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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 2.1908

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Heft I (Januar 1908)
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Kolb, Gustav: Die Reorganisation unseres gewerblichen Fortbildungsschulwesens: ihre Bedeutung für das kunstgewerbliche Fachgebiet und dessen Lehrer, [1]: (Vortrag auf der Generalversammlung der Württ. Zeichenlehrervereine in Stuttgart am 30. Dezember 1907)
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Kolb, Gustav: Zu unseren Abbildungen
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Kolb, Gustav: Für einfache Schulverhältnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.31819#0010

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V. A.! Diese und andere Befürchtungen, die seit Monaten die Gemüter der
Zeichenlehrer beunruhigen, fanden ihren Ausdruck in einer Anzahl von Zuschriften,
die ich als Schriftleiter der Zeitschrift „Kunst und Jugend“ erhielt. Dadurch
wurde ich veranlasst, die für uns hochbedeutsame Angelegenheit einer eingehenden
sachlichen Prüfung zu unterziehen, deren Resultate ich Ihnen heute in gedrängtester
Kürze unterbreiten möchte.
Dabei möchte ich die Bitte an Sie richten, zunächst alle persönlichen Gesichts-
punkte, die den einen oder den andern berühren, auszuschalten, damit wir einen
höheren sachlichen Standpunkt gewinnen, von dem wir das Ganze überschauen
können. (Portsetzung folgt.)
Zu unseren Abbildungen.
Auf der badischen Zeichenausstellung waren auch die Lehrerbildungsanstalten
vertreten. Unsere Abbildungen sind im Seminar I, Karlsruhe entstanden, dessen
Zeichenunterricht in den Händen eines der bekanntesten badischen Fachmänner
liegt. H. Eyth ist zugleich Zeicheninspektor für die badischen Volksschulen.
Grosse Beachtung fanden neben den Durchschnittsleistungen des Seminars die
Arbeiten einzelner, besonders begabter Schüler, vor allem diejenigen „Aus dem
Skizzenbuch des Seminaristen Kinkel“, von denen wir heute 3 Blätter vorführen.
Sämtliche Zeichnungen sind auf graues Tonpapier mit Farbstiften gezeichnet, die
hellsten Stellen sind mit Deckweiss aufgesetzt. Die Zeichnungen verraten eine
gute Beobachtungsgabe und eine merkwürdig geschickte Handhabung der tech-
nischen Hilfsmittel. Ohne Zweifel ist Kinkel hochbegabt und wird wohl ganz auf
das Fachgebiet des Zeichnens übertreten. Nur eines erweckt unser Bedenken : Seine
Technik ist im Verhältnis zu seiner Auffassungskraft fast zu geschickt. Ob das für
seine künstlerische Entwicklung von Vorteil ist?
Wir hätten eines oder das andere der Skizzenblätter gar zu gern in ihrer
farbigen Wirkung vervielfältigen lassen, wenn deren Wiedergabe für das chemie-
photographische Verfahren nicht zu grosse Schwierigkeiten gehabt hätte. G. K.

Für einfache Schulverhältnisse.
Gläser und Flaschen gehören zu denjenigen Gegenständen, die überall
zu haben sind. Sie kommen daher auch für die einfachsten Schulverhältnisse als
Lehrmittel in Betracht. Ein Glas oder eine Flasche wie unsere Abbildungen zeigen,
sind in jedem, selbst in dem ärmsten Haus vorhanden. Die Schüler werden daher
aufgefordert, solche Gegenstände mitzubringen. Die Nebenzeichnung auf unserer
Abbildung 4 zeigt, welche Hilfslinien mit Vorteil angewendet werden können.
Damit wollen wir aber durchaus nicht sagen, dass solche Hilfslinien immer ge-
zeichnet werden müssen. Im Gegenteil, der Schüler soll ja dazu erzogen werden,
die Linien, Flächen und Verhältnisse mit freiem Auge abschätzen zu lernen.
Darum wird man von Anfang an auch Uebungen machen, bei denen nur das Ge-
fühl und das Abschätzen mit freiem Auge zu entscheiden hat.
Abbildung 5 zeigt ein Bierglas, eine schöne Form, die man gegenwärtig
häufig in Wirtschaften sieht. Den einzigen, einfachen aber edlen Schmuck des
Glases bildet ein Goldstreifen am oberen Rande. Unsere Zeichnung ist mit Blei-
stift auf blaugraues Tonpapier gezeichnet. Die Schatten sind ebenfalls mit Bleistift,
die Lichter mit weisser (Conte)Kreide angegeben Solche Kreidestifte, die eine vier-
kantige Form haben und nicht in Holz gefasst sind, kann man in allen Lehrmittel-
handlungen haben. Sie geben gut ab, besser als die meisten in Holz gefassten,
lassen sich gut spitzen und sind ausserdem sehr handlich. Bei Angabe der Lichter
merke man sich, dass man nur die h eil st en Lichter zeichnet; diese sind bei der
Beleuchtung, wie wir sie gewöhnlich in unseren Zeichensälen haben, aussen links,
innen rechts zu sehen. Beobachte, wo sie am hellsten sind und wie sie laufen
 
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