Worte ... da ist alles dekorativ-wirkungsvoll,

266
 
Annotationen