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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0092

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165

Vermischtes. — Vom Kunstmarkt. — Zeitschriften.

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historische Thatsachen oder Naturschönheiten anlehnt und
auf diese Weise unsere subjektive Stimmung erobert, hat
unbedingt im Lauf seiner langen akademischen Bahn eine
größere Zahl verständnisvoller Verehrer auch unter den
Laien gefunden, mit einem Wort: er ist populärer als Burne-
Jones, aber nicht in dem Grade wie es bei Walter Crane
zutrifft. Das soeben Gesagte vermag kaum besser erläutert
zu werden, als durch eine kleine, aber vorzügliche Aus-
stellung neuerer Werke von Watts in der Galerie von Mr. Dun-
thorne in Vigo-Street, welche Zeugnis ablegt von der Viel-
seitigkeit und dem Genie des Meisters. Das größte der Bilder
stellt den Vesuv von Neapel aus gesehen dar. Dies Bild ist
bemerkenswert durch seine brillante Farbe und durch die
vollkommene Harmonie des Tones. Dieses aber sind nicht
die einzigen Vorzüge. Die Anmut der Komposition, der
dramatische Ausdruck und die spielende Herrschaft über
Licht und Schatten zeichnen dies schöne Bild gleichmäßig
aus. Die pittoreske alte Stadt, so sonderbar in ihren Um-
rissen, am Fuße des Berges, das smaragdgrüne Meer in der
Entfernung mit einem Purpurstreifen, sonnige Atmosphäre,
die Rauchsäulen des Vulkans, darüber der klare Himmel
mit goldenen Wolken, alles dies ist mit einer Treue, Ele-
ganz und Kraft gemalt, die das Entzücken des Beschauers
hervorrufen. Eine getreuere Wiedergabe der Natur ist un-
möglich. Joshua Reynolds könnte Mr. Watts an Poesie nicht
überboten haben in den beiden hier ausgestellten jugend-
lichen Cupido's. Der eine befindet sich in festem Schlaf in
einer Rosenlaube, der andere ist soeben erwacht und spielt
mit einem Schmetterling. Die Modellirung der beiden
Figuren, die kindliche Unbefangenheit und die Elastizität
in der Textur des Fleisches sowie das Transparent der
Fleischfarben verdient unsere vollste Anerkennung. Kritiker,
welche sonst geneigt sind, die Kunst Watts' nur mit dem
Düsteren und Tiefsinnigen in Verbindung zu denken,
werden sich überzeugen, dass dieser Meister, wenn er
will, auch ein strahlend lebensfroher Kolorist zu sein ver-
mag. Umgekehrt aber werden wir an den mystischen
Meister und an Burne-Jones durch das Sujet, betitelt „die
Nixe", in vollstem Maße erinnert. Für beide Meister ist
dies Thema ein anziehender Lieblingsvorwurf. Sie versetzen
uns damit in eine Märchenwelt, die zwar unserer Phantasie
den kühnsten Spielraum gewährt, uns an Böcklin erinnert,
technisch zwar großartig durchgeführt ist, uns aber nicht
in dem Maße erwärmt, wie dies unser deutscher Meister zu
thun im stände ist. In dem vorliegenden Fall sehen wir ein
junges Mädchen, ideal aufgefasst, nachdem sie ihren Tod in
den Wellen gefunden hat, auf wunderbare Weise wieder
ins Leben zurückgerufen. Es ist dies, wie gesagt, eines
jener bei beiden Künstlern wiederkehrenden Themata, dem
nicht jeder ohne weiteres zu folgen vermag. Im Gegensatz
hierzu finden wir endlich ein sehr bekanntes Gesicht, näm-
lich ein lebensvolles Porträt des Professors Joachim. Der
Geigerfürst ist ungemein charakteristisch dargestellt. Dieses
Bild kann mit Recht als ein typisches Beispiel der Porträt-
malerei von Watts gelten. Auch Alma-Tadema hatte ein
Porträt von Joachim auf die Royal Academy-Ausstellung
gesandt. Diese nunmehr geschlossene Ausstellung hat Watts
mit zwei Bildern beschickt: „Versprechungen" und „Endy-
mion". Beide haben hier eine sehr widersprechende Kritik
erfahren, d. h. die einen haben die Bilder sehr gelobt, von
den anderen wurden sie verworfen. Dass diese Gemälde
nicht zu den besten Werken des Meisters gehören, steht
wohl fest! Die Ursache hiervon mag in dem Umstände
liegen, dass der Künstler wenig Gewicht auf Ausstellungs-
bilder legt. In noch geringerem Grade thut dies Burne-

Jones , der die „Royal Academy" grundsätzlich nicht be-
schickt und überhaupt niemals direkt für irgend eine Aus-
stellung arbeitet. £

0 Vier Briefe von Bubens, die der Meister in den
Jahren 1619, 1620 und 1622 an Peter van Veen im Haag
gerichtet hat, sind auf einer Versteigerung in Gent für die
kgl. Bibliothek in Brüssel angekauft worden. Nach den in
der Presse gemachten Angaben scheinen diese bisher noch
nicht veröffentlichten Briefe eine wertvolle Ergänzung zu
dem bekannten, zuerst von Ruelens mitgeteilten Briefe von
Rubens an denselben Adressaten vom 19. Juni 1622 zu
bilden. Ihr wichtigster Inhalt bezieht sich auf die Kupfer-
stiche, die Rubens damals nach seinen Gemälden aus-
führen ließ.

VOM KUNSTMARKT.

S. M. Am 2. Nov. wurden in Kopenhagen einige hol-
ländische Gemälde aus dem Nachlasse des Herrn Konsul
E. B. Muus versteigert. Die Bilder waren durchgängig gut,
die Preise sehr gering —- so schlecht sogar, dass ein Kunst-
bändler, der die ganze kleine Sammlung gekauft hätte,
damit im Auslande glänzende Geschäfte hätte machen
können. Den höchsten Preis, 545 Kronen, erreichte Salomon
Rombout's „Bauernhof beim Walde", ein ansehnliches und
sehr schönes Bild; dann J. A. Beerstraten „Holländische
Stadtpartie mit Kanal", 400; Com. Decker „Bauernhof, 405,
Hondekoeter „Hühnerhof", 530, van Schriek „Blumen in
einer gläsernen Vase", 355, Cl. Molenaer „Wasserfall in
einer öden Waldgegend mit Burgruine", 400. Etwas besser
ging es mit den dänischen Gemälden: so erreichte ein Bild
von P. C. Skovgaard — allerdings ein großes Hauptwerk des
ausgezeichneten Meisters — einen Preis von 1555 Kr. Es
wurde für die Nationalgalerie erworben.

— Leipzig. Soeben erschien der Katalog Nr. 130 von
K. W. Eiersemann, enthaltend: Kunstgewerbe L Keramik
— Glas mit einem Anhang: Vorlagewerke für Porzellan- und
Majolikamalerei; derselbe wird Interessenten auf Verlangen
vom Herausgeber zugesandt.

ZEITSCHRIFTEN.

Allgemeine Kunstchronik. 1893. Nr. 25.

Decadence. Von K. Kenard. — Kunstbrief aus Stuttgart. Von
K. Schäfer. — Uber das Konserviren unserer Kunstdenkmäler
bezw. das Härten von Marmor und weichen Steinen. — Zum
Akademieenstreit.

Architektonische Rundschau. 1893/94. Heft 3.

Tal'. 17. Frankfurter Bank in Frankfurt a. M.; erbaut von Archi-
tekt H. Kitter daselbst. — Taf. 18. Wohnhaus des Herrn Geo.
L. Hayes in Buffalo; erbaut von Architekt J. H. Marlins da-
selbst. — Taf. 19. Villa Ziegler in Winterthur; erbaut von Jung
und Bridler, Architekten daselbst. — Taf. 20/21. König Karls-
Halle im neuen Landesgewerbemuseum zu Stuttgart; erbaut von
Prof. S. Neckel mann daselbst. — Taf. 22. Entwurf zu einem
Kreishause für Königsberg in der Neumark. Von Werner und
Zaar, Architekten in Berlin. — Taf. 23. Hotelannex für die
Karl Sacher'sche Kuranstalt in Helenenthal bei Baden (Öster-
reich); erbaut vom t Baurat O. Hieser. — Taf. 24. Friedhof-
kapelle für Charlottenburg; entworfen von Baumeister H. Guth
in Charlottenburg.

Repertoriuin für Kunstwissenschaft. Bd. XVI. Heft 5/6.

• Register Band 1 bis 16.

Zeitschrift für christliche Kunst. 1893/94. Heft 9.

Die alten Teile der Pfarrkirche zu Oberdollendorf. Von W. Eff-
mann. — Die mittelalterlichen Mosaiken von S. Marco zu Ve-
nedig, II. der Taufkapelle. Von St. Beissel. — Alte Werke
des Kunsthandwerks auf der heurigen Landesausstellung zu
Innsbruck. Von K. Atz.

L'Art. Nr. 709. 1. Dezember 1893.

La societe venitienne au XVIIlme siecle. (Schluss.) Von A. Mou-
reau. — Vandalisme. Les musees lapidaires du Midi Von
3. Mommeja. — Les acquisitions des Musees ä la vente Spitzer
(Schluss.) Von A. Dallieres. — Charles Fechter. Von E.
Stoullig.
 
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