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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 2.1908

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Heft XII (Dezember 1908)
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Vereinsnachrichten. Verein württ. Zeichenlehrer
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https://doi.org/10.11588/diglit.31819#0146

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grosse Oeffentlichkeit — und doch sind sie es wert, denn heute werden sie zum
Symbol des innigen Bündnisses, das die Wissenschaft mit der Kunst
vereinen muss, wenn anders der Mann der Wissenschaft des Titels wert sich zeigen
will: et bonarum artium magister.“
So interessant derartige Lebens- und Berufserfahrungen, wie die eben mitgeteilten, für
den einzelnen sein mögen, würde ich doch Bedenken getragen haben, aus ihnen allein für mich
die Berechtigung herzuleiten, in einer Vereinigung von Fachmännern das Wort zu ergreifen.
Wenn dies geschehen ist, so ist hierfür ein — wie ich glaube annehmen zu dürfen —
für die Sache belangreicherer und damit für Sie, meine Herren, jedenfalls ungleich interes-
santerer Umstand massgebend gewesen:
Von den Professoren der Königlichen Tierärztlichen Hochschule zu Dresden sind
Ihrem Herrn Vorsitzenden — und zwar unabhängig, ohne vorherige Beratung, was ich aus-
drücklich hier hervorheben möchte — 9 durchgehends zustimmende Beantwortungen zuge-
gangen (Nr. 120—128 der Sammlung). Ich bin nun ermächtigt, heute diese Einzeläusserungen
namens des Professoren-Kollegiums unserer Hochschule in die Erklärung zusammenzufassen,
dass unser Kollegium
Ihren, in den beiden gestellten Fragen zum Ausdruck gebrachten
Bestrebungen beipflichtet und deren Verwirklichung im Interesse
einer Vertiefung der Allgemeinbildung für notwendig erachtet.
Dementsprechend kann ich sonach unseren Standpunkt dahin zusammenfassen:
1. Für die erfolgreiche Teilnahme am Zeichenunterricht, soweit die spätere Ver-
wertung auf naturwissenschaftlichem Gebiete in Frage kommt, ist eine besondere
künstlerische Veranlagung nicht erforderlich.
2. Von diesen Gesichtspunkten aus stehen einer planmässigen Einführung des
Zeichenunterrichts auch in den Oberklassen der Mittelschulen Bedenken um so
weniger entgegen, als in den Volksschulen — den zurzeit völlig zeichenlosen
Oberrealschulen gegenüber — eine ungleich intensivere Betonung des Zeichen-
unterrichts besteht.
3. Die Erziehung zur objektiven Beobachtung und zeichnerischen Betätigung darf
nicht Alleinzweck, sondern nur die Vorbereitung zur Erreichung des schliess-
lichen Endzieles alles graphischen Unterrichts sein, damit nicht die spätere
subjektive Entwicklung des Schülers darunter leidet und seine spätere Produk-
tivität in Frage gestellt wird.
Ich schliesse mit den Worten unseres grössten Deutschen, von dem bekanntlich auch
hinsichtlich der von ihm bevorzugten Stifte das Wort gilt „Je länger, je lieber“:
„Setzen wir den Zeichenunterricht an unseren Mittelschulen nur in den Sattel,
reiten wird er schon können!“ (Schluss folgt.)

Vereinsnachrichten. Verein württ.
Zeichenlehrer. Danksagung. Die Han-
delskammer .Reutlingen übersandte dem
Verein württ. Zeichenlehrer für das Jahr 1908
wiederum einen Beitrag von Mk. 30.—, wofür
den geziemenden Dank ausspricht im Namen
des Vereins der Kassier: OberreallehrerK o lb.
Verein badischer Zeichenlehrer. Die
diesjährige Zeichenlehrer-Prüfung
nahm am 19. Oktober ihren Anfang und war
am 27. Oktober beendigt. Von den Ange-
meldeten haben sämtliche die Prüfung be-
standen: Arthur Ehlgötz von Bretten, Julius
Kasper von Karlsruhe, Wilhelm Maurer von
Karlsruhe, Andreas Nebel von Karlsruhe,
Friedrich Schäfer von Karlsruhe, Otto Singer
von Suggental (Amt Waldkirch). Es waren
folgende Aufgaben gestellt: 1. Tag. Aufsatz
(4 Stunden): Die Bedeutung des Gewässers
für die Landschaft. 2 pädagog. Fragen
(4 Stunden): 1. Wie sind die Schüler der
Unterstufe in den Gebrauch der Farben ein-
zuführen? 2. Wie ist das Ornamentzeichnen
in der Oberstufe zu behandeln? — 2. Tag.
Figurenzeichnen (8 Stunden): Lebendes
Modell, Kopf. — 3. Tag. a) Projektions-
lehre (4 Stunden): Eine Bseitige Pyramide
durchdringt ein 3seitiges Prisma. Heraus-
tragung des Netzes, b) Schattenkon-
struktion: Eine horizontal liegende Walze
wird von einem geraden, auf der Spitze

stehenden Kegel durchdrungen; es ist der
Eigen- und Schlagschatten zu bestimmen,
c) Perspektive. Ein Kreuzgewölbe in
Perspektive setzen. Für b und c Zeit 5 Stunden.
Bemerk. Alle 3 Aufgaben mussten mit Tusche
ausgezogen werden. — 4. Tag. EinStilleben
zuzeichnen (4 Stunden). Landschaftszeich-
nen (4 Stunden): Basler Tor in Dur lach mit
Umgebung vom alten Friedhof aus. — 5. Tag.
Pf 1 anzenzeichnen (4 Stunden): a) Ein
Zweig der verschiedenblätterigen Rebe ist
naturalistisch aufzuzeichnen, b) Kleine stili-
stische Anwendung desselben. Landschafts-
zeichnen (4 Stunden): Fortsetzung des am
4. Tag Begonnenen. — 6. Tag. Modellieren
(8 Stunden): Ein Eplieuzweig. Zwischen hin-
ein wurden Lehrvorträge abgehalten. Die
Aufgaben wurden gleich zu Anfang. der
Prüfung gestellt. — 7. Tag. Mündliche
Prüfung (4’/2 Stunden) über Kunstge-
schichte, Projektionslehre und Ana-
tomie. — Angestellt wurden, soweit bekannt,
die Zeichenlehrkandidaten Julius Kasper an
Ober-Realschule Freiburg, Andreas Nebel an
Gymnasium Tauberbischofsheim, Friedrich
Schäfer an Humboldtschule Karlsruhe zur Stell-
vertretung für Z.-L. Stölcker, Zeichenlehrkan-
didatin Cornelia Heck zur Stellvertretung an
H. Mädchenschule Freiburg. — Seiner Stelle
enthoben: Alfred Freudemann, Hilfslehrer an
der Goldschmiedeschule Pforzheim.
 
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