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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0254

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49i

Vermischtes.

492

des englischen Künstlers John Bettes. Der Vater des Dar-
gestellten war der Leibarzt Heinrichs VIII. Ferner das Porträt
von Mrs. M. Currie, gemalt von O. Romney, für 70000 M.,
und endlich das Selbstporträt von Madame Vigee Lebrun,
für 12000 M. — Die „British Art Oallery" erhielt durch Mr.
Henry Täte, ihren Begründer, eine Sammlung von 76 Aquarell-
bildern und mehrere Bronzen zugewiesen. Ausserdem sei
bei dieser Gelegenheit erwähnt, dass der Genannte vor
einigen Tagen das kürzlich auf einer Auktion für 105000 M.
erworbene Werk Millais' „The Order of Release" der Galerie
gleichfalls schenkte. Watts überliess dem Institut unent-
geltlich 18 seiner besten Arbeiten. Schliesslich kamen durch
Vermächtnis an die Kunstanstalt: „Thejeoman of the Guard",
von Millais; eine Genrebild von G. Morland; „Christus und
die Samariterin", von G. Richmond, und das Porträt des
verstorbenen Kunstsammlers Gurney, von Watts. — In den
freien Zugangstagen betraten die alte Galerie 423421, d. h.
in 206 Tagen durchschnittlich pro Tag 2055 Besucher. Die
neue Galerie frequentierten vom 16. August bis 31. Dezember
104275 oder durchschnittlich täglich 1337 Personen. Von
den 20215 Studierenden, welche Eintritt in die alte Galerie
haben, wurden 884 Ölbilder kopiert, während in der neuen
Galerie, in dem kürzeren Zeitraum seit der Eröffnung,
973 Personen von 27 Bildern Kopien anfertigten. Der 78. Kata-
log für die „National Gallery" befindet sich im Druck und
enthält 50 neue Faksimile-Signaturen hier vertretener Meister.

ü* London. — Neuerwerbungen der „National Portrait
Gallery". Die Statuten der Galerie besagen, dass erst zehn
Jahre nach dem Tode einer Person das Porträt derselben
hier Aufnahme finden kann, vorausgesetzt natürlich, dass
die übrigen vorschriftsmässigen Bedingungen zutreffen.
Bisher war nur eine einzige Ausnahme zu Gunsten unseres
Landsmannes, der von der Königin Viktoria als Sir George
Scharf in den Adelstand erhoben worden war, zu ver-
zeichnen. Bekanntlich war der Verstorbene der eigentliche
Begründer des Instituts und fast 50 Jahre lang dessen Leiter.
Es sind nun abermals zwei ehrende Ausnahmen zu ver-
zeichnen, da die Bewilligung der Aufstellung von Gladstone's
Porträt, und das von Sir John Everett Millais ohne jeden
Protest erfolgen konnte. Das Bildnis des ersteren wurde
1865 von G. F. Watts gemalt. Der Altmeister der eng-
lischen Künstler hat in seiner gewohnten Freigiebigkeit auch
diese Arbeit dem Staate als Geschenk überwiesen. Gleich-
zeitig haben die Direktoren der Galerie ein nicht minder
ausgezeichnetes Werk von Sir John Gilbert's Hand erworben,
in welchem Gladstone in einem Gruppenbilde mit darge-
stellt ist. Die bezügliche Aquarelle hat als Sujet die Mit-
glieder des Ministeriums Aberdeen, in dem Gladstone die
Stelle als Finanzminister einnahm. — Durch Mr. Joseph
Pennell erhielt das Museum als Geschenk eine kräftige
Federzeichnung Charles Keene's, welche Millais' Porträt
wiedergiebt. — An ferneren Geschenken sind zu er-
wähnen: Sir John Bowring, 1688, von J. King gemalt, der
Graf von Somerset und der Graf von Salisbury, von John
Hoskins, einem berühmten Miniaturmaler zur Zeit der
Königin Elisabeth. Ferner der Graf John Russell, ganze
Figur, von Sir F. Grant angefertigt, und endlich ein Porträt
des Grafen von Lindsay, von unbekannter Hand. — Durch
Kauf gelangte die Galerie in den Besitz folgender Werke:
Sir Henry Vane, von Cornelius Janssen; Katharina Howard,
ein gutes Bild in der Manier Holbein's; Thomas Landseer,
eine Kreidezeichnung, hergestellt von seinem Bruder Charles
Landseer. Schriftsteller Thomas Chubb (1679—1747), eine
interessante Arbeit von der Hand des Malers G. Beare.
Endlich als letzter Zuwachs des Kunstinstituts ist ein Porträt

des LordEllenborough zu nennen, welches SamuelDrummond
malte.

* , * Für die diesjährige grosse Berliner Kunstausstellung
sind, wie bekannt, zur Förderung der Bestrebungen deutscher
Künstler auf dem Gebiete der Kleinplastik 10000 M. aus
öffentlichen Mitteln zur Verfügung gestellt worden. Es ist
bereits eine Anzahl von Bronzen aus diesen Mitteln ange-
kauft worden, und es besteht die Absicht, die gleiche Summe
für diesen Zweck auch für 'die nächstjährige Ausstellung
flüssig zu machen. Daraus soll wieder der Ankauf figür-
licher Bronzen bewirkt oder die Ausführung ausgestellter
Modelle in Bronze ermöglicht werden. Voraussetzung ist,
dass die Kunstwerke vorher noch nicht öffentlich ausgestellt
waren und auch im Jahre 1899 weder anderswo ausgestellt
noch dem Handel übergeben werden.

A. R. Unter dem Namen „Vereinigte Werkstätten für
Kunst im Handwerk" hat sich unter der Leitung Münchener
Künstler ein Verein gebildet, der in einem kleinen Hallen-
arm des, Berliner Ausstellungsgebäudes eine Sonderausstellung
veranstaltet hat, die vier kleine, miteinander zusammen-
hängende Räume füllt. Die Bestrebungen des Vereins laufen
ungefähr auf die von dem Kunsthändler Bing in seiner „Art
nouveau" verfolgten Ziele hinaus, indem sie das gesamte
Gebiet des Kunstgewerbes und der dekorativen Malerei um-
fassen. Die ausgestellten Möbel, Stoffe, Bronzen, Gläser,
Fayencen, Glasmalereien und sonstigen Dekorationen sind
durchweg Erzeugnisse des „modernen Stils" in allen seinen
Vorzügen, aber auch in seinen Übertreibungen und Ver-
irrungen. So ist es z. B. ein arger Missgriff, wenn für den
Überzug zweier Lehnstühle ein Stoff gewählt ist, dessen
Stickereien eine aus Wasserpflanzen und Fischen gebildete
Dekoration zeigen, da sich doch kein Mensch, der die Be-
haglichkeit liebt, gern ins Wasser setzt. Ein Raum ist
durchweg mit landschaftlichen Malereien, die sich oben unter
der Decke friesartig hinziehen, von Paul Schultze-Naumburg
geschmückt. Dieser Künstler und der Münchener Maler
Riemerschmid sind die künstlerischen Leiter des Unter-
nehmens. Letzterer hat die Entwürfe zu den Möbeln eines
der vier Zimmer angefertigt, und in diesem Raum auch eine
Reihe von Skizzen zu Wandmalereien ausgestellt, die besser,
als es die räumlich beschränkte Wirklichkeit vermag, eine
Vorstellung von dem Ideal geben, das sich dieser Maler von
einer nach seiner Meinung künstlerisch vollendeten Raum-
ausstattung gebildet hat. Immerhin erhält die kunstgewerb-
liche Abteilung der Ausstellung durch den Inhalt dieser vier
Zimmer eine Ergänzung, die für jeden lehrreich ist, der sich
über die verschiedenen Strömungen im modernen Kunst-
gewerbe unterrichten will.

VERMISCHTES.

A. R. Die Chronik der Königlichen Akademie der Künste
zu Berlin für den Zeitraum vom 1. Oktober 1896 bis
1. Oktober 1897 ist jetzt ausgegeben worden. Sie ist be-
kanntlich als selbständige Veröffentlichung an die Stelle der
Chronik getreten, die bis zur Neuorganisation der grossen
Berliner Kunstausstellungen jährlich dem Ausstellungskataloge
voraufgeschickt wurde. Auch nach dem Tode des Prof. Dr.
H. Müller, der sich um die Zusammenstellung der Chronik
sehr verdient gemacht hat, ist die bewährte Einteilung und
Anordnung des Materials beibehalten worden. Man darf
wohl annehmen, dass sein Nachfolger im Amt, Prof. Dr.
W. von Oeffingen, die weitere Bearbeitung übernommen
hat. Die Chronik giebt nicht nur eine Übersicht über
Wesen, Einrichtung, Verwaltung und Personalbestand der
 
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