Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 2.1908

DOI Heft:
Heft V (Mai 1908)
DOI Artikel:
Kolb, Gustav: Ausstellung der Kgl. Fachschule für Edelmetallindustrie in Gmünd
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31819#0051

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
47

habt, wie sie in Geschäften üblich ist, beschränkt sich also auf das Wesentliche der Form.
Daneben wird aber auch die weitgehendste Durchbildung geübt und der Schmuck so dar-
gestellt, wie er in Bezug auf Form und Farbe in Wirklichkeit wirken muss. Sämtliche
Arbeiten waren mit grösster Akuratesse gezeichnet und stellten dem künstlerischen Ge-
schmack und dem Fleiss des Lehrers das beste Zeugnis aus. Einige moderne Entwürfe
fanden den besonderen Beifall der Fachleute, da sie Musterbeispiele darstellten, wie unter
Vermeidung des Zusammenhäufens kleiner und kleinster Motivehen, wie dies bei Bijouterien
so häufig vorkommt, aber durch klare Anordnung und ruhige harmonische Verteilung wirk-
lich Reizvolles , Neues geschaffen werden kann. Die Entwürfe gehen von hier zum Teil
weiter in die Gravier- und Goldschmiedewerkstatt und werden dort ausgeführt. Der Schüler
kann sich auf diese Weise
papierne Möglichkeit war.
Praxis gewährleistet.
Die Montier- und
Goldschmiede Werk¬
statt e, von Joh. Rett en-
maier geleitet, verfolgt
die Aufgabe, die Schüler
zur Ausführung von Ge¬
genständen nach der
Zeichnung anzuleiteD, wie
dies in der geschäftlichen
Praxis üblich ist. Es muss
also hier besonders auf
den Aufbau des Schmucks,
auf seine Ausgestaltung
im Relief, auf die feine
und solide technische Aus¬
führung Rücksicht ge¬
nommenwerden. Die aus¬
gestellten Arbeiten zeig¬
ten eine aussergewöhn¬
liche gute Ausführung, sie
waren so tadellos gefeilt,
gesägt und montiert, dass
man ab und zu keine
Lehrlingsarbeit hinter
ihnen vermutete.
Die Gravierwerk¬
stätte leitet Anselm
Fürst. Es waren schöne
Arbeiten vertreten im
Flächengravieren, heral¬
dischen Gravieren und
Stahlgravieren, in welch
letzterem die Stanzen für
die fabrikmässige Her¬
stellung von Schmuck¬
gegenständen nach den
im Pleuer’schen Unter¬
richt hergestellten Ent¬
würfen gemacht werden.
wird, werden diese Entwürfe für den Stahleraveur modelliert. Die Ausstellung zeigte noch
treffliche Modellierarbeiten nach Pflanze, Tier und Menschen, teilweise in Relief, teilweise
rund. Besonderen Beifall fand ein nach der Natur modellierter Windhund.
Die Lehrwerkstätte für Ziselieren leitet H. Weingand. Er hat hier die Aufgabe,
die Schüler in technischer Beziehung auszubilden, ihnen den Einblick in die Treib- und
Gusstechnik zu verschaffen und solche Praktiken zu vermitteln, die in der Lehre wenig oder
gar nicht zur Anwendung kommen. Hier soll der Schüler nach der Zeichnung arbeiten lernen
von der ersten Schrotlinie an bis zur künstlerischen Treib- und Ziselierarbeit. Es waren
prächtige Arbeiten vertreten, ornamentale und figürliche, darunter auch einige Kopien nach
hervorragenden Meistern. Der Hauptnachdruck wird auch hier auf die praktische Ausführung
von kunstgewerblichen Gegenständen aller Art (Kassetten, Schalen etc.) gelegt, die im Fach-
zeichnen von denselben Schülern entworfen wurden.
Das „Emaillieren“, das Joh. Rettenmaier leitet, war diesmal neu vertreten. Es
handelt sich hier nicht um Emailmalen, eine Technik, die der mit Wasserfarben ähnelt,
sondern um ein mosaikartiges Nebeneinandersetzen der Farben, die erst durch das Schmelzen
ihren eigentlichen Farbcharakter erhalten und sich miteinander verbinden. Die Ausstellung
zeigte gut gelungene Proben dieser ganz besonders schwierigen Technik, Verzierungen von
allen möglichen Gegenständen: Broschen, Gürtelschliessen, Kassetten, ein kleines Triptichon

überzeugen, ob sein Entwurf ausführbar ist, oder ob er nur eine
Dadurch wird die engste Verbindung zwischen Theorie und

Abbildung 3.

Abbildung 4.


Im Bij o uteriemodellieren, das von demselben Lehrer erteilt
 
Annotationen