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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 2.1908

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Heft IX (September 1908)
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Hahn, Robert: Dritter Internationaler Kongress zur Förderung des Zeichenunterrichts
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Hasslinger, Otto; Bender, Emil: Schattierübungen: aus O. Hasslinger und E. Bender, Der Betrieb des Zeichenunterrichts
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https://doi.org/10.11588/diglit.31819#0104

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Fritschi, begeistert begrüsst, hatte das Schlusswort. Er dankt zunächst im
Namen der Internationalen Vereinigung allen denen, die zum Gelingen des Kon-
gresses beigetragen, die uns durch Vorträge Belehrung geboten oder sonst mitge-
arbeitet haben. „Wenn wir uns der schönen Arbeit weihen, die wir gesehen haben,
so lasst uns auch derer gedenken, die nicht hier sein konnten, und die in gleicher
Treue mitarbeiten an dem, was den Menschen erhebt in allen Lagen des Lebens.
Unsere Arbeit gilt der Kultur, und einen Schritt vorwärts bedeutet der Kongress
auf dem Wege zur Humanität und Zivilisation.“
Das war des 3. Internationalen Kongresses Ende.
London im August 1908. Oberreallehrer Hahn.

Schattierübungen
aus 0. Hasslinger uncl E. Bender, der Betrieb des Zeichenunterrichts.
Verlag B. G. Teubner, Leipzig.
Anfänger im Schattieren verfallen erfahrungsgemäss in den Fehler, peinlich
auf alle Tondifferenzen zu achten und sie in der Zeichnung wiedergeben zu wollen.
Sie gelangen aus diesem Grunde in der Kegel nicht zur Erkenntnis der haupt-
sächlichsten Licht- und Schattenwirkungen, auf welchen die plastische Erscheinung
der Zeichnung beruht. Hell ist alles, was vom Licht getroffen wird; dunkel alles,
was kein Licht erhält. Man mache den Schüler darauf aufmerksam, dass es
auf die richtige Hervorhebung der Licht- und Schattenseite ankommt und dass
dieser H a u p t w i r k u n g gegenüber die klein enHelligkeitsdifferenzen
der Lichtseite und die Dunkelheitsunterschiede der Schattenseite
mit Schlagschatten nicht sehr ins Gewicht fallen (vergl. Figur 1 und 2).
Vier Tonwerte bedingen die plastische Erscheinung der Zeichnung: 1. die
Lichtseite, 2. die Schattenseite mit dem Schlagschatten, 3. der Hintergrund und
4. die Bodenfläche. Figur 2 zeigt die einfache Schattierung eines Körbchens, die
sich auf die Angabe der erwähnten 4 Tonwerte beschränkt. Im Vergleich mit dieser
Zeichnung hat das Bild (Figur 1) desselben Gegenstandes durch peinliches Ein-
gehen auf alle Einzelheiten der Beleuchtung an plastischer Wirkung nicht gewonnen,
sondern eher eingebiisst. Die Figuren 3 und 4 zeigen Nachbildungen nach Litho-
graphien des Malers A. Luntz in Karlsruhe; wenige klar erfasste Tonwerte bedingen
auch hier die plastische und die malerische Wirkung. Es muss besonders davor
gewarnt werden, die vielen kleinen Tondifferenzen, welche durch Keflexe hervor-
gebracht werden, alle einzeln wiedergeben zu wollen (siehe Figur 6). Die ruhige
plastische Wirkung der Zeichnung kann dadurch sehr gefährdet werden. Es sei
hierbei an Schülerzeichnungen erinnert, die nach glasierten Gefässen, Gläsern und
polierten Gegenständen ausgeführt wurden und welche infolge peinlichen Eingehens
auf alle Spiegelungen und Keflexe keinen klaren körperlichen Eindruck machen.
Wie weit man in der Ausführung gehen soll, wird in erster Linie von der künst-
lerischen Begabung des betreffenden Schülers abhängen, d. h. davon, ob er im-
stande ist, bei der D ur charb eitung derZeichnung die Hauptwirkung
stets im Auge zu behalten (vergl. Figur 2 und dieser gegenüber Figur 1).
Die Technik des Schattierens richtet sich nach dem Material, dessen
man sich dabei bedient. Federzeichnungen müssen in Strichmanier, kleinere Blei-
stiftzeichnungen können in derselben ausgeführt werden. Die Striche sollen dabei
in ihrer Kichtung der Form und Lage der betonten Flächen entsprechen (Figur 5).
Dies setzt aber schon ein reiferes Formverständnis des Zeichners voraus. Ob man
mit dicken oder dünnen Strichen zeichnet, ob man die Strichlagen enger oder
weiter hält, ist Sache des künstlerischen Verständnisses für die jeweils vorliegende
Aufgabe. Nur nebenbei sei bemerkt, dass Anfänger bei der Strichmanier fast regel-
mässig zu viel Zwischenraum zwischen den Linien stehen lassen, es gelingt ihnen
deshalb nicht, der Fläche eine ruhige Tonung zu geben. Auch davor muss man
sich hüten, dass man mit zu vielen sich durchkreuzenden Strichlagen arbeitet; die
 
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