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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Ule, Karl: Musivische Kunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0328

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Musivische Kunst. II.

595. Mosaik in der Kaiser Wilhelm - Gedächtniskirche; nach Entwurf von Ernst Pfannschmidt, Rom, ausgeführt von der
Deutschen Glasinosaik-Gesellschaft, Puhl & Wagner, Rixdorf-Berlin. (Links der Vriginalkarton, rechts ein Teil

der ausgeführten, im Spiegelbild erscheinenden Mosaik.

tenen Vortrage: „Durch Anregung und Ermutigung
machten sich besonders verdient die Herren Geh. Reg.-
Rat Prof. Lessing und Prof. Ewald von: Rgl. Kunst-
gewerbemuseum zu Berlin, sowie die Herren Freih.
v. peeremanu und Dir. Goldschmidt, welche durch
ihre Reden im Abgeordnetenhause das Interesse der
Regierung erweckten, und es boten die unter den:
Protektorate unseres kunstsinnigen Aaisers und der
Aaiserin entstehenden Airchenbauten ein weites Feld
jur Entfaltung dieser monumentalen Form der
Malerei." (Schreiber dieses darf leider aus eigener
Erfahrung behaupten, daß, wer in München zu
gleicher Zeit wie die Rixdorfer die Einführung mu-
sivischer Aunst erstrebte, nicht auf dieselbe wohl-
wollende Unterstützung, wie sie jene erfahreit haben,
zurückblicken darf.)

Zum Schluß sei noch darauf verwiesen, welche
Stellung die Mosaikkunst der Raumkunst gegenüber
einzunehmen hat. Sie soll sich niemals zur selb-
ständigen Runstleistuug entwickeln, sondern sie soll
sich immer dem ihr von der Architektur angewiesenen
Rahmen unterordnen. Innerhalb dieser Grenze mag
sie ihre Eigenart entfalten. Mehr der Znnenraum
als Außenwände sollen für sie in Betracht kommen.
Mechanisches Rönnen und künstlerisches Empfinden
des Mosaikers müssen sich verbinden, der beabsich-
tigten Wirkung zur vollen Geltung zu verhelfen, ohne
der Mosaiktechnik selbst Gewalt anzutun. Ze mehr
der Mosaiker das ihni zu Gebote stehende Material
beherrscht, um so weiter wird das Feld werden, das
sich seiner Tätigkeit erschließt.

Es ist im vorstehenden zwar nur der „Glas-
stiften - Mosaik" gedacht worden, daß aber auch
das zu Glasfenstern verwendbare Tafelglas zu
musivischem Schmuck herangezogen werden kann,
wird wohl einleuchten, wenn man bedenkt, daß
das Material ein ähnliches ist. Zum Unterschied
könnte diese Technik „Flach - Glasmosaik" genannt
werden.

Nur kurz sei noch berührt, daß das Glas über-
haupt wegen seiner Widerstandsfähigkeit allen atmo-
sphärischen Einwirkungen gegenüber und wegen der
mannigfaltigen Gestalt und Farbe, die ihm verliehen
werden kann, zur Perstellung farbigen und dauer-
haften Wandschmuckes ausgiebiger als bisher ver-
wendet zu werden verdient. Insbesondere kann das
Glas außer zur Perstellung in sich geschlossener
Mosaikflächen auch als in Wände und Decken ein-
gestreute musivische Flecken oder eingelegte Linien
auftreten^); ein ähnliches Verfahren hat die
Rünstlerfamilie der Rosmaten schon bei Dekoration
von Bäulenschäften, Altären u. dgl. in Anwendung
gebracht. *)

*) Der Verfasser des obigen hat an seinem eigenen
lsause einen sehr bemerkenswerten, der Nachachtung zu emp-
fehlenden versuch in dieser Richtung unternommen (Abb. 58<0;
das Fenster des ersten Stockes über dem Ijaupteingang ist mit
einer Würfelmosaik eingefaßt, über welcher sich, die Fenster der
beiden folgenden Stockwerke umschließend, ein Brnamentstreifen
entwickelt, dessen breite aus Wandxutz bestehenden Umrisse mit
farbigem Glas (blau, blaugrün, gelb und weiß) ausgelegt sind.

Die Schriftleitung.

so?
 
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