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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0277

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535

Korrespondenz.

536

Ausstellungsraum bedingter Pause in dem neuen
Gebäude stattfindet.

Es braucht nicht erst darauf hingewiesen zu
werden, welche Wichtigkeit die Vollendung des
Kunstausstellungsgebäudes für das Dresdener Kunst-
leben hat. Erst durch sie ist Dresden wieder in
die Lage versetzt worden, mit den übrigen deutschen
Kunststädten in Wettbewerb zu treten und die Auf-
merksamkeit auswärtiger Künstler und Kunstfreunde
zu erregen, die ohne das Hilfsmittel regelmäßiger
Kunstausstellungen naturgemäß in den Hintergrund
treten musste. Es wird nun die Aufgabe der mit
der Leitung der Ausstellungen betrauten Persönlich-
keiten sein, das Interesse an den Dresdener Unter-
nehmungen von Jahr zu Jahr zu steigern und auf
eine Höhe zu heben, die sich nicht allzu weit von
der ähnlicher Veranstaltungen Münchens und Berlins
entfernt. Eine leichte Aufgabe dürfte dies indessen
nicht sein, nicht nur, weil es überhaupt schwierig
ist, den genannten beiden Städten den Vorsprung,
den sie im Laufe der Jahre erreicht haben, wieder
abzugewinnen, sondern vor allem auch, weil das
neue Ausstellungsgebäude selbst diesem Bestreben
mancherlei Schwierigkeiten entgegenbringt. In sei-
nen sämtlichen Räumen mit gutem, zum Teil sogar
vorzüglichem Licht ausgestattet, ist es doch zur Auf-
nahme einer größeren Anzahl von Kunstwerken viel
zu klein ausgefallen. Schon dieses Jahr haben von
2150 Kunstwerken, die gemeldet waren, nur 656 auf-
genommen werden können. Das ist au und für sich
kein Unglück, so lange sich die Künstler durch die
geringe Aussicht auf Zulassung nicht überhaupt von
der Beschickung der Dresdener Ausstellung abhalten
lassen. Die notwendige Beschränkung kann sogar
zu einem Vorzug werden, insofern als kleinere Aus-
stellungen viel künstlerischer wirken können, als die
Anhäufung endloser Massen von Bildern und Sta-
tuen. Wenn indessen an maßgebender Stelle die Ab-
sicht besteht, die Dresdener Künstler und Kunst-
freunde über die Entwickelung der modernen Kunst
überhaupt auf dem Laufenden zu erhalten und durch
Herbeiziehung auswärtiger, kaufkräftiger Elemente
den Dresdener Kunstmarkt zu heben oder, richtiger
gesagt, überhaupt erst zu schaffen, wird man bei
der einen akademischen Ausstellung nicht stehen
bleiben können, sondern sich dazu entschließen
müssen, häufigere kleinere Ausstellungen einheimi-
scher und fremder Künstlergruppen ins Leben zu
rufen, wozu die gegenwärtig so lebhafte Neigung
der Künstler, sich zu Sonderverbänden zusammenzu-
schließen, geradezu herausfordert. Ob derartige Unter-

nehmungen einen offiziellen Charakter tragen sollen,
oder ob es geraten erscheinen könnte, sich dabei der
Beihilfe eines regsamen und intelligenten Kunst-
händlers zu bedienen, das sind Fragen, die uns hier
nicht näher berühren. Es genügt, die Sache selbst
hierdurch zur Erwägung empfohlen zu haben. Nur
eine Forderung, die wir schon oft, auch an dieser
Stelle, erhoben haben, sei auch diesmal wiederum
in Erinnerung gebracht: die akademischen Ausstel-
lungen müssen auf das zeitige Frühjahr verlegt wer-
den, weil im Hochsommer und Herbst die Kon-
kurrenz von München und Berlin viel zu groß ist
und die meisten Künstler von Ruf ihre neu ge-
schaffenen Werke lieber nach einer dieser beiden
Städte, in denen sie am ehesten auf Absatz rechnen
können, senden, als dass sie sie Dresden anvertrauen,
während im Frühjahr diese Konkurrenz von selbst
wegfällt.

Übrigens lehrt auch die gegenwärtige Ausstellung
wieder, wie sehr Dresden unter den geschilderten
Verhältnissen zu leiden hat. Allerdings enthält die
Ausstellung eine stattliche Anzahl vortrefflicher
Kunstwerke, die von anderen deutschen Kunststädten
nach Dresden gesendet worden sind. Aber, wer nur
einigermaßen mit der Entwickelung der neueren deut-
schen Kunst vertraut ist und nur ein paar größere
Ausstellungen besucht hat, wird in den meisten von
ihnen liebe alte Bekannte begrüßen und sich aufs
neue an ihnen erfreuen, seine Kenntnisse aber kaum
in nennenswerter Weise bereichern, ganz abgesehen
davon, dass von einer Vertretung der ausländischen
Kunst überhaupt nicht die Rede sein kann. Wenn
aber die Dresdener Ausstellung mehr als eine lokale
Bedeutung beanspruchen will, ist es unbedingt nötig,
in der einen oder anderen Weise für die Erfüllung
dieser beiden Forderungen zu sorgen. Der Lohn
für solche Bemühungen wird dann nicht ausbleiben.

Unsere Leser werden begreifen, dass wir unter
den angedeuteten Umständen darauf verzichten müs-
sen, ihnen Bilder wie Uhde's „ Bergpredigt" oder
Zügel's Tierstücke, um nur die Haupttreffer der Aus-
stellung anzuführen, hier aufzuzählen, da sie ihnen
ja längst bekannt geworden sind, und werden es
billigen, wenn wir nur auf solche beachtenswerte
Kunstwerke hinweisen, die zum erstenmal auf der
Dresdener Ausstellung zu sehen sind. Zu diesen
gehören in erster Linie die Arbeiten der jungen
Dresdener Landschaftsschule, die sich um Paul Baum
gruppirt und die ihre Studien in der näheren Um-
gebung Dresdens, namentlich in den Gründen um
Goppeln herum, zu machen pflegt. Der Führer dieser
 
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