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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 2.1908

DOI Heft:
Heft XII (Dezember 1908)
DOI Artikel:
Kolb, Gustav: Für einfache Schulverhältnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.31819#0140

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wäre noch auf die farbige Behandlung einer Winterlandschaft hinzuweisen. Ich
lasse ab und zu nach der Durchführung mit Kohle oder Bleistift den roten Farbton
eines Kamins oder einer Backsteinwand mit Farbstift leicht angeben. Unsere heutige
Beilage ist vervielfältigt nach einer Schülerzeichnung der Oberrealschule Heidelberg, deren
Zeichenlehrer unser Verbandsvorsitzender Hans Erhardt ist. Das Original ist in Wasserfarben
gemalt. Der Schüler hat es vortrefflich verstanden, die farbigen Gegensätze neben den Ton-
werten zum Ausdruck zu bringen. Auch Abbildung 2 ist nach einem Aquarell dieser Schule
vervielfältigt. Abbildung 7, den ,,Beiträgen zur Zeichenunterrichtsreform“ Broschüre III ent-
nommen, zeigt uns eine weitere Technik. Sie gibt den Hellenstein bei Heidenheim.im
Winterkleide wieder und ist nach einer Schülerzeichnung der Realschule Heidenheim verviel-
fältigt (Zeichenl. Oberreall. Hahn). Wir sehen, dass auch mit der Feder und zwar mit den
sparsamsten Mitteln der Charakter der Schneelandschaft überzeugend zum Ausdruck gebracht
werden kann. Das Original von Abbildung 1 ist mit Bleistift — und was wichtiger ist — mit
Liebe gezeichnet. Sieh dir das kleine Bäumchen nur einmal genau an. Die schöne .Kopf-
leiste auf Seite 123 zeigt endlich die dekorative Verwertung einer Winterlandschaft. Wir ver-
danken sie unserem Mitglied E. Bollmann, der seit kurzem als Seminarzeichenlehrer in
Küsnacht in der Schweiz wirkt. Das 1. Heft des nächsten Jahrganges wird uns in einer
Reihe von Federzeichnungen weitere Proben seiner künstlerischen Tätigkeit bringen. Ein
Zeichenunterricht, der höheren Zielen zustrebt und den Schülern das Verständnis für Natur
und Kunst erschliessen will, wird zu den eigentlichen Zeichenübungen noch etwas Weiteres
treten lassen, nämlich Beobachtungsübungen. Das kann sowohl an Bildern, wie sie uns z. B.
in den Künstlersteinzeichnungen vorliegen, geschehen, wie insbesondere auch an der Natur

decken sind, gegeneinanderstehen. Die Abbildungen 3, 5 und 6 zeigen Schülerarbeiten, die
an jenem Vormittag entstanden sind, es sind Motive, die von den Fenstern unseres Zeichen-
saales und des Schulhausganges aus zu sehen sind. Mit welcher Lust und welchem. Eifer
alle Schüler an diesem Vormittag arbeiteten! Selbst solche, die an eine Perspektive sonst
nicht gar zu eifrig herantreten, zeichneten ihr Kamin oder ihr Zwerghäuslein recht aner-
kennenswert. Der ersten Zeichenklasse gab ich die Hausaufgaben (Hausaufgaben werden in der
Regel nicht gestellt): „Zeichnet mir am Sonntag, was ihr von einem Fenster eurer Wohnung
aus sehet.“ Solche Arbeiten fallengewöhnlich über Erwarten gut aus. Auch Abbildung 4 zeigt eine
Ansicht vom Fenster des Zeichensaales. Es ist aber eine Arbeit eines älteren Schülers. In den
letzten Wochen vor Weihnachten spukt der Pelzmärte oder der Schellenmärte, wie man ihn
hierzulande nennt, in der Phantasie der Schüler. Es wird den Schülern darum die Aufgabe
gestellt: Zeichnet den Schellenmärte, wie er abends durch die Winterlandschaft geht, einem
kleinen Dorfe zu, dessen Häuser von ferne zu sehen sind. Ich habe diese dankbare Auf-
gabe und ihre methodische Behandlung in „Beiträge zur Zeichenunterrichtsreform“, Brosch. I
eingehend behandelt. Sie dürfte daher den meisten unserer Leser bekannt sein. Es

Abbildung 4.
 
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