Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 2.1908

DOI Heft:
Heft XI (November 1908)
DOI Artikel:
Arras, Paul: Dritter internationaler Kongress zur Förderung des Zeichenunterrichts, London 1908, [1]: Rundgang durch die Zeichenausstellung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31819#0124

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
112

schools (höhere Schulen) fehlt es oft an Frische. Hervorzuheben sind insbesondere
die Schulen in Edinburgh, welche vollständig den Eindruck des allgemeinbildenden
Zeichenunterrichts machen. Etwas schwächer zeigen sich die Leistungen der
Primär- und Sekundärschulen in Dundee. Wie sehr es auf den unterrichtenden
Lehrer ankommt, macht sich deutlich fühlbar bei Durchsicht der Arbeiten von
Glasgow. Die Klasse der Kunstschüler, die sich zum Zeichenlehrer ausbilden
wollen, ist vollständig unzureichend in dem Ergebnis, weil sie sich nicht in den
richtigen Händen befinden mag. Auch Lehrerseminare und Fortbildungskurse für
Lehrer im Zeichnen und Malen haben nur mässige Leistungen aufzuweisen.
Die beste Uebersicht über den heutigen Stand des englischen Kunstgewerbes
gewinnt man in der retrospektiven Ausstellung. Sie enthält nur die in den
letzten 10 Jahren mit der goldenen oder silbernen Medaille preisgekrönten Arbeiten.
An dem nationalen Wettbewerb (National Competition) beteiligen sich alle Kunst-
gewerbeschulen des Landes. Birmingham’s Central S choo 1 lieferte besonders
Entwürfe für Geräte in Gold und Silber, Elfenbeinschnitzereien und Glasmalerei.
Bemerkenswerte Fortschritte im Modellieren und Malen nach dem Leben, Ent-
würfen für Dekoration von Innenräumen, Lithographie und Badierung führte Liver-
pool vor Augen. Nottingham ist vertreten durch vorzügliche architektonische
Entwürfe, deren Motive meist der italienischen Renaissance oder auch der englischen
Gothik entnommen sind. Darstellung ganzer Palastfassaden mit allen Details in
Bleistift und mit Anwendung von wenig Farbe.
Englische Kolonien. — In Bombay ist alles noch neu und in der
Entwicklung begriffen. Die Ornamentierungsversuche sind zwar annehmbar, aber
der allgemeinbildende Teil fehlt gänzlich. Denselben Eindruck machen auch die
Schulen in B eng al en, Kanada und in der Kap-Kolonie. Brauchbarere An-
fänge zeigten Transvaal und New South Wales.
Amerika. — Die Ausstellung der Vereinigten Staaten führte uns Arbeiten
aus 60 Elementarschulen vor. Von Anfang an alsbaldige Betonung der praktischen
Uebertragung einfacher ornamentaler Kompositionen auf Stoff. Die Pflanzenstudien
der Mittelstufe zeichnen sich durch ihre flotte und frische Behandlungsart aus.
Dasselbe gilt für das körperliche Zeichnen, bei dem besonders die gut aufgestellten
Gruppen angenehm auffallen. Neben Landschaftsstudien in Kohle und Farbstift
und figürlichen Studien nach dem Leben, Arbeiten in Stoff, Papier und Leder.
Die Einführung geschieht im Sinne Prangs mit Silhouettenschneiden. Anzuerkennen
ist die Neigung der praktischen Arbeiten durch Verwendung von Stoff z. B. zu
Lampenuntersätzen, Taschen, Notizblöcken, Umschlägen, Mappen, Kalender, Photo-
graphierahmen etc. Alles wird vom Schüler in flacher Weise verziert, wobei die
Anordnung stets auf Bild Wirkung hinzielt. Die Naturstudien werden immer künst-
lerischer, eingehender und vollkommener. Die Leistungen der Frauenzeichen-
schule in Philadelphia erreichen die einer Kunstschule. Der ornamentale
Teil bezieht sich grösstenteils auf weibliche Handarbeiten.
D as Pratt Institut Brooklyn (Normalkunstschule zur Vorbereitung von
Lehrern) enthält einen allgemeinen Kursus für Malen und Illustrieren und Spezial-
kurse für darstellende Künste, Juwelierarbeiten, Metalltreiben und Baukunst. Des-
gleichen stehen Rhode Island School of Designe, Art Institut Chicago,
Maryland Institut Baltimore, Kunstschule New-York auf der Höhe
einer kleinen Kunst- bezw. Kunstgewerbeschule. School of Industrie Art
of the Pensylvanie Museum, eine Kunstgewerbeschule mit Gelegenheit zur
Ausbildung von Lehrern für ähnliche Anstalten, geht mit ihren Leistungen mit
Ausnahme der Holz- und Metallarbeiten nicht über das Durchschnittsmass hinaus.
Dagegen führt uns das Kunstmuseum Boston grossartiges Figurenstudium vor
Augen, aber ohne den flotten Zug der Pariser. Die kunstgewerbliche Abteilung
ist spärlich, meist Entwürfe für Textilindustrie. Die ausgeführten Arbeiten be-
ziehen sich auf Treibarbeiten in Metall und Leder, Keramik, Schmuck, zwar etwas
kleinlich, dennoch zweckmässig. Auch in Teachers College Columbia I n i-
versity (Universitätskursus zur Ausbildung von Kunstlehrern) kommen bei der
 
Annotationen