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mit vollständig farbiger Durchführung, kleine Kupfervasen, wahre Kunststückchen der
Emailtechnik.
Der Leiter der Fachschule, Wa 1 ter Klein, erteilt Unterricht im F ach z ei chn en für
Ziseleure etc. Der Schüler wird hier ebenfalls zu einer sachgemässen Darstellung und
Ausführung der verschiedensten Werkzeichnungen angeleitet. Sämtliche Zeichnungen sind
in Grund- und Aufriss dargestellt. Wo dies nötig ist, werden detaillierte Nebenzeichnungen
angefertigt, die Aufschluss über die Konstruktion, z. B. über die Zusammensetzung der
einzelnen Teile geben. Dabei soll der Schüler dazu erzogen werden, dass er schon in der
zeichnerischen Darstellung das Material, in dem der Gegenstand ausgeführt werden soll,
zum Ausdruck bringt.
Die ausgestellten Entwürfe gaben auch diesmal wieder Zeugnis von dem hohen künst-
lerischen Können des Vorstands der Schule. Eine nicht zu verkennende Grosszügigkeit
der Auffassung und Darstellung, die bei den verschiedensten Entwürfen (Leuchter, Pokale,
Platten, Bowlen, Servicen, Kassetten, Stockgriffe) auch diesmal zum Ausdruck kam, berührt
besonders wohltuend.
Den Unterricht im Figuren- und Aktmodellieren erteilt ebenfalls der Vorstand
der Schule. Es wird hier nach Gips, Photographie und nach der Natur gearbeitet. Beson-
deren Beifall fanden ein wundervolles Mädchenbildnis in Flachrelief nach der Natur und
eine „Europa“ in runder Plastik, die nach einer Zeichnung Fritz Erlers modelliert wurde.
Das Figurenzeichnen leitet G. Godel; er lässt nach Gips und nach dem Leben ar-
beiten. Diese Arbeiten lassen aber häufig den ersten künstlerischen Grundsatz vermissen,
dass der höchste charakteristische Ausdruck mit den sparsamsten Mitteln zu erreichen ist.
Im Aktzeichnen, das einen wesentlichen Fortschritt auf wies, unterrichtet sodann wieder
der Vorstand der Schule. Es waren sehr gute Bewegungsstudien vertreten.
Neben diesem praktischen Unterricht erteilen R. PI euer, Apotheker J. Thomm und
der Vorstand theoretischen Unterricht in Kalkulation, M at er i a li en ku n d e,
gew. Chemie und in Stilkunde.
Alles in allem gab die Ausstellung ein schönes Bild von der trefflichen Organisation
und Leitung der Schule. Die künstlerisch und praktisch gut vorgebildeten Lehrer, die
innige Verknüpfung von Theorie und Praxis, die überall zum Ausdruck kam, und insbesondere
das Zusammenarbeiten und Ineinandergreifen der verschiedensten Fachgebiete, geben, wie
die Ausstellung zeigte, die sicherste Gewähr dafür, das das hohe Ziel der Schule möglichst
vollkommen erreicht wird.
Die auswärtigen Fachgenossen besuchten noch die vom Kunstgewerbl. Verein „Vor-
wärts“ veranstaltete Ausstellung mustergültiger Bucheinbände, die von zahlreichen her-
vorragenden deutschen Firmen beschickt war. Es ist gar kein Zweifel, dass der Verein mit
derartigen Veranstaltungen einem Bedürfnis entgegenkommt, das heute im Publikum all-
gemein empfunden wird. Durch solche Darbietungen wird der Geschmack des Konsumenten für
gute kunstgewerbliche Arbeit gebildet und damit die Grundlage geschaffen, auf der der
tüchtige Produzent aufbauen kann, ohne wirtschaftlich neben dem Schundproduzenten be-
nachteiligt zu werden. G. Kolb.
Zu unseren Abbildungen.
Unsere heutigen Abbildungen sind Vervielfältigungen von Schülerzeichnungen
der Oberrealschule Hall (Oberreallehrer Löffler). Abbildung 1 zeigt eine ge-
wöhnliche Flussmuschel in den verschiedensten Stellungen. Diese leicht bekömm-
lichen Zeichenobjekte können selbst im Zeichenunterricht der Volksschule Ver-
wendung finden. Die Abbildungen 2, 3 und 4 wollen Anregung geben, wie eines
der luftigsten Naturgebilde, der Rauch mit der Leder festgehalten werden
kann. Das Wesen des Rauchs ist Bewegung, bedingt einmal durch die Kraft,
die ihn erzeugt, und dann durch die Luftströmung, der er unterliegt, sobald er
seinem Schosse entquollen. Wie vielgestaltig diese Bewegungsmotive sind, das
können wir tagtäglich beobachten. Denke dir z. B. den Rauch eines Fabrik-
schlotes, der als dicke, dunkle Säule bei ruhiger Luft zum Himmel emporsteigt,
und den eines durch die Landschaft dahinjagenden Schnellzuges. Abbildung 4
zeigt eine solche Bewegungsstudie. Eine bekannte Zeichnung Albrecht Dürers stellt
eine nackte Frauengestalt dar, die auf einer Kugel stehend, durch die Luft schwebt.
Den Eindruck des Schwebens, des Sichfortbewegens hat Dürer durch einen Schleier
hervorgebracht, der um die Gestalt geschlungen nach hinten hinausflattert. Ganz
ähnlich ist hier auf unserer Zeichnung die Illusion der schnellen Fortbewegung des
Zuges einzig und allein durch die perspektivisch richtige Wiedergabe des Rauchs
erzeugt worden. Wir haben an diesem einfachen Beispiel ein sehr wichtiges
künstlerisches Ausdrucksmittel kennen gelernt. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass
mit vollständig farbiger Durchführung, kleine Kupfervasen, wahre Kunststückchen der
Emailtechnik.
Der Leiter der Fachschule, Wa 1 ter Klein, erteilt Unterricht im F ach z ei chn en für
Ziseleure etc. Der Schüler wird hier ebenfalls zu einer sachgemässen Darstellung und
Ausführung der verschiedensten Werkzeichnungen angeleitet. Sämtliche Zeichnungen sind
in Grund- und Aufriss dargestellt. Wo dies nötig ist, werden detaillierte Nebenzeichnungen
angefertigt, die Aufschluss über die Konstruktion, z. B. über die Zusammensetzung der
einzelnen Teile geben. Dabei soll der Schüler dazu erzogen werden, dass er schon in der
zeichnerischen Darstellung das Material, in dem der Gegenstand ausgeführt werden soll,
zum Ausdruck bringt.
Die ausgestellten Entwürfe gaben auch diesmal wieder Zeugnis von dem hohen künst-
lerischen Können des Vorstands der Schule. Eine nicht zu verkennende Grosszügigkeit
der Auffassung und Darstellung, die bei den verschiedensten Entwürfen (Leuchter, Pokale,
Platten, Bowlen, Servicen, Kassetten, Stockgriffe) auch diesmal zum Ausdruck kam, berührt
besonders wohltuend.
Den Unterricht im Figuren- und Aktmodellieren erteilt ebenfalls der Vorstand
der Schule. Es wird hier nach Gips, Photographie und nach der Natur gearbeitet. Beson-
deren Beifall fanden ein wundervolles Mädchenbildnis in Flachrelief nach der Natur und
eine „Europa“ in runder Plastik, die nach einer Zeichnung Fritz Erlers modelliert wurde.
Das Figurenzeichnen leitet G. Godel; er lässt nach Gips und nach dem Leben ar-
beiten. Diese Arbeiten lassen aber häufig den ersten künstlerischen Grundsatz vermissen,
dass der höchste charakteristische Ausdruck mit den sparsamsten Mitteln zu erreichen ist.
Im Aktzeichnen, das einen wesentlichen Fortschritt auf wies, unterrichtet sodann wieder
der Vorstand der Schule. Es waren sehr gute Bewegungsstudien vertreten.
Neben diesem praktischen Unterricht erteilen R. PI euer, Apotheker J. Thomm und
der Vorstand theoretischen Unterricht in Kalkulation, M at er i a li en ku n d e,
gew. Chemie und in Stilkunde.
Alles in allem gab die Ausstellung ein schönes Bild von der trefflichen Organisation
und Leitung der Schule. Die künstlerisch und praktisch gut vorgebildeten Lehrer, die
innige Verknüpfung von Theorie und Praxis, die überall zum Ausdruck kam, und insbesondere
das Zusammenarbeiten und Ineinandergreifen der verschiedensten Fachgebiete, geben, wie
die Ausstellung zeigte, die sicherste Gewähr dafür, das das hohe Ziel der Schule möglichst
vollkommen erreicht wird.
Die auswärtigen Fachgenossen besuchten noch die vom Kunstgewerbl. Verein „Vor-
wärts“ veranstaltete Ausstellung mustergültiger Bucheinbände, die von zahlreichen her-
vorragenden deutschen Firmen beschickt war. Es ist gar kein Zweifel, dass der Verein mit
derartigen Veranstaltungen einem Bedürfnis entgegenkommt, das heute im Publikum all-
gemein empfunden wird. Durch solche Darbietungen wird der Geschmack des Konsumenten für
gute kunstgewerbliche Arbeit gebildet und damit die Grundlage geschaffen, auf der der
tüchtige Produzent aufbauen kann, ohne wirtschaftlich neben dem Schundproduzenten be-
nachteiligt zu werden. G. Kolb.
Zu unseren Abbildungen.
Unsere heutigen Abbildungen sind Vervielfältigungen von Schülerzeichnungen
der Oberrealschule Hall (Oberreallehrer Löffler). Abbildung 1 zeigt eine ge-
wöhnliche Flussmuschel in den verschiedensten Stellungen. Diese leicht bekömm-
lichen Zeichenobjekte können selbst im Zeichenunterricht der Volksschule Ver-
wendung finden. Die Abbildungen 2, 3 und 4 wollen Anregung geben, wie eines
der luftigsten Naturgebilde, der Rauch mit der Leder festgehalten werden
kann. Das Wesen des Rauchs ist Bewegung, bedingt einmal durch die Kraft,
die ihn erzeugt, und dann durch die Luftströmung, der er unterliegt, sobald er
seinem Schosse entquollen. Wie vielgestaltig diese Bewegungsmotive sind, das
können wir tagtäglich beobachten. Denke dir z. B. den Rauch eines Fabrik-
schlotes, der als dicke, dunkle Säule bei ruhiger Luft zum Himmel emporsteigt,
und den eines durch die Landschaft dahinjagenden Schnellzuges. Abbildung 4
zeigt eine solche Bewegungsstudie. Eine bekannte Zeichnung Albrecht Dürers stellt
eine nackte Frauengestalt dar, die auf einer Kugel stehend, durch die Luft schwebt.
Den Eindruck des Schwebens, des Sichfortbewegens hat Dürer durch einen Schleier
hervorgebracht, der um die Gestalt geschlungen nach hinten hinausflattert. Ganz
ähnlich ist hier auf unserer Zeichnung die Illusion der schnellen Fortbewegung des
Zuges einzig und allein durch die perspektivisch richtige Wiedergabe des Rauchs
erzeugt worden. Wir haben an diesem einfachen Beispiel ein sehr wichtiges
künstlerisches Ausdrucksmittel kennen gelernt. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass