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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Ule, Karl: Musivische Kunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0327

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Musivische Ärmst. IX.

594. Mosaik aus dem Badezimmer
des Schlosses Beggen bei Luxemburg;
nach Aartous von Bembs, Mainz,
ausgefiihrt von der Deutschen
Glasmosaik-Gesellschaft, Puhl
& Wagner, Rixdorf-Berlin.
(Bezeichnendes Beispiel sür die im
Atelier in Liuzelstücken erfolgende

Herstellung des Mosaikbildes, indem

die Trennungsfugeu zwischen den Einzelstiicken vielfach sehr deutlich wahrzunehmen sind.)

Beweis wohl noch nicht erbracht wurde. — Mir
geben doch erfreulicherweise heute einem in Metall
getriebenen Gegenstand den Vorzug, wenn die Treib-
arbeit daran erkenntlich, wir schätzen eine Schlosser-
arbeit höher, wenn der pammerschlag und die ganze
Technik des Schmiedens daran sichtbar ist. Ganz
so muß auch das Mosaikbild unter allen Umständen
das Gepräge des musivischen Gefüges tragen. Je
größer dabei das Können des ausübenden Künstlers
ist, um so mehr werden die auferlegten Schranken
dem Merke zugute kommen. Daraus ergibt sich,
daß bei Ausführung von Mosaikbildern mehr künst-
lerisch befähigte als mechanisch gedrillte Arbeitskräfte
zur Verwendung kommen sollen. Die musivische
Kunst wäre wahrlich ein weites Feld zur Betätigung
für unsere auf Kunst- und Kunstgewerbe-Schulen heran-
gebildeten jungen Künstler. Aber noch ist dieser
Kunstzweig nicht einmal in den Lehrplan solcher
Schulen ausgenommen.

Werfen wir noch einen Blick auf die Werkstätten
und Künstler, die seit Salviati, dessen Anstalt im
Jahre (859 begründet wurde und unter dem (876
veränderten Namen Societä musiva Veneziana bis
auf den heutigen Tag fortbesteht, mit der nrusivischen
Kunst bzw. mit der Glasmosaik sich beschäftigten,
so verdient zunächst Albert N e u h a u s e r in Innsbruck
als einer der ersten, der außerhalb Venedigs diese
Kunst betrieb, einer ehrenvollen Erwähnung (Abb.585).
Sowohl in dessen Anstalt als in die in Petersburg
und Paris zu gleicher Zeit errichteten Institute wurden
italienische Künstler berufen. In Innsbruck war es
Luigi Solerti, ein tüchtiger Fachmann, der später
nach München übersiedelte, um hier an der Begrün-
dung einer Münchener Mosaik-Kunstanstalt — pof-

Mosaik-Kunstanstalt S. Theod. Rauecker in Solln
(Abb. 587—590) — teilzunehmen. Von anderen
derartigen Unternehmungen (von der des Ver-
fassers— Abb. 580~58((: — abgesehen) seien noch
die von Johann Odorico in Berlin, von pellarin
& To. in Rixdorf, von Otto Vittali und von Adolf
Schell in Offenbach, von Anton Gobbe in Ehren-
feld bei Köln und die von Joseph Pfefferle in
Zirl (Tirol) erwähnt.

Überall begegnen wir bei den im Norden und
insbesondere auf deutschem Boden entstandenen Mo-
saikwerkstätten einer gewissen Abstammung von ita-
lienischer Kunst. Dieser Zusammenhang macht sich
mehr oder weniger auch in den Merken bemerkbar.
Etwas selbständiger und unabhängiger von solchem
Einfluß hat sich die deutsche Glasmosaik-Gesellschaft
von Puhl und Wagner in Rixdorf bei Berlin
entwickelt. Sie hat das Verdienst, sich auch darin
sehr bald vollständig unabhängig von Italien ge-
macht zu haben, daß sie das in ihrem Betriebe zur
Verarbeitung gelangende Material selbst anfertigt.
Übrigens hat diesen Schritt zur Selbständigkeit auch
Neuhauser in Innsbruck und nach ihm die genannte
Münchener Mosaik-Kunstanstalt getan. Es sind das
erfreuliche Anzeichen dafür, daß über kurz oder laug
die deutsche Aiosaikkunst volle Unabhängigkeit von
italienischen Einwirkungen erlangen werde, pat doch
das Rixdorfer Unternehmen bereits einen Achtung ge-
bietenden Umfang angenommen (Abb. 59 (—595). Es
hatte sich aber auch, als es vor ungefähr (5 Jahren
begründet wurde, des Wohlwollens und der Unter-
stützung fast aller einflußreichen Stellen Berlins zu
erfreuen. So erzählte A. Wagner, Mitinhaber der
erwähnten Firma, selbst in einem in Berlin gehal-

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