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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 2.1908

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Heft VI (Juni 1908)
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Der Zeichenunterricht in der Volksschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.31819#0063

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57

Abbildung 5.

Es wäre erwünscht, wenn auch in Minden und Arnsberg solche Ausbildungskurse von längerer
Dauer eingerichtet würden. Dabei müsste auch für das Linearzeichnen, für das bis jetzt
noch verhältnismässig wenig geschehen ist, gesorgt werden. — Der Unterlicht, insbesondere
der in den obern Klassen, wird sehr erleichtert, wenn er, wie in Osnabrück, in besondern
Sälen erteilt werden kann. In Minden verfügt die neue 3. Bürgerschule über einen Zeichen-
saal, der aber leider durchaus nicht zweckmässig eingerichtet ist. Damit Versehen, .wie sie
hier gemacht sind, künftig vermieden werden, dürfte es sich empfehlen, den Königlichen
Regierungen das mit dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten vereinbarte Programm für die
Anlage und Einrich¬
tung von Zeichen¬
sälen mitzuteilen.
Sehr geräumig und
auch zweckmässig
eingerichtet ist der
Zeichensaal der
neuen Bürgerschule
in Bielefeld, den
Berichterstatter auf
seiner Reise zu sehen
Gelegenheit hatte.
Es wäre hier nur
nochnotwendig, zwi¬
schen den schrägen
Oberlichtern Vor¬
hänge anzubringen,
die beim Zeichnen
nach körperlichen
Gegenständen zur
Isolierung der einzelnen Lichtquellen dienen könnten. Die gute Anlage dieses Zeichen-
saales, zu dem überdies noch ein überdeckter grosser Balkon gehört, bestätigt wieder
die schon oft gemachte Erfahrung, dass es am einfachsten und zweckmässigsten ist,
den Zeichensaal in das Dachgeschoss zu legen. — Die Beschaffung der Lernmittel hat
bis jetzt besondere Schwierigkeiten nicht verursacht. In Minden wird im zweiten Schul-
jahr an Stelle von Packpapier und in den folgenden Jahren neben diesem Schiefer-
papier benutzt, auf das die Schüler mit weichem Griffel zeichnen. Das Papier ist auf dem
Ständer befestigt und wird im Laufe des Schuljahrs erneuert. Der Ständer mit dem auf-
geklebten Schieferpapier kostet 40 Pfg., die Erneuerung des Papiers 5 Pfg. Solche Ständer
sind unter anderm von dem Albrecht-Dürer-Haus, Berlin, Kronenstrasse 18, zu beziehen.
Die auf dem Schieferpapier entstehenden Zeichnungen müssen natürlich immer wieder weg-
gewischt werden. Aber es ist auch gar nicht nötig, dass die zur Einübung bestimmter Formen
gemachten Versuche sämtlich aufgehoben werden. — Auf der Mittel- und Oberstufe ist der
farbige Pastellstift, der vielfach Eingang gefunden hat, nicht nur entbehrlich, sondern es
erscheint sogar ratsam, ihn wieder zu beseitigen, da er von der Beobachtung der Form,
Farbe und Tonwerte ablenkt und damit die zeichnerische Ausbildung schädigt. Anstatt die
Zeichnungen bunt zu
färben, sollten die Schü¬
ler vielmehr die plasti¬
sche Form der Vorbilder
in Schwarz-Weiss, und
zwar in erster Linie mit
dem Bleistift, dem im
praktischen Leben üb¬
lichen Material, aus¬
drücken lernen. Auch
sonst weist der Unter¬
richt im Zeichnen nach
körperlichen Gegen¬
ständen mancherlei, zum
Teil recht erhebliche
Mängel auf. Die ihn er¬
teilenden Lehrkräfte
scheinen den Aufgaben,
die sie stellen, oft selbst, nicht gewachsen zu sein. Hieran sind zum Teil die Leiter der
Ausbildungskurse schuld, die, anstatt auf die zeichnerische Wiedergabe einfacher Vorbilder
den Hauptwert zu legen, Versuche im Malen nach schwierigen Gegenständen, z. B. bunten
Vögeln, haben machen lassen, für die weder die gegebene Zeit, noch die Befähigung der
Kursteilnehmer ausreichte.
Im allgemeinen wird durch solche Kurse nur für die Unter- und Mittelstufe und allen-
falls noch für die einfachen Aufgaben der Oberstufe eine hinreichende Ausbildung erzielt
werden können. Um die in dem Pensum der Oberstufe enthaltenen Möglichkeiten voll aus-
 
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