Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 2.1908

DOI Heft:
Heft X (Oktober 1908)
DOI Artikel:
Kerschensteiner, Georg: Die Schule der Zukunft eine Arbeitsschule, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31819#0109

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heft X

II. Jahrgang

Oktober 1908

vui^ilz-khuki . £_v_ili iki iiki i rer n. l_i i iaruL-riKiu£iUKi y
Schriftleiter: Oberreallehrer G. Kolb-Göppingen ::::
Verlag und Geschäftsstelle: Stuttgart, Langestr. 18, Tel. 402


Tt| B Q ] k » Die Schule der Zukunft eine Arbeitsschule (Schluss). — Zu unseren Abbildungen. — Herbstklänge, —
J-L-LllCbl u i Erfüllen die Museen ihre Aufgabe ? — Praktische Winke für den Unterricht zur Herbstzeit. —
Verein württ. Zeichenlehrer. Verein für Kunst- uncl Zeichenunterricht. — Verein badischer Zeichenlehrer.
— Verein für Zeichen- und Kunstunterricht in Elsass-Lothringen. — An unsere verehrl. Abonnenten.

Die Schule der Zukunft eine Arbeitsschule.
Von Georg Kerschensteiner. (Schluss*).
Wenn ich die fröhlichen Augen, die geröteten Wangen und die unstillbare
Arbeitsfreude der Knaben und Mädchen in unseren Werkstätten und Laboratorien,
Schulküchen und Schulgärten sehe, so fühle ich darin die beste Bestätigung, dass
wir auf dem rechten Wege sind. Hier wachen auch jene auf, die hinter den Schul-
bänken für fatd, dumm oder nachlässig gegolten haben und zweifellos in die Förder-
klassen verwiesen worden wären, hätten wir solche besessen. Ja, hier kommt es
nicht selten vor, dass solche Schmerzenskinder ihre mit besserem Gedächtnis aus-
gerüsteten Mitschüler weit übertreffen und dass der schöne Erfolg und das früher
nie erfahrene Lob ihrer Lehrer sie herausreisst aus ihrem Traum- und Schlafleben,
so dass sie nun auch ihrer Kopfarbeit mit wärmerem Herzen gerecht zu werden
versuchen. Welch öde Langeweile herrschte noch vor sechs Jahren in unseren
Zeichensälen, als die gerade Linie, das Kreisbogensegment, die geometrische Figur,
das abstrakte Ornament auf dem Königsthron der Kunst sass, und keines einzigen
Kindes wirkliche Begabung und Schaffensfreude damit etwas anzufangen wusste.
Wie ist das so ganz anders geworden, als die Dinge des Hauses, der Werkstatt
und des Gartens einzogen und als die Kinder ihre Zeichenlust und ihren Kunst-
trieb bei der Herstellung und dekorativen Behandlung von Dingen des täglichen
Gebrauches betätigen konnten, der Schwache mit seinen dürftigen Mitteln, der Be-
gabte mit dem ganzen Reichtum seiner Phantasie! Welch ein Zug der Freude
geht heute durch alle Zeichenklassen, welch eine Summe von dekorativer und kon-
struktiver Erfindungsbegabung ist mit einem Male ausgelöst und springt nun von
der einst so einsamen Schulinsel auf das häusliche Leben, wie die lodernden Funken

*) S. Heft VII und VIII.
 
Annotationen