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Sammlungen und Ausstellungen. — Vereine und Gesellschaften. — Vermischtes.
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1528 gestorbenen Künstlers ist vorzüglich erhalten und gilt
als eines seiner besten Werke.
%* Der Beitrag des Deutschen Reichs xur Unterhaltung
des Germanischen Museums in Nürnberg ist auf jährlich
02 000 M. festgesetzt worden, unter der Bedingung, dass das
Reich nicht mehr zu den Kosten für Neubauten beizutra-
gen hat.
Düssetdorf. Beim Rundgang durch die Räume des
Schulte'sehen Salons fällt manches Interessante gleich beim
Eintritt in die Augen. Da sind zunächst die beiden Bilder
älteren Datums von Professor r. Gebhardt: „Christi Einzug
in Jerusalem" und „Die Heilung von Jairus' Tochter", beides
„echte Gebhardt's", von der tiefen Innerlichkeit des Meisters
durchdrungen. Das Interesse des Publikums konzentrirt sich
um diese beiden Bilder, ohne denselben immer das rechte
Verständnis entgegenzubringen. Die Behandlung christlicher
Vorwürfe in moderner Form, d. h. in der unhistorischen,
hat heutzutage nicht mehr den Zauber rührender Nairetäl
und Unmittelbarkeit, wie die Darstellungen der „Alten".
Daher auch die Beschauer leichter zum skeptischen Unter-
suchen und „Kopfschütteln" geneigt sind. Man kann im
Publikum vielfach dergleichen Beobachtungen machen. —
Neben diesen beiden Werken sind zwei neue Pradilla's aus-
gestellt. Welche Kontraste! Wunderbar lebendig und „tonig"
— Pradilla's „Grau" ist von unbeschreiblicher Feinheit —
ist das kleinere, leider etwas über Augenhöhe gehängte Bild-
chen: eine-Ziegen- und Schafhirtin, die an einem Abhang
ihre Herde weidet. So etwas muss man sehen; der Gegen-
stand ist nichts, die Behandlung alles. Das satte, dunkle
Blau zwischen den weißen Wolken steht im schönsten Klang
zum Ganzen. Das untere größere Bild (Landschaft mit Fi-
guren im Kahn) ist bedeutend wärmer, aber nicht ganz so
fein. — Eine Kollektion famoser Blumen und Fruchtstill-
leben haben die Damen M. und //. Gramer ausgestellt, erstere
scheint technisch die flottere und sicherere zu sein. Das große
mittlere Blumenstück und daneben das mit dem Hummer
sind vortreffliche, echt künstlerische Arbeiten, von einer
Farbenkraft und Wahrheit, wie kaum etwas in der Aus-
stellung. Das ist „Farbenfreude" und Frische. Eine belie-
bige Nebeneinanderstellung greller schreiender Farben, wie
die noch immer ausgestellte Hofmann'sche Kollektion, ist
noch lange keine „Farbenfreude", denn was da fehlt, ist
eben: „das geistige Band". An den prächtigen Cramer'schen
Sachen kann man sich wieder gesund sehen, alles frisch,
saftig, farbig und malerisch; ein gesunder Sinn sieht so. —
Neben einigen neuen Achcidtaeh's (Oswald und Andreas),
die beide eine schier unerschöpfliche Kraft zu haben schei-
nen, ist auch der große Basmusscn (Motiv vom Sogne-Fiord)
bemerkenswert. Ein herrliches Bild! Die beiden Porträts
von Fritx Neuhaus sind sehr ehrlich, aber etwas schwer in
der Farbe. Ehe wir den Rundgang diesmal schließen, möch-
ten wir noch das kleine Bild von & Lucius erwähnen,
(Promenade in Neapel), ' welches durch geschmackvolle
Behandlung, Sicherheit und feines Farbengefühl sehr an-
ziehend wirkt. — Es ist zwar die tote Saison, aber doch
kommt hin und wieder noch manches gute Bild bei uns
vorbei. —nn.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
□ Kunstvereine westlich der Elbe. Die am 7. und
S. August d. J. in Gotha tagenden Vertreter der Verbindung
Kunstvereine westlich der Elbe (Braunschweig, Cassel,
Dessau, Erfurt, Gotha, Halberstadt, Halle, Hannover, Magde-
burg, Nordhausen) haben unter anderem den Beschluss ge-
fasst, eine möglichst vollständige Sammlung der Radirungen
von Max Klinger in Leipzig anzuschaffen, und hierfür den
Betrag von 2000 M. ausgesetzt. Die Radirungen sollen von
sämtlichen Kunstvereinen der Verbindung in Sonderaus-
stellungen dem Publikum zugänglich gemacht und nachher
die einzelnen Werke an die Vereine zur Verlosung unter den
Mitgliedern verteilt werden. Gleichzeitig soll den sämt-
lichen Vereinen warm empfohlen werden, auch ihrerseits
von diesen Meisterwerken zu erwerben und sie unter ihre
Aktionäre zu verteilen. Wir können diese Art, wie die
Kunstvereine, welche erst im verflossenen Jahre Herrn Pro-
fessor Hugo Vogel in Berlin den Auftrag zu einem größeren
Werke erteilt haben, anregend und fördernd wirken, nur in
vollem Maße billigen.
VERMISCHTES.
Berlin. Im Verein für deutsches Kunstgewerbe machte
am Mittwoch den 27. September Hofgraveur 11. Otto inter-
essante Mitteilungen über die Weltausstellung von Chicago
und seine Erlebnisse als Preisrichter. Um in die Aus-
stellung zu gelangen, kann man entweder die Eisenbahn
benutzen oder den Wasserweg über den Michigansee. Wei-
den Weg mit der Eisenbahn zurücklegt, ist enttäuscht über
die dürftigen Holzbaracken, die sowohl in der Stadt als auch
in der Ausstellung die Bahnhöfe vorstellen Auch die Aus-
stellung selbst macht von der Landseite keinen vorteilhaften
Eindruck. Redner hatte so etwas von der Eleganz erwartet,
die die Ausstellung in Paris auszeichnete, war aber nicht wenig
enttäuscht. Ganz anders repräsentirt sich die Ausstellung
dagegen bei der Fahrt über den See. Von hier aus gesehen
macht sie einen überwältigenden Eindruck. Die sämtlichen
Gebäude sind meistens griechisch gehalten, und man hat
den Eindruck, als ob diese hohen und weiten Paläste eigent-
lich nur für Kaiser und Könige gebaut seien. Die Gebäude
liegen in ziemlicher Entfernung voneinander, breite Straßen
und Wege, bedeckt mit weißem Kies und großen Quadern,
verbinden sie, aber kein Baum giebt dem Besucher Schatten,
der in der heißen Sonnenglut von einem Gebäude zum
anderen wandert. Das Industriegebäude macht von außen
einen gewaltigen Eindruck, aber um so unvorteilhafter und
schlechter ist die innere Einrichtung. Ringsherum laufen
60—70 Fuß breite Galerieen, diese werden verbunden durch
Quergalerieen und sie werden wieder durchschnitten von Längs-
galerieen. Dadurch entstehen eine Reihe von Carres, die
leidlich gutes Licht haben, wer aber unglücklicherweise
' seinen Stand unter einer Galerie hat, der sitzt vollständig
im Dunkeln. Hier hat leider auch die Berliner Bronze ihren
Stand. Man hat zwar später dort drei elektrische Lampen
angebracht, aber während eine brannte, versagten die anderen.
Ahnlich ist es auch den übrigen Nationen ergangen. Und
doch wurden diese Galerieen notwendig durch die enorm
vielen Waren, welche aus Europa nach Chicago geschickt
wurden. Erschwert wird der Überblick noch durch den in
das Gebäude hineingebauten Turm, so dass das Ganze trotz
seiner Größe doch nur sehr klein erscheint. Unter den
Deutschen hat besonders München in großartiger Weise aus-
gestellt, es hatte durch seinen Kunstgewerbeverein alles ge-
than, um die bayrische Arbeit hervorzuheben. Von Berlin
sind besonders zu nennen die mustergültigen Arbeiten der
Porzellanmanufaktur, vorn durch ein schönes Eisengitter
von Armbruster in München abgeschlossen. Hier wirken die
Malereien von Kips viel gewaltiger und kräftiger als die
französischen. Bei der französischen Ausstellung wirkt die
Hauptfassade in anderer Weise. Schwere Balustraden wer-
Sammlungen und Ausstellungen. — Vereine und Gesellschaften. — Vermischtes.
10
1528 gestorbenen Künstlers ist vorzüglich erhalten und gilt
als eines seiner besten Werke.
%* Der Beitrag des Deutschen Reichs xur Unterhaltung
des Germanischen Museums in Nürnberg ist auf jährlich
02 000 M. festgesetzt worden, unter der Bedingung, dass das
Reich nicht mehr zu den Kosten für Neubauten beizutra-
gen hat.
Düssetdorf. Beim Rundgang durch die Räume des
Schulte'sehen Salons fällt manches Interessante gleich beim
Eintritt in die Augen. Da sind zunächst die beiden Bilder
älteren Datums von Professor r. Gebhardt: „Christi Einzug
in Jerusalem" und „Die Heilung von Jairus' Tochter", beides
„echte Gebhardt's", von der tiefen Innerlichkeit des Meisters
durchdrungen. Das Interesse des Publikums konzentrirt sich
um diese beiden Bilder, ohne denselben immer das rechte
Verständnis entgegenzubringen. Die Behandlung christlicher
Vorwürfe in moderner Form, d. h. in der unhistorischen,
hat heutzutage nicht mehr den Zauber rührender Nairetäl
und Unmittelbarkeit, wie die Darstellungen der „Alten".
Daher auch die Beschauer leichter zum skeptischen Unter-
suchen und „Kopfschütteln" geneigt sind. Man kann im
Publikum vielfach dergleichen Beobachtungen machen. —
Neben diesen beiden Werken sind zwei neue Pradilla's aus-
gestellt. Welche Kontraste! Wunderbar lebendig und „tonig"
— Pradilla's „Grau" ist von unbeschreiblicher Feinheit —
ist das kleinere, leider etwas über Augenhöhe gehängte Bild-
chen: eine-Ziegen- und Schafhirtin, die an einem Abhang
ihre Herde weidet. So etwas muss man sehen; der Gegen-
stand ist nichts, die Behandlung alles. Das satte, dunkle
Blau zwischen den weißen Wolken steht im schönsten Klang
zum Ganzen. Das untere größere Bild (Landschaft mit Fi-
guren im Kahn) ist bedeutend wärmer, aber nicht ganz so
fein. — Eine Kollektion famoser Blumen und Fruchtstill-
leben haben die Damen M. und //. Gramer ausgestellt, erstere
scheint technisch die flottere und sicherere zu sein. Das große
mittlere Blumenstück und daneben das mit dem Hummer
sind vortreffliche, echt künstlerische Arbeiten, von einer
Farbenkraft und Wahrheit, wie kaum etwas in der Aus-
stellung. Das ist „Farbenfreude" und Frische. Eine belie-
bige Nebeneinanderstellung greller schreiender Farben, wie
die noch immer ausgestellte Hofmann'sche Kollektion, ist
noch lange keine „Farbenfreude", denn was da fehlt, ist
eben: „das geistige Band". An den prächtigen Cramer'schen
Sachen kann man sich wieder gesund sehen, alles frisch,
saftig, farbig und malerisch; ein gesunder Sinn sieht so. —
Neben einigen neuen Achcidtaeh's (Oswald und Andreas),
die beide eine schier unerschöpfliche Kraft zu haben schei-
nen, ist auch der große Basmusscn (Motiv vom Sogne-Fiord)
bemerkenswert. Ein herrliches Bild! Die beiden Porträts
von Fritx Neuhaus sind sehr ehrlich, aber etwas schwer in
der Farbe. Ehe wir den Rundgang diesmal schließen, möch-
ten wir noch das kleine Bild von & Lucius erwähnen,
(Promenade in Neapel), ' welches durch geschmackvolle
Behandlung, Sicherheit und feines Farbengefühl sehr an-
ziehend wirkt. — Es ist zwar die tote Saison, aber doch
kommt hin und wieder noch manches gute Bild bei uns
vorbei. —nn.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
□ Kunstvereine westlich der Elbe. Die am 7. und
S. August d. J. in Gotha tagenden Vertreter der Verbindung
Kunstvereine westlich der Elbe (Braunschweig, Cassel,
Dessau, Erfurt, Gotha, Halberstadt, Halle, Hannover, Magde-
burg, Nordhausen) haben unter anderem den Beschluss ge-
fasst, eine möglichst vollständige Sammlung der Radirungen
von Max Klinger in Leipzig anzuschaffen, und hierfür den
Betrag von 2000 M. ausgesetzt. Die Radirungen sollen von
sämtlichen Kunstvereinen der Verbindung in Sonderaus-
stellungen dem Publikum zugänglich gemacht und nachher
die einzelnen Werke an die Vereine zur Verlosung unter den
Mitgliedern verteilt werden. Gleichzeitig soll den sämt-
lichen Vereinen warm empfohlen werden, auch ihrerseits
von diesen Meisterwerken zu erwerben und sie unter ihre
Aktionäre zu verteilen. Wir können diese Art, wie die
Kunstvereine, welche erst im verflossenen Jahre Herrn Pro-
fessor Hugo Vogel in Berlin den Auftrag zu einem größeren
Werke erteilt haben, anregend und fördernd wirken, nur in
vollem Maße billigen.
VERMISCHTES.
Berlin. Im Verein für deutsches Kunstgewerbe machte
am Mittwoch den 27. September Hofgraveur 11. Otto inter-
essante Mitteilungen über die Weltausstellung von Chicago
und seine Erlebnisse als Preisrichter. Um in die Aus-
stellung zu gelangen, kann man entweder die Eisenbahn
benutzen oder den Wasserweg über den Michigansee. Wei-
den Weg mit der Eisenbahn zurücklegt, ist enttäuscht über
die dürftigen Holzbaracken, die sowohl in der Stadt als auch
in der Ausstellung die Bahnhöfe vorstellen Auch die Aus-
stellung selbst macht von der Landseite keinen vorteilhaften
Eindruck. Redner hatte so etwas von der Eleganz erwartet,
die die Ausstellung in Paris auszeichnete, war aber nicht wenig
enttäuscht. Ganz anders repräsentirt sich die Ausstellung
dagegen bei der Fahrt über den See. Von hier aus gesehen
macht sie einen überwältigenden Eindruck. Die sämtlichen
Gebäude sind meistens griechisch gehalten, und man hat
den Eindruck, als ob diese hohen und weiten Paläste eigent-
lich nur für Kaiser und Könige gebaut seien. Die Gebäude
liegen in ziemlicher Entfernung voneinander, breite Straßen
und Wege, bedeckt mit weißem Kies und großen Quadern,
verbinden sie, aber kein Baum giebt dem Besucher Schatten,
der in der heißen Sonnenglut von einem Gebäude zum
anderen wandert. Das Industriegebäude macht von außen
einen gewaltigen Eindruck, aber um so unvorteilhafter und
schlechter ist die innere Einrichtung. Ringsherum laufen
60—70 Fuß breite Galerieen, diese werden verbunden durch
Quergalerieen und sie werden wieder durchschnitten von Längs-
galerieen. Dadurch entstehen eine Reihe von Carres, die
leidlich gutes Licht haben, wer aber unglücklicherweise
' seinen Stand unter einer Galerie hat, der sitzt vollständig
im Dunkeln. Hier hat leider auch die Berliner Bronze ihren
Stand. Man hat zwar später dort drei elektrische Lampen
angebracht, aber während eine brannte, versagten die anderen.
Ahnlich ist es auch den übrigen Nationen ergangen. Und
doch wurden diese Galerieen notwendig durch die enorm
vielen Waren, welche aus Europa nach Chicago geschickt
wurden. Erschwert wird der Überblick noch durch den in
das Gebäude hineingebauten Turm, so dass das Ganze trotz
seiner Größe doch nur sehr klein erscheint. Unter den
Deutschen hat besonders München in großartiger Weise aus-
gestellt, es hatte durch seinen Kunstgewerbeverein alles ge-
than, um die bayrische Arbeit hervorzuheben. Von Berlin
sind besonders zu nennen die mustergültigen Arbeiten der
Porzellanmanufaktur, vorn durch ein schönes Eisengitter
von Armbruster in München abgeschlossen. Hier wirken die
Malereien von Kips viel gewaltiger und kräftiger als die
französischen. Bei der französischen Ausstellung wirkt die
Hauptfassade in anderer Weise. Schwere Balustraden wer-