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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 2.1908

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Heft III (März 1908)
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Kolb, Gustav: Für einfache Schulverhältnisse
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Die Hebung deutscher Studentenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.31819#0033

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sehen kann. Einwandfrei gestellte Stilleben sind in der Tat meist sehr selten. Die
Art. wie in einer Schule solche Aufgaben gelöst werden, lässt daher auch einen
sicheren Rückschluss ziehen, wie es um das Können des Lehrers, besonders um
seinen Geschmack in künstlerischen Angelegenheiten, bestellt ist.
Unsere Abbildung zeigt die Zusammenstellung von Glas und Zitronen
in Beispiel und Gegenbeispiel. Gruppe 1, 2, 3 und 4 zeigen schlechte, 5 und 6
gute Zusammenstellungen. Gruppe 1 hat den Fehler, dass die Zitrone vom Glas,
wie nicht dazu gehörig, entfernt liegt, bei Gruppe 2 verdeckt sie den ganzen Fuss
des Glases, bei 3 aber verdeckt das Glas zu viel von der Frucht, bei Gruppe 4
stösst die Zitrone an das Glas, statt dieses zu überschneiden. Gruppe 5 ist richtig
gestellt. Gruppe 6 wirkt noch besser, weil dieses Glas ein schöneres Verhältnis zur
Zitrone bildet und zwar hinsichtlich seiner Form und Grösse (ein Körper soll den
anderen an Masse überwiegen, doch nicht allzusehr). Der Lehrer tut gut, sich selbst
im Zusammenstellen solcher einfacher Stilleben zu üben und durch Skizzen seinen
Geschmack zu bilden.
Unsere nächste Kummer wird eine Anzahl mustergültig zusammengestellter
Stilleben aus der badischen Ausstellung bringen, die für einfache Verhältnisse vor-
bildlich sein können. G. K.
Die Hebung deutscher Studentenkunst
hat bekanntlich ein Unternehmen cles Kgl. Landesgewerbemuseums in Stuttgart zum Ziele,
welches durch eine Preisausschreibung und durch eine damit verbundene grosse Ausstellung
neue Grundlagen schaffen wird, um Kneipausstattungswesen und studentische Declikations-
gegenstände auf ein höheres künstlerisches Niveau zu heben und Studentenkreise mit den
Künstlerkreisen zu gemeinsamer fruchtbringender Tätigkeit zusammenzuführen. Ein über
alle deutschen Gaue verbreiteter Ehrenausschuss, clem die besten Namen der deutschen
Gelehrtenwelt angehören, hat in den verschiedensten Orten schon sehr erfreuliche Vor-
bereitungen getroffen. Vornehme Ehrenpreise und mehrere tausend Mark an Geldpreisen,
welche durch Widmungen studentischer Verbände, sowie von Freunden der Studentenschaft
noch eine wesentliche Steigerung erfahren werden, stehen bereits jetzt der aus anerkannten
Künstlern zusammengesetzten Jury zur Verfügung, Hunderte von deutschen Künstlern sind
überall damit beschäftigt, originelle Entwürfe gediegen ausführen zu lassen; zahlreiche
Studentenvereine, sowie ganze Studentenverbände haben ihre Beteiligung in Aussicht ge-
stellt. — Besonders erfreulich ist es, dass soeben der König von Württemberg, der auch
„Alter Herr“ eines Studentenvereines ist, sich als Protektor an die Spitze des Unternehmens
gestellt hat, womit Bedeutung und Umfang des Planes gewürdigt werden; sind es doch
jährlich über zwei Millionen Mark, die bisher für künstlerisch meist recht wenig bedeutende
Gegenstände ausgegeben werden, während dieselben Summen, dem tüchtigen modernen
deutschen Kunsthandwerk zugefühlt, von allergrösster Wichtigkeit für das fernere Gedeihen
sein könnten. Nur noch drei Monate trennen uns von dem Einlieferungstermin. Hoffentlich
werden alle gehegten Erwartungen in jeder Beziehung erfüllt werden.
Zum Stuttgarter Studentenkunst-Preisausschreiben.
Keine drei Monate trennen uns von diesem wichtigen Preisausschreiben, über das wir
im vorigen Jahrgang berichtet haben, läuft doch am 15. Mai 1908 der Einlieferungstermin
zum Wettbewerb ab.
Inzwischen sind die zur Verfügung stehenden Geldpreise zu der stattlichen Summe
von fast 6000 Mark angewachsen, auch hat soeben Se. Maj. der König von Württemberg
das Protektorat übernommen.
Wie von vornherein nicht anders zu erwarten war, wird auf Gründ der zahlreichen
Zuschriften der ganzen Aktion ein voller Erfolg beschieden sein. Jedoch möchten wir nicht
versäumen, diejenigen unserer Leser, welche sich neben ihrer Unterrichtstätigkeit mit kunst-
gewerblichen Entwürfen beschäftigen, darauf aufmerksam zu machen, dass es für sie doch
wertvoll sein dürfte, sich in irgend einer Weise zu betätigen.
Das Preisausschreiben macht allerdings zur Bedingung, dass nur ausgeführte Arbeiten
eingeliefert werden dürfen, abgesehen von Skizzen für die Aussen- und Innen-Architektur.
Wer mit kunstgewerblichen Werkstätten Fühlung hat, dürfte jedoch kleinere Gebrauchs-
gegenstände, wie sie der deutsche Student in so zahlreicher Weise benötigt, sehr wohl noch
erstehen lassen können. Ganz besonders möchten wir aber auf das dankbare Feld der
graphischen Künste hinweisen, bei dem sicherlich einer Einsendung von Entwürfen insofern
nichts im Wege stehen dürfte, als Ausführung und Entwurf keinen wesentlichen Unterschied
im Effekt darbieten. Jede studentische Korporation braucht Jahr für Jahr zu ihren Fest-
kommersen, ihren Tanzkränzchen und nicht zu vergessen zum Stiftungsfest Einladungs- und
 
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