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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0255

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493

Vom Kunstmarkt.

494

Akademie und der mit ihr verbundenen Hochschulen für
bildende Künste und Musik, sondern auch sehr sorgfältig
gesammelte Nachrichten über die künstlerische Thätigkeit
der einheimischen und auswärtigen Mitglieder der Akademie
und der Hochschullehrer während des obengenannten Zeit-
raums. Hierin und in den biographischen Mitteilungen über
im Laufe des angegebenen Jahres verstorbene Akademie-
mitglieder und Lehrer liegt ein bleibender Wert dieser
Chroniken, der sie über die mehr interne Bedeutung solcher
Jahresberichte erhebt und namentlich für die Kenntnis der
modernen Kunstgeschichte schätzbar macht.

cf London. — Die neu entdeckten Bronzereliefs in Kew.
Vor kurzem wurden in einem Hause, welches als Dependenz
zum Palast von Kew gehört, fünf Bronzereliefs französischen
Ursprungs entdeckt, die als Kunstwerke ersten Ranges zu
bezeichnen sind. Die Königin hat dieselben der Ausstellung
von Metallarbeiten im Aquarium leihweise zugesagt, so dass
die Funde alsdann allgemein bewundert werden können.
Durch einen besonders günstigen Umstand war es mir ver-
gönnt, die betreffenden Bronzen schon jetzt zu besichtigen
und infolgedessen nachstehendes berichten zu können: Die
Reliefs befanden sich bisher in einem fast vollständig dunklen
Zimmer, etwa 5—6 Fuss über dem Fussboden in die Wand
eingelassen. Je nachdem letztere mit Ölfarbe gestrichen
wurde, in demselben Masse hatten die Reliefs durch einen
neuen Anstrich mitzuleiden. Völlig unerkannt und höchstens
als wertlose Gipskopien angesehen, war es nur einem Zufall
zu verdanken, dass endlich diese Kunstwerke aus der Ver-
gessenheit wieder an das Tageslicht hervorgezogen wurden.
Es sind in vollendeter Weise ausgeführte Arbeiten in Hoch-
relief. Der Ursprung der Werke ist französisch und die
Zeit der Entstehung in die zweite Hälfte des 17. Jahr-
hunderts zu verlegen. Die Sujets behandeln im heroisch-
monumentalen Stile thatsächliche Begebenheiten aus der
Regierungszeit Ludwigs XIV. Der König ist in jedem der
Reliefs als der Mittelpunkt und als die Hauptfigur aufge-
fasst. Ganz leicht dürfte es nicht sein, ohne weiteres zu
entscheiden, ob der Inhalt der fünf Arbeiten, verschiedene
Staatsaktionen, als eine zusammenhängende Folge und Kette,
darstellt, oder ob es sich nur um die Phasen eines be-
stimmten Zeitabschnittes handelt. Die Grösse der Medaillons
beträgt drei Fuss im Durchmesser, und ihr Gewicht pro
Stück etwa 100 Pfund. Als unzweifelhaft kann es gelten, dass
diese Medaillons Teile eines öffentlichen, bei Lebzeiten
Ludwigs XIV. und ihm zu Ehren gesetzten Monuments waren.
Wahrscheinlich wurde das Gesamtwerk in der Revolution
am Ende des vorigen Jahrhunderts zerstört und die in Rede
stehenden Bronzen nach England verkauft. Augenscheinlich
ist der König im Alter von 40—50 Jahren dargestellt, und
sowohl aus diesen wie anderen Anzeichen kann die Ent-
stehung der Arbeiten ungefähr in das Jahr 1680 gesetzt
werden. Nach dem Frieden vom Niemwegen liess der König
bekanntlich in mehreren Städten Frankreichs Siegesmonu-
mente errichten. In einer der Kompositionen ist der König
in der Mitte seiner Hofleute dargestellt, als er ein in
Obeliskenform errichtetes Monument den Behörden über-
giebt. In einem anderen Medaillon befindet sich Ludwig XIV.
im Krönungsornat im Begriff fremde Gesandte zu empfangen,
von denen zwei ihm Kronen überreichen. Einer der Ge-
sandten trägt den dänischen Elefantenorden. In den zwei
nächsten Darstellungen sehen wir den König an der Spitze
seiner Regimenter in eine eroberte Stadt einziehen. Jeden-
falls deutet alles darauf hin, dass der Urheber der Bronzen
ein erster Künstler sein musste. Da keine Signatur irgend
welcher Art zu entdecken ist, so kommen nach der Art der

Ausführung wahrscheinlich die Namen Coysevox, Girardon
oder Pierre Puget in Betracht als Verfertiger der Werke. Von
Girardon stammt die berühmte, in der Revolution zer-
trümmerte Reiterstatue Ludwigs XIV. für den Vendömeplatz.
Die Abgussmodelle für die bedeutenden Arbeiten jener
Epoche lieferten die Brüder Keller, sowie die bezüglichen
Dekorationen in Versailles und in den Tuilerien. Endlich
kann es als bezeichnend angesehen werden, dass das Bronze-
material der fünf Medaillons als Kanonenmetall jener Epoche
analysiert wurde.

VOM KUNSTMARKT.

rf London. — Am 16. April verauktionierte Sotheby
mehrere Kupferstichsammlungen, unter denen die besten Preise
nachstehende Blätter erzielten: NachReynolds: „Mrs.Siddons",
als tragische Muse, von Howard, Probeblatt vor der Schrift,
700 M. (Colnaghi). «Lady Compton", von Val Oreen, der
Rand beschnitten, 1Ö00 M. (Colnaghi). „Die Töchter von Sir
Thomas Frankland", von Ward, nach Hoppner, mit gutem
Rand, 2000 M. (Sabin). „Lady Roushout mit Kindern", nach

D. Gardner, von P. Watson, schönes Probeblatt mit breitem
Rand, 1620 M. (Adams). „Mrs. Curtis", nach Walton, von
H. Hudson, 1800 M. (Colnaghi). — An demselben Tage
versteigerte Christie nachstehende Kupferstiche und Zeich-
nungen: „Mrs. Mills", nach Engleheart, von R. Smith, 1260 M.
(Sabin). „Jane, Gräfin Harrington", nach Reynolds, von
Bartolozzi, 1491M. (Sabin). „Beständigkeit und Veränderung",
nach Morland, von Ward, 1260 M. (Vanghan). „Die Kinder
des Malers Hoppner", nach seinem Ölgemälde, von Ward,
1260 M. (Mackenzie). „Die Töchter von Sir Thomas Frank-
land", nach Hoppner, von Ward, ein selten gut erhaltenes
Blatt, 4000 M. (Agnew). Koloriert wurde dieser Stich kürz-
lich mit 8000 M. verkauft. „Die Gräfin Cower mit Familie",
von Smith, erster Plattenzustand, 5360 M. (Agnew). Eine
Bleistiftzeichnung für ein Kirchenfenster, von Sir E. Burne-
Jones, 1000 M. (Fildhouse). „Lilith", Zeichnung in roter
Kreide, von D. G. Rossetti, 1100 M. (Leggatt). Ölgemälde:

E. Verboeckhoven, „Der wilde Stier", 4200 M. (Bishoff).
Luke Fildes, „Kopf eines venezianischen Mädchens", 2100 M.
(Faed).

C* London. — Robinson & Fisher beendeten am 9. Mai eine
Auktion von sehr wertvollen Miniaturmalereien, die aus dem
Besitze von Mrs. C. L. Clarke stammten. Die erwähnens-
wertesten Gegenstände nebst dafür gezahlten Preisen waren
folgende: Ein Kasten mit Miniaturmalerei, Schule von Perri-
caud, lö.Jahrhundert, 4600 M. (Watson). Dies Objekt stammte
aus der Magniac-Sammlung. Eine Miniature, „marriage fete",
von Blarenberg, 6300 M. (Rogers). Eine ovale Dose, Rose
du Barri, auf dem Deckel das Porträt von AdrienneLecouvreur,
2450 M. (Sauer). Eine andere Dose, Louis XIV., mit Damen-
porträt von Favre, 5880 M. (Helft). Eine Louis XV.-Dose,
mit Malerei von Fragonard, 4410 M. (Sauer). Eine Louis XVI.-
Dose, mit Malerei von Courtois, 5600 M. (James). Ein
Louis XV.-Kasten mit Malerei, aus dem Besitz der Pompadour,
7580 M. (James). Eine Louis XV.-Dose, mit Malerei nach
Fragonard, 5580 M. (Currie). Eine Miniature des Grafen
von Provence, Malerei auf Elfenbein, 3000 M. (James). Das
Miniaturporträt einer Dame, von Cosway, 2205 M. (C. Wert-
heimer). Porträt eines jungen Mädchens, Miniature inj Stil
Louis XVI., ungewöhnlich schön, 15330 M. (Thompson).
Eine Louis XVI.-Dose, Malerei von Mosnier, „Leda und
der Schwan", 5566 M. (Herz). Der Erlös für die Dosen und
Miniaturen betrug 185000 M.

cf London. — Am 9. Mai verauktionierte Foster neun alte
 
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