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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 2.1908

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Heft I (Januar 1908)
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https://doi.org/10.11588/diglit.31819#0015

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Mängel der Anschauungsbilder und die Stofflehrmittel von Friedrich Rausch, Nord-
hausen i. H. Als Handschrift gedruckt. Der Katalog unterrichtet über ein neues Unter-
nehmen auf dem Gebiet der Lehrmittelindustrie und umfasst Lehrmittel für den Unterricht
im Deutschen, in der Geschichte, Geographie, Naturgeschichte, Warenkunde und im Zeichnen.
Uns interessieren besonders die Abteilungen Geschichte und Zeichnen. Hat das Albrecht-
Dürer-Haus, Berlin, schon längere Zeit eine Anzahl künstlerisch-wertvoller Gefässe, Geräte.
Waffen aus der deutschen Kulturgeschichte geliefert, so bietet uns der Verlag von Fr. Rausch
eine ungemein reiche und vollständige Auswahl körperlicher Gegenstände aus der Kultur-
geschichte des deutschen Volkes von den ersten Spuren geschichtlichen Lebens in der Stein-,
Eisen-und Bronzezeit bis herauf zur Gegenwart: Steinkeil, Steinbeil, Reibfeuerzeug, Bronze-
schwert, Armspange, Graburne, röm. Pflug, Handmühle, Trinkschale, Töpferscheibe, Framea, Sax,
Einbaum, Lanze, Köcher, Harfe, Sonnenuhr, Armbrust, Hellebarde, Ablassbrief, Bannbulle und
viele andere. Wohl mancher, der in der Praxis des Zeichenunterrichts steht, hat sich schon
fürs Körperzeichnen statt der für das Kind bedeu¬
tungslosen Gegenstände wie Trinkglas, Milchtopf,
Petroleumkanne. Schachtel, Ziegelstein, Kübel, Zigarren¬
kistchen, die selten in einer innigen Beziehung zum
Interesse des Zöglings stehen, Zeichenobjekte aus der
Geschichte, Kulturgeschichte gewünscht, die die Seele
des Kindes fesseln, wenn sie durch einen geistbilden¬
den Unterricht ihm nahe gerückt worden sind. Darum
begriissen wir die Erzeugnisse des Rauschschen Verlages,
unter denen besonders die Modelle aus der deutschen
Geschichte und Kulturgeschichte mustergültig ausge¬
wählt und nach berühmten Originalen in Museen nach¬
gebildet sind (meist in nat. Grösse) mit Freude. Un¬
bedingte Voraussetzung freilich für die Benützung
solcher Modelle im Zeichenunterricht ist eine eingehende
Behandlung der Urgeschichte, die uns eine reiche Aus¬
wahl der einfachsten, auch für die Volksschu-le brauch¬
baren Modelle liefert, sodann eine tiefgehende, auf
Weckung der kindlichen Selbsttätigkeit hinzielende
Behandlung der Geschichte überhaupt, insbesondere der
Kulturgeschichte. Das Verständnis für die Form, die
Einsicht in Zweckmässigkeit und Zweckschönheit ist
durch den Sachunterricht vorbereitet, und der Schüler
bringt dem Gegenstand diejenige innere Lust und Freude
entgegen, die die Grundlage alles Lernens, auch des
Zeichnens ist. Es erscheint dann der zu zeichnende
Gegenstand nicht mehr losgelöst vom Interessenkreis
des Schülers, sondern er ist verankert mit seinem
Geistesleben. Das Zeichnen steht im Dienst der all¬
gemeinen Menschenbildung, und wir erfüllen eine
grundlegende Forderung des Lehrplans für die württem-
bergischen Volksschulen, das Zeichnen, wo es möglich
ist, nicht nur mit dem Naturkundeunterricht, sondern
auch mit dem gesamten realistischen Unterricht in
Beziehung zu setzen.
Der Betrieb des Zeichenunterrichts, die Zeichen¬
materialien und Lehrmittel sowie die Anlage und Ein¬
richtung der Zeichensäle von Professor Hasslinger
und Zeichenlehrer Bender in Karlsruhe. Verlag von Für einfacl]e Schulverhältnisse.
Teubner in Leipzig. Preis Mk. 8.—. Das Werk
wendet sich in erster Linie an solche, die, ohne eine eingehende Fachbildung genossen zu
haben, Zeichenunterricht erteilen. In der Tat werden es all diese Suchenden zu einer Zeit
allgemeinen Umschwungs nur mit Freuden begriissen, auf fast alle technischen Fragen des
Zeichenunterrichts (z. B. über Anlage und Einrichtung des Zeichensaals, Wahl und Her-
stellung der Lehrmittel, über Visieren, Aufzeichnen, Schattieren, Malen, Aufstellen von Stil-
leben, über Landschaften, Figuren und Ornamente, über Korrektur u. a.) von so berufener
Seite klare und bündige Auskunft zu erhalten. Nur einige farbige Proben dürften sie unter
den vielen Illustrationen vermissen. Auch der Schulhausbaumeister mag sich hier Rats er-
holen. Nur möchte ich aus verschiedenen Gründen davon abraten, das Zimmer des Lehrers
zugleich als Modellzimmer einzurichten. An höheren Schulen wenigstens sollte neben dem
Zimmer des Lehrers noch ein besonderes Modellzimmer bestehen ; soviel ist der Zeichen-
unterricht sicherlich wert. Die Verfasser erklären selbst, auf dem Boden des modernen
Zeichenunterrichts zu stehen. Dass auf diesem Gebiete noch manches strittig, ist bekannt.
Mit Rücksicht auf die Unerfahrenen und die Nichtfachleute nun, für die das Werk in erster
Linie geschrieben ist, hielten es die Verfasser offenbar für ratsam, auf keinerlei gewagte

Abbildung 6.
 
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