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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 2.1908

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Heft VI (Juni 1908)
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Der Zeichenunterricht in der Volksschule
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Umschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31819#0064

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zunützen und auch die begabten Schüler zu fördern, bedarf es der Einstellung von Fach-
lehrern und Fachlehrerinnen. In Frankreich und England hat man wenigstens in den
grossem Städten diesen Schritt schon lange getan. Im Hinblick hierauf ist es sehr erfreu-
lich, dass die Stadt Dortmund sich kürzlich entschlossen hat, in zwei erledigte Stellen für
Volksschullehrerinnen zwei geprüfte Zeichenlehrerinnen zu berufen. Es wäre sehr dankens-
wert, wenn die Königlichen Regierungen darauf hinwirken wollten, dass dieses Beispiel in
andern Städten Nachahmung fände.
Auch die Einsetzung einer besonderen Fachaufsicht für den Zeichenunterricht der
Volks- und Mittelschulen, wie sie in Frankreich, England, Nordamerika usw. schon lange
besteht und neuerdings in Berlin, Düsseldorf und Kassel eingerichtet ist, wäre für das Ge-
deihen des Zeichenunterrichts, insbesondere wegen der starken Konkurrenz des Auslands
auf allen künstlerischen, kunstgewerblichen und technischen Gebieten, sehr zu wünschen.“

Umschau.
Hauptversammlung des Lantlesvereins preussischer für höhere Lehranstalten geprüfter
Zeichenlehrer. Vom 3. bis zum 6. Juni fand in Stettin die 12. Hauptversammlung statt.
Vorträge wurden nach dem Programm gehalten von Zeichenlehrer T e s k e-Erfurt über „Das
Schöne in unserer Umgebung“ (mit Lichtbildern), von Oberlehrer Friese-Hannover über „Die
Ausbildung des Zeichenlehrers“, von Universitätsprofessor Dr. Rein-Jena über „Die Be-
deutung des Zeichnens für die allgemeine Bildung und seine Wertung als Lehrfach an all-
gemeinbildenden Schulen“. Mit der Versammlung war eine Ausstellung von Schüler-
arbeiten aus den höheren Lehranstalten Preussens verbunden.
Auf der Hauptversammlung des Sächsischen Zeichenlehrervereins, die an Ostern
in Chemnitz stattfand, sprach Seminaroberlehrer Stiehl er-Leipzig über die „Frage der
Zeichenlehrerausbildung.“ Er stellte folgende Leitsätze auf:
1. Die Reform der Zeichenlehrerbildung steht im unmittelbaren Zusammenhänge mit
der modernen Bewegung auf dem Gebiete des Bildungswesens.
2. Für die Volksschule findet die Frage der Zeichenlehrerbildung ihre Lösung in der
Reform des Seminarzeichenunterrichts; für die allgemeinbildenden höheren Schulen in einer
besonderen Fachbildung.
3. Die Ausbildung der Zeichenlehrer für die allgemeinbildenden höheren Schulen hat
an einer „Hochschule für Zeichenlehrer“ zu erfolgen, welche (ähnlich wie in Preussen) als
selbständiger Teil der Kunstgewerbeschule in Dresden mit Hörberechtigung am Polytech-
nikum oder der Akademie für graphische Künste in Leipzig mit Hörberechtigung an der
Universität anzugliedern ist.
4. Bei der Aufnahme in die „Hochschule für Zeichenlehrer“ ist eine gediegene All-
gemeinbildung ohne Ausnahme nachzuweisen. Der Ausweis über gediegene künstlerische
Begabung ist durch Naturstudien zu erbringen.
Landesgewerbemuseum. Die Studentenkunst-Ausstellung im Landesgewerbemuseum
in Stuttgart wurde am 1. Juni von ihrem Protektor, dem König von Württemberg, in An-
wesenheit grosser akademischer Kreise aus Tübingen, Stuttgart und auch aus anderen Hoch-
schulstädten feierlich eröffnet. Nach einer sorgfältigen Vorbereitung von anderthalb Jahren
ist es gelungen, den besseren Teil der Studentenschaft zu überzeugen, dass das, womit die
Versammlungsräume überall geschmückt wurden, oder was man einander gegenseitig zu
widmen pflegte, im seltsamsten Gegensatz zum erfreulichen Aufschwünge unseres neuzeit-
lichen Kunsthandwerkes stand. Das wird nun hoffentlich anders werden, und unsere aka-
demischen Kreise werden sich im Juni und Juli überzeugen, dass sie auch eine gute Stu-
dentenkunst haben können, wenn sie sie nur wollen. — Die räumlich sehr ausgedehnte
Ausstellung, die in ihrem retrospektiven Teile auch wertvolle alte akademische Kunstobjekte,
namentlich kostbare Prunkstücke aus allen Universitätsschätzen und die schönsten Stamm-
bücher aus den ersten Museen und Bibliotheken enthält, zeigt überraschend viel gutes,
modernes, studentisches Kunstgewerbe aus allen Stoffgebieten, dem die Jury eine stattliche
Reihe von Geldpreisen, sowie die ebenfalls mitausgestelltenschönen Ehrenpreise verliehen hat.
Stiftung von Lehimitteln für eine Zeichenschule. Ein ehemaliger Bürgersohn der
Gemeinde Süssen an der Filz (Württemberg), Herr J. F. Bausch, der nun Inhaber einer
blühenden Fabrik für optische Instrumente in Nordamerika geworden ist, stiftete der Zeichen-
schule dieses Orts eine überaus reiche und wertvolle Lehrmittelsammlung. Der Stifter
hat den grossen bildenden Wert des Zeichnens durch eigene Erfahrung kennen gelernt.
Seine hochherzige Zuwendung, die die Süssener Schule in den Stand setzt, den Zeichen-
unterricht nach modernen Grundsätzen umzugestalten, wird grossen Segen stiften und Herrn
Bausch ein bleibendes Denkmal im Herzen der Jugend errichten. H. B.
Auszeichnung. Auf der von der Berliner Buchbinder-Innung veranstalteten Fach-
Ausstellung der Papier-, Schreib- und Lederwaren-Industrie, welche in der Zeit vom 2. bis
inkl. 17. Mai a. c. in den Räumen der „Philharmonie“ Berlin, stattfand, wurde der Firma
Ferd. Marx & Co., Radiergummi-Spezialfabrik, Hannover, Halierstr. 37, die höchste Aus-
zeichnung und zwar „der Silberne Ehrenpreis gestiftet von der Stadt Berlin“
für hervorragende Leistung auf dem Gebiete der Radiergummi-Fabrikation zuerkannt.
 
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