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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 2.1908

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Heft IX (September 1908)
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Hahn, Robert: Dritter Internationaler Kongress zur Förderung des Zeichenunterrichts
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https://doi.org/10.11588/diglit.31819#0103

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hättan, Ein ebenso gemütlicher als lehrreicher Mittag. Lehrreich in Bezug auf
die eigenartigen Formen der englischen profanen Gotik, wie auf die noch eigen-
artigeren Einrichtungen dieser weltberühmten Hochschule.
Am Samstag morgen versammelte sich zunächst die Internationale Vereinigung
zur Förderung des Zeichenunterrichts unter Fritschis Vorsitz, um über den Ort
des nächsten Kongresses zu beraten. Französischerseits wurde Born vorgeschlagen,
ich schlug München oder Dresden vor, schliesslich wurde noch Budapest genannt.
Man kam überein, dem Kongress nahezulegen, die Wahl des nächsten Kongresses
dem Internationalen Komitee zu überlassen. Von französischer Seite wurde nur
noch verlangt, dass der nächste Kongress internationalen Charakter tragen müsse.
Die unmittelbar sich anschliessende Vollversammlung des Kongresses war mit den
Vorschlägen einver¬
standen. Dann folg¬
ten die üblichen
Schlussreden der
amtlichen Vertreter.
Geheimrat Pallat-
Berlin führte fol¬
gendes aus: „In
einem Stücke hat
der Kongress Klar¬
heit geschaffen: die
Schule muss sich
ihre Aufgabe selber
stellen. Wenn sie
zur Kunst erziehen
will, darf sie sich
nicht abhängig
machen von ausser-
halb der Schule lie¬
genden Wünschen
und Bedingungen;
weder Gewerbeschu¬
len und Technische
Hochschulen noch
Kunstschulen dürfen
hier bestimmen, wie
auch diese Schulen
ihre Aufgaben sich
selber stecken müs¬
sen. Anderseits muss
ich meiner Freude Ausdruck geben, dass auf dem Kongresse Lehrer und Künstler
zusammenkommen und Zusammenhalten. Dem Kunstunterricht drohen zwei Gefahren,
einerseits oberflächlicher Dilettantismus, anderseits Pedanterie. Nur die lebendige
Beziehung zur Kunst und zu den Künstlern vermag uns vor denselben zu schützen.
Diese Beziehungen wurden durch den Kongress gestärkt. Ich habe die Ueber-
zeugung, dass der Kongress auf allgemeinbildende Schulen wie auf Gewerbe-
schulen in jeder Hinsicht befruchtend gewirkt hat.“ Folgt noch der übliche Dank
an Vorsitz, Komitee usw. usw.
Denselben sprechen auch in ermüdender Beihe die übrigen staatlichen Vertreter
aus. Ein englischer Bedner hebt noch ganz besonders die aufopfernde Tätigkeit der
Ehrensekretärin Miss Spiller hervor und überreicht ihr unter grossem Beifall der Ver-
sammlung eine Adresse nebst namhaftem Geschenk, das vorher durch Sammlung aufge-
bracht worden war. Da, im Augenblick höchster Bührung, umarmt plötzlich der Ver-
treter Frankreichs die neben ihm sitzende Miss und drückt der hold Errötenden unter
tosendem Beifall einen Kuss auf die Wangen! Entente cordiale auch auf dem Kongresse!

Figur 7.
 
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