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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Gmelin, L.: Leonhard Romeis
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0345

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Leonhard Romeis f.

6j(8. Treppengeländer aus dom lhause Liebig; nach Entwurf
von f Lconh. Ho in eis modelliert von 21. pmsfa.

Nationalmuseum,—■ wo er (s89^) mit Gabr. Seidl
und Gg. pauberrisser zu einer engeren Konkurrenz
eingeladen worden war — und bei dem Wettbewerb
um die Erweiterung des Bremer Rathauses ((904).
3a, seine Beteiligung an dem Bremer Wettbewerb,
der leider für Romeis erfolglos verlief, ist wohl
darauf zurückzuführen, daß die Aufgabe geradezu
den Anschluß an die deutsche Frührenaissance bzw.
an die Spätgotik zu fordern schien.

Es war ihm nicht befchieden, einen Monu-
mentalbau in seinem Lieblingsstil zu errichten; sein
bedeutendstes Werk, die St. Bennokirche, ist aber ein
unwiderleglicher Zeuge dafür, daß er weit entfernt
war von einer stilistischen Einseitigkeit, daß er viel-
mehr auch mit den Formen des früheren Mittelalters

unumschränkt zu schalten wußte. Die eingehende
Betrachtung, welche unsere Zeitschrift vor einigen
Jahren 9 der Kirche gewidmet hat, enthebt uns der
Ausgabe, an dieser Stelle aus Einzelheiten des weiteren
einzugehen. Doch sei ergänzend bemerkt, daß der
Bauauftrag auf Grund eines Wettbewerbes 3885) er
teilt wurde, bei welchem unter den 96 eingelaufenen
Kirchenentwürfen einer der drei Preise auf einen der
beiden Entwürfe von Romeis gefallen war; ohne
viel Bedenken übertrug man dem Zf jährigen die
weitere Bearbeitung der schönen Aufgabe, weil nian
in ihm die richtige künstlerische Kraft erkannt hatte
und — obgleich er bisher nur kleinere Bauten aus-
zuführen hatte •— in feine praktischen Fähigkeiten
vollstes Vertrauen setzte. Mit wie gutem Grunde, das
zeigt der fertige Bau, der nach siebenjähriger Bau-
zeit t8ß5 durch die feierliche Einweihung seiner Be-
stimmung übergeben wurde. Denn alles daran ist
mit gleicher Liebe und Sorgfalt von Romeis durch-
gearbeitet worden, nicht nur die eigentlichen Archi
tekturteile einschließlich Kanzel, Pauptaltar, Portale rc.,
sondern auch Glasmalereien, Mosaikboden, Neben-
altäre, Taufstein, Türbeschläge, Baldachin, Altar-
geräte rc. — Aber selbst dabei hatte es nicht sein
Bewenden; die Kirche sollte auch eine Umgebung
erhalten, die zu ihr paßt. Und da die umliegenden
Bauplätze in den fänden der Erben Ferd. v. Millers
blieben, der den Platz zur Kirche geschenkt hatte, so
erhielt Roineis den Auftrag, für die hier zu errich-
tenden Privatbauten einen generellen Plan zu ent
werfen, der den Baulustigen zur Richtschnur dienen
sollte. Eines der päuser — ein Eckhaus gegenüber
der Turinseite der Kirche — ist noch nach seinen
eigenen Plänen zur Ausführung gelangt, das paus
des Baurats Or. Gskar v. Miller, in welchem er
selbst sein peim aufgeschlagen hatte (Abb. 625). So
hat Romeis auch hier wie schon früher bei der
Schackstraße und der Richard Wagnerstraße grund-
legend auf die künstlerische Gestaltung des Straßen-
bzw. Platzbildes hingewirkt.

Noch einmal fiel ihm ein größerer kirchlicher
Bauauftrag zu; es sollte sein letzter sein: die Kirche
in Fremdingen (bei Nördlingen). Der Meister schied,
ehe sein Werk ganz vollendet war, und das erste
Sterbegeläuts von dem alten romanischen Turm, an
den sich inmitten eines bamnbestandenen pügels das
Gotteshaus anlehnt, galt ihm. — Ein weiterer
romanischer kirchlicher Bau ist die Gruftkapelle für
den Fürsten Fugger in Babenhausen (l888). Die
Zahl derartiger kleinerer Arbeiten, die Romeis im
Laufe der Zahre auszuführen hatte, ist sehr ansehn-

-) Jahrg. ;8«)o>, S. 253 ff.

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