Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0227

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
435

Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischtes.

436

riihmtesten englischen Arzte, sehr gelungen. Seine Pha -
tasiearbeit, der reiche Jüngling aus dem Evangelium, der
traurig von dannen ging, weil er seine Reichtümer nicht
missen wollte, — nur eine einzelne Figur — ist ohne alle
andere dramatische Beihilfe, als die des Gesichtsausdrucks,
zu den besten Bildern des Altmeisters zu zahlen. Alma
Tadcma's Hauptbild befindet sich zur Zeit noch nicht auf
der Ausstellung und müssen wir uns daher vor der Hand
mit einem Porträt und einer einzelnen Figur begnügen,
welche im Katalog den Titel führt „Am Ende eines freu-
digen Tages". Der neu ernannte Direktor der National
Gallery, Mr. Poynter, auf dessen Beschickung zur Ausstellung
man besonders gespannt war, hat in seinen klassischen Dar-
stellungen und arkadischen Scenen den gehegten Erwartun-
gen nicht entsprochen. Dasselbe gilt von Orehurdson und
leider auch von den beiden neuen Mitgliedern der Akademie,
von Mr. Siran und Sargent, auf die man infolge ihrer vor-
jährigen Ausstellungsbilder große Hoffnungen gesetzt hatte.
Boughton7s „Unschuldsprobe der Reinheit" bildet einen in-
teressanten Vorwurf, der in hochorigineller Weise ausgeführt
ist. Ein junges Mädchen schreitet über den frisch gefallenen
Schnee und liest in ihrem Gebetbuche. In dem nahe liegen-
den Walde lauern drei hässliche Figuren, welche wohl als Ver-
leumdung, Schande und Hohn zu bezeichnen sind und die
das junge Mädchen teuflisch lachend erwarten. Die Alle-
gorie ist einfach genug erfunden, um sofort verstanden zu
werden, und ebenso klar durchgeführt. Walcrhouse hat
zwei recht gute Bilder und die jüngere Schule so viel tüch-
tige Werke geliefert, dass unter den ca. 2000 Nummern der
Ausstellung es nur möglich ist, die Namen Waller I.angleg,
Frank Bramley, Lathangue, Take, Forbcs und Owtram unter
vielen anderen lobend zu erwähnen. Besonders letzterer er-
scheint als ein ungemein viel versprechender Künstler. Mrs.
Normand, die unter ihrem früheren Namen 1lenrietta Kae im
Katalog verzeichnet steht, hat ein Bild unter dem Titel
„Psyche vor dem Thron der Venus" ausgestellt, das sicher-
lich jedem Akademiker zum Ruhme gereichen würde. Die
Porträts auf der Ausstellung sind äußerst zahlreich. Ber-
komer hat sogar außergewöhnlich viele gesandt, von denen
namentlich das Bildnis Lord Salisbury's und das von Lord
Ripon erwähnt werden soll. Von den jüngeren Kräften
hat sich besonders Furse, Arthur Cope, Carter, Shannon und
Solomon hervorgethan. Wenn auch bis jetzt der Marine
und der Landschaft keine Erwähnung geschah, so muss doch
andererseits konstatirt werden, dass weder quantitativ noch
qualitativ eine Abnahme in diesen Kunstzweigen stattgefun-
den hat. Neben Book und Henry Moore ist ein neuer Ma-
rinemaler von Bedeutung in Mr. Somcrscales erstanden.
Mac Whirter ist ebenso zahlreich wie verschiedenartig ver-
treten, und Colin Ilunter giebt uns mehrfach vorzügliche
Studien des Meeres, der Wolken und der Küste. Parsons
geht den modernen Weg weiter und zeigt uns einen stür-
mischen Sonnenuntergang über einem blaugrünen Rüben-
feld. Corbet, Smythe und Charles Wyllic bewähren sich in
ihren Landschaften als ausgezeichnete Koloristen.

a*,, Ankäufe auf der großen lkrlincr Kunstausstellung.
Bei der Reorganisation der Berliner Kunstausstellungen war
bestimmt worden, dass die Hälfte des Reingewinns dem Ver-
ein Berliner Künstler, die andere Hälfte der „Genossenschaft
der Mitglieder der Akademie" zufallen soll, dass jedoch von
dieser zweiten Hälfte auf der folgenden Ausstellung Kunst-
werke angekauft werden sollen, die dem Kultusminister zur
Abgabe an Staats- und Provinzialsammlungen oder an öffent-
liche Gebäude zur Verfügung zu stellen sind. Für dieses
Jahr war die Summe von 27 000 Mark bereit, wofür fol-

gende Kunstwerke angekauft wurden: 1. Karl Becker,
Düsseldorf: ,,Emdener Häringslogger". 2. Julius Bergmann,
Karlsruhe: „Unter den Weiden". 3. Eduard Beyrer, Mün-
chen: „Maria" (Terracotta-Büste). 4. Christ. Ludw. Bokel-
uiann f, Berlin: „Bildnis von Klaus Groth". 5. Karl Breit-
bach, Berlin: „Blick auf Sterzing". (i. August von Coming,
München: „Stillvergnügt". 7. Angelo Dall'Oca Bianca,
Verona: „Zur ersten Messe". S. Rudolf Eichstaedt, Berlin:
„Blücher in Jemappes". ü. Paul Flickel, Berlin: „Wald-
bach". 10. Heinz Hoffmeister f, Kolonie Grunewald bei
Berlin: „Capreserin" Marmorbüste. 11. Karl Inner, Düssel-
dorf: „Heidelandschaft". 12. Friedrich Kallmorgen, Karls-
ruhe: „Zur Erntezeit". 13. Rene Reinecke, München: „Im
Wartesaal I. und II. Klasse Centraibahnhof München". 14.
Karl Röchling, Wilmersdorf bei Berlin: „Ein Ausfall im
lö. Jahrhundert". 15. Macaulay Stevenson, Glasgow: „Der
Jairiesteich." — Der deutsche Kunstvcrcin hat elf Kunst-
werke für seine Verlosung angekauft: Franz Hochmann,
Dresden: „Viehweide bei Emden". Hans Looschen, Berlin:
„Wirtshaus im Walde". Oskar Frenzel, Berlin: „Des Kuh-
hirten Mahlzeit". Heinr. Basedow, Hamburg: „St. Kathari-
nen-Fleet". Rieh. Walter Busch, Berlin: „Ein Regentag".
Wilhelm Eisenblätter, Berlin: „Am Kellersee bei Holstein".
Theodor Schmidt, München: „Im Grünen". Louis Douzette,
Berlin: „Kahn im Schilf". Viktor Freudemann, Berlin:
„Abendsonne in der Ramsau". Christ. Ludw. Bokelmann
f, Berlin: „In der Kirche". Fritz v. Miller, München: „Nixe
mit Ring", Kupfertreibearbeit. — Der Vorstand des Vereins
der Kunstfreunde im Preußischen Staate hat folgende Ge-
mälde angekauft: 1. R. Kochanowski, München: „Vorfrüh-
ling-Abend". 2. Dr. H. Seeger, Berlin: „Der Musen-Alma-
nach". 3. E. A. Fischer-Coerlin, Berlin: „Malven" (Aqu.).
4. Bennewitz v. Loefensen.: „Gegen Abend". 5. Jul. Jacob,
Berlin: „Dünenlandschaft". 0. E. Henseler, Berlin: „Vroni"
(Aqu.). 7. Katharina Klein, Charlottenburg: „Rosen und
Trauben" (Aqu.). 8. Alb. Hertel, Berlin: „Embachermühle
bei Gastein" (Aqu.). 9. AlfredScherres, Berlin: „Im Winter".

*jf* Für die Dresdener Oemäldegalerie ist ein Gemälde
von Hermann Prell „Judas Ischariot", das auf der Berliner
Kunstausstellung von 1886 erschienen und im Jahrgang 1887
der „Zeitschrift für bildende Kunst" (S. 40 u. 43) reproduzirt
und näher gewürdigt worden ist, angekauft worden.

„% Auch das Haus des Grafen A. F. v. Schock ist jetzt
durch Vereinbarung mit dem Bruder des Verstorbenen in
den Besitz des deutschen Kaisers übergegangen, so dass die
Gemäldegalerie in ihrem alten Heim in der Brienner Straße
in München verbleiben wird.

VERMISCHTES.

*„* Von der Berliner Akademie der Künste. Zu Mit-
gliedern des Senats sind für die Zeit vom 1. Oktober 1894
bis Ende September 1897 gewählt und vom Kultusminister
bestätigt worden: die Maler Prof. W. Amberg, Prof. C. Becker
und Prof. Oesclschap, der Bildhauer Prof. E. Encke und die
Architekten Baurat Franz Sehicechten und Geh. Reg.-Rat
Prof. J. Raschdorff. Außerdem ist vom 1. April ab infolge
seiner Ernennung zum ersten ständigen Sekretär der Aka-
demie der Künste, für die Dauer seines Amtes der Kunst-
gelehrte Prof. Dr. Hans Müller Mitglied des Senats geworden.

%* Die preußische Landeskunstkommission hat in den
Tagen vom 8. bis 10. Mai ihre Beratungen in Berlin abge-
halten. Wie die „Nordd. Allg. Ztg." berichtet, wurde zu-
nächst die Ausschmückung der im Bau begriffenen Kaiser-
Wilhelm - Gedächtniskirche in Berlin durch Skulpturen be-
 
Annotationen