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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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Wettbewerbungen. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

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in Berlin den zweiten und der Bildhauer Her mann Hiddiwj
in Berlin den dritten Preis erhalten.

DENKMÄLER.

M. R. Karlsruhe. Der Bildhauer Weltring, der sich durch
seine fein abgewogene Nymphengruppe (s. Zeitschr. f. b. K.
N.F. III, S.20/21) bekannt gemacht, hat im Auftrage der Witwe
ein Denkmal für das Grab des verstorbenen Kunsthistorikers
Lübke in Arbeit. Der Grundgedanke der Komposition lehnt
sich an die romantische Emptindungsweise der Zeit an, da
Lübke seine Periegesc durch Westfalen begann und den
Grund zu jener umfassenden Denkmiilerkenntnis legte, die
ihn in so hervorragendem Maße auszeichnete. Wir sehen
ihn, den Mantel umgeschlagen, das Notizbuch in der Hand,
ausruhen an einem alten Gemäuer. Wir werden nach Voll-
endung der Arbeit, die in Bronze gegossen worden soll,
noch einmal auf sie zurückkommen. Es schweben Verhand-
lungen, welche wahrscheinlich dazu führen werden, dass
das Denkmal eine öffentliche Aufstellung finden wird. Wir
würden dann zum zweitenmal den Fall erlebt haben, dass
ein Werk, welches ursprünglich für den Friedhof bestimmt
war, wie es ja mit dem Volz'schen Kriegerdenkmal der Fall
gewesen ist, der kleinen Gemeinde der Friedhofsbesucher
entzogen und durch Aufstellung in der Stadt der vollen
Öffentlichkeit übergeben wird.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

0 Die Gemäldegalerie des Grafen von Schach ist, wie
sich aus der am 23. April erfolgten Eröffnung des Testaments
des Grafen ergeben hat, dem Deutschen Kaiser nach Aus-
scheidung einer Anzahl minderwertiger Gemälde vermacht
worden. Damit ist die Besitzfrage erledigt worden. Bald
darauf hat aber auch die Ortsfrage eine Erledigung gefunden,
da Kaiser Wilhelm 11. den Bürgermeister Borscht in München
telegraphisch benachrichtigt hat, dass die Galerie in München
verbleiben solle. Die Sammlung der Zeichnungen und Kup-
ferstiche ist dem Großherzoge von Mecklenburg-Schwerin
vermacht worden. Die Werke des Grafen Schock sollen
durch billige Volksausgaben weiterverbreitet werden. Das
Telegramm des Kaisers, das in München mit großer
Freude aufgenommen worden ist, soll auf Beschluss der
Gemeindebehörden in eine an der Außenseite des Galerie-
gebäudes anzubringende Marmortafel eingegraben werden.
Es hat folgenden Wortlaut: „Ich ersehe aus den Telegram-
men, dass Graf Schack Mir seine Bildergalerie vermacht
hat. Dieser den Münchener Künstlern und Bürgern sowohl
als allen Deutschen liebgewordene Kunstschatz soll München
erhalten bleiben. Möge Münchens Bevölkerung hieraus
einen neuen Beweis Meiner Kaiserlichen Huld und Meines
Interesses an ihrem Wohlergehen ersehen, ebenso wie Ich
.Mich freue, in Ihrer schönen Stadt ein Haus als Kaiser-
liches Wahrzeichen zu besitzen, in dessen Hallen ein jeder
Anhänger der Kunst Mir willkommen sein soll. Wilhelm,
Imperator Rex."

M. R. Karlsruhe. Unsere Stadt ist durch ein neues
Museum bereichert worden. Bei der Kunststickereischulc
des Badischen Frauenvercins bestand schon seit längerer
Zeit eine dem praktischen Bedürfnis angepasste Sammlung
von Kunststickereien, welche hauptsächlich durch fürstliche
Geschenke auf Anregung der Großherzogin zusammengetra-
gen worden war. Diese Art der Entstehung hat den großen
Vorteil gehaht, dass fast jedes Stück seiner Provenienz noch
authentisch beglaubigt ist und dre schwierige Bestimmung
der Herkunft älterer Erzeugnisse der Hausindustrie nicht

in das Belieben der Verwaltung gestellt ist. Durch Ankäufe
sind dann die Lücken in systematischer Weise, besonders
nach der historischen Seite hin, ousgefüllt worden. So ver-
fügt denn jetzt die Schule, welche unter der umsichtigen
Verwaltung von Fräulein L. Thelemann und unter der künst-
lerischen Leitung des Malers Professor Fritz Bär zu einem
der ersten Institute seiner Art aufgerückt ist, über eine
Sammlung, welche für Techniken und Muster schon ganz
hervorragende Dienste geleistet hat. Da die Anstalt die
Geschmacksbildung der Frauen, speziell auf dem Gebiete
weiblicher Handarbeiten anstrebt, so musste es in ihrem
Programm liegen, ihre Schätze öffentlich zugänglich zu
machen. Durch eine Bitte beim Großherzog erlangte man
einen trefflich passenden Raum, in welchem ein Teil der
Sammlung in übersichtlicher und geschmackvoller Weise
durch den Privatier G. J. Rosenberg aufgestellt worden ist.

0 Die Jury der großen Berliner Kunstausstellung hat,
wie immer seit Menschengedenken, auch in diesem Jahre
Anlass zu Beschwerden gegeben, die aber nach dein geringen
Erfolge der vorjährigen „Freien Ausstellung" anscheinend
nur in Protestkundgebungen ihren Ausdruck finden werden.
Eine Anzahl Künstler, die sich durch Zurückweisungen be-
nachteiligt fühlen, hat die Abfassung einer Bittschrift be-
schlossen, in der der Kultusminister ersucht werden soll, eine
Ausstellung der Werke, die von der Jury abgelehnt worden
sind, in der Maschinenhalle des Ausstellungsparkes zu ge-
statten. Sollte dieses Gesuch abgeschlagen werden, so wollen
sich die Zurückgewiesenen mit einer Immediateingabe an
den Kaiser wenden.

Dresden. Das leonigliche Kupferstichkabinett ist mit
allem Ernste bestrebt, der modernen Kunst nachzukom-
men. Es ist unseres Wissens die einzige öffentliche Samm-
lung Deutschlands, welche planmäßig moderne Radirungen
erwirbt. Von Max Klinger, Karl Köpping und Bernhard
Mannfeld als geborenen Sachsen werden alle käuflichen
Blätter erworben, auch von Moritz Geyger. Es sind in den
letzten beiden Jahren nicht weniger als :;'.)! moderne Radi-
rungen angekauft, dazu 570 von Dresdener Kunstfreunden
und zum Teil von den Künstlern geschenkt worden. Es
finden sich unter diesen 001 Stücken Blätter von Menzel,
Stauffor-Bern, Köpping, Klinger, Krüger, Halm, Liebormann,
Thoma, Whistler, Seymour-Hoden, Legros, Geyger, Greiner,
und Lunois. Für diese Radirungen wurden insgesamt
10612 Mk. bezahlt. Ferner wurden erworben drei Aquarelle
von Nisbet, Dettmann und Kubierschky für zusammen
2240 Mk., 145 Zeichnungen durch Kauf, 595 durch Schen-
kung, darunter solche von Ludwig Richter, StauM'er-Bern,
Theodor Große, Max Klinger und 0. E. Morgenstern. End
lieh wurden 209 alte Stiche erworben, darunter solche vom
Meister E. S., von Schongauer, Dürer, L. v. Leiden und Goya
für 15S01 Mk. Für die Skulpturensammlung wurden die
Zeichnungen und Skizzenbücher von Ernst Hähne] erworben.
Das Historische Museum erwarb für 150000 Mk. die be-
rühmte Zschille'sche Sammlung in mittelalterlichen Waffen.
Die Porzellansammlung erhielt einen Zuwachs von 65 Stüi-k
(davon 15 Geschenke) für 8418 Mk. Endlich wurde für das
Grüne Gewölbe ein goldenes Kleinod des Kurfürsten Chri-
stian II. für .'!S50 Mk. erworben.

(Münch. Neueste Nachr.)
Prag. 55. Jahresaiisstcllung des Kunstccrcins für Böhmen.
— Der Berichterstatter einer hiesigenTogeszeitung, der bei der
„Generolprobe" zugegen war, schloss seine Bemerkung dar-
über mit ungefähr den Worten: „Dass auch einige der neueren
Freilichtmaler und Impressionisten zu Worte gelangt sind, ist
nur zu billigen." Diese Warnung war beinahe überflüssig.
 
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