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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 2.1908

DOI Heft:
Heft XII (Dezember 1908)
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Kolb, Gustav: Das deutsche Bilderbuch von heute
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https://doi.org/10.11588/diglit.31819#0142

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128

Weisheit. Unsere meisten Bilderbücher von ehedem waren moralisierender Art, man wollte
das Kind durch das Bilderbuch tugendhaft machen, moralisch erziehen und wendete sich
darum meist in trockener, lehrhafter Art an seinen Verstand. Die Folge davon war,
dass solche gutgemeinte, aber wenig kindertümliche Machwerke dem Kind höchst gleich-
gültig waren. Nun
hat man wieder den
Anknüpfungspunkt
gefunden, der uns
mit dem Wesen des
Kindes verbindet.
Wir wissen heute, ein
Bilderbuch hat sich
vornehmlich an die
Phantasie des Kindes
zu wenden und an
sein Gemüt, und da
darf neben der Form
die lachende Farbe
und vor allem der
Humor nicht fehlen.
Wo der wie goldner
Sonnenschein in das
heben des Kindes
hineinleuchtet, da
springen die Türen
der kleinen Herzen
weit auf. Alsdann ist
es Zeit, auf weicher
Erden den Samen des
Guten und Weisen
zu säen.
Wenden wir uns
nun der Bilderbuch-
sehr viel Erfreuliches
finden. Aehnliche Leistungen wie „Das Zwillingspaar Hedi und Fredi“, das im
Verlag von Stephan Geibel, Altenburg, erschien und mit Bildern von Jenny Thieme in
einer Weise geschmückt ist, die einen Vergleich mit den Leistungen eines kleinen
Schülers herausfordert, sind gottlob nicht mehr vorhanden. Eine sehr beachtenswerte
Gabe für den Weihnachtstisch ist der „Jugendbrunnen“, der im Verlag von Karl
Curtius, Berlin W 35, erschienen ist und „alte Reime mit neuen Bildern“ enthält, zu
denen der Altmeister Fedor Flinzer feinfühlige, köstliche Zeichnungen geschaffen hat.
Dieses Bilderbuch steht aber in gewissem Sinn auf der Schwelle des Alten und Neuen:
es fehlt ihm einmal die übermütige Laune und vor allem — obwohl koloriert — die frische
leuchtende Farbe. Zu den bedeutendsten Erscheinungen gehören die Publikationen der
„Woche“ (Verlag von Aug. Scherl, Berlin), „Neuer deutscher Märchenschatz“
und „Die Woche für die deutsche Jugend“, die beide das Ergebnis von Preisaus-
schreiben enthalten. Wenn das erstere Werk sich vornehmlich an die Phantasie und das
Gemüt des Kindes wendete, so schliesst das zweite eine Fülle der verschiedenartigsten auch
humoristischer Beiträge in sich: Erzählungen, Märchen, Theaterstücke, belehrende Artikel,
Gedichte, Musikstücke und Spiele und Rätsel. Ganz vorzüglich in beiden ist der Bilder-
schmuck, der von Künstlern wie Münzer, Engels, Eichrodt, H. Anker, Eichler, A.
Schmidhammer, Ernst Liebermann, Caspari u. a. geschaffen wurde. Gehen wir
nun zu einem
Verlag, der in
diesem Zusam¬
menhang in
erster Linie
genannt wer¬
den muss, dem
von Joh.
Scholz in
Mainz. Bei
dessen Publi¬
kationen fin¬
den wir durch¬
weg das Be¬
streben , nur
das beste in
Text und Bild
zu bieten.

Abbildung 8.


Abbildung 7.

Schloss Hellenstein bei Heidenheim a. d. Brenz.
Aus „Beiträge zur Zeichenunterrichtsreform“, Broschüre III.


literatur im Einzelnen zu. so werden wir. wie schon oben
 
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