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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0039

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Sammlungen — Stiftungen

— Vereine — Vermischtes

62

Entwickelung in einer Ausstellung der Originalzeich-
nungen, Originalhandschriften der in ihr gebrachten
Beiträge und allem, was zu dem Wirken ihrer Mitarbeiter
gehört, kundgeben. Die Eigentümer fordern daher auf, daß
man ihnen zu dieser Ausstellung leihweise zur Verfügung
stellt: Originalzeichnungen von Punchkünsllern, namentlich
von früheren; Drucke, Lithographien, kolorierte Tafeln usw.,
die aus dem Punch sind; Dokumente und Autographen
(Briefe), die auf die Wochenschrift Bezug haben; Manu-
skripte von Punchartikeln, Gegenstände aus dem Besitz
von Punchmännern und überhaupt alles, was auf die geist-
volle Zeitschrift von 1841 bis jetzt Bezug hat. M.

X Eine Ausstellung »Die Puppe einst und jetzt« hat
•n Berlin das Warenhaus Tietz in der Leipzigerstraße ver-
anstaltet. Sie vereinigt historische Puppen: Tonfiguren
aus dem 14. Jahrhundert (Leihgaben des Oermanischen
Museums in Nürnberg), entzückende Nymphenburger Por-
zellanpüppchen aus dem 18. Jahrhundert in zierlich-akku-
rater Rokokobekleidung und anderes, mit Proben neuester
Bemühungen, das beliebteste Spielzeug des Kindes aus
der häßlichen Starrheit der fabrikmäßigen Konvention zu
erlösen. Zu diesem Zwecke haben zahlreiche Künstler
natürlicher und individueller gehaltene Köpfe modelliert,
die zum Teil durch eine allzu naturalistische oder karika-
turistische Behandlung übers Ziel hinausschießen, daneben
aber außerordentlich brauchbare Muster darstellen. Na-
mentlich Paul Vogelsanger, Marie Mare-Schnür und der
Bildhauer Joseph Wackerle in München, der Schöpfer der
ausgezeichneten großen Majolika - Figuren in der Aus-
stellung »München 1908«, von Berlinern die Bildhauenn
Helene Quitmann, die Malerin Klara Siewert, Helene
Stern, die geschmackvolle Gattin des Malers Ernst Stern,
haben reizende Arbeiten beigesteuert. Auch die Kostu-
mierung ist mit größter Sorgfalt behandelt. Die lustigen
Figuren von Fritz und Erich Kleinhempel in Dresden
wenden sich wieder mehr an die Erwachsenen oder gar an
die Sammler solcher Kuriositäten als eigentlich an Kinder.
Eine Reihe lieblicher Porzellanpüppchen aus der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigt übrigens, daß wir auch
auf diesem kleinen Sondergebiet damals in Deutschland
mehr Geschmack aufzuweisen hatten als in den jüngsten
Jahrzehnten. Die ganze Veranstaltung ist reich an An-
regungen aller Art. — Wie stark das Interesse für diese
D'nge augenblicklich ist, beweist auch der Plan des Hohen-
zollern- Kunstgewerbehauses (Friedmann und Weber), im
November eine verwandte Ausstellung »Trachtenpuppen
und plastische Karikaturen* zu eröffnen.

Die Freie Vereinigung der Graphiker in Berlin
wird im November im Künstlerhause eine Sonderausstellung

veranstalten.

geschi'6 Ausstel,«ng München 1908 ist am 19. Oktober
in ein r" Worden. Oberbürgermeister v. Borscht betonte

Erfolg* h 8Cren ^ede> daß sie einen über Erwarten großen
A>c/Jf<.g abt und schon jetzt ein Reingewinn von min-
ZrlS 400°°o Mark feststehe. _

SAMMLUNGEN

risch v^finchener Antiquarium ist durch den baye-
leiri Verein der Kunstfreunde, der es der reichen — aber
?er.?° schlecht untergebrachten — Sammlung als Leih-
«el uberwiesen hat, in den Besitz eines prächtigen Stückes
w Um den es die anderen Antiquitätensammlungen

wohi beneiden dürfen. Es handelt sich um einen jonischen

oiutenkrater in Bronze von hervorragendem Kunstwert und
ganz einzigdastehender Erhaltung. Im South - Kensington-
«useum in London und auf der Ausstellung von Antiken
dT V,nVatbesitz im Burlington fine Arts Club (1905) hatte

as Prunkstück schon Aufsehen erregt. In der Pracht-

publikation der Burlington-Ausstellung ist es; auch ab-
gebildet. Aber jetzt erst, nachdem in geschickter Weise
durch den Leiter des Münchener Antiquariums Dr. Johannes
Sieveking die Metallwucherungen entfernt worden sind,
läßt sich die großartige Schönheit des 65 cm hohen Kraters
von 1,43 m Umfang ganz erkennen. Unter dem Patina-
grün leuchtet das goldhelle Braun der ursprünglichen Bronze-
farbe hervor; köstlich sind die großen Volutenhenkel, die
in die Schlangenleiber zweier mit kurzem Schuppenwams
bekleideter Gorgonen auslaufen, und die fast klassischen
Dekorationsmotive. — Eine unvergleichliche jonische Arbeit,
vielleicht aus Chalkis auf Euboia, hat hier der campanische
Boden bewahrt. Die Entstehungszeit des Prunkgefäßes
ist die zweite Hälfte des 6. vorchristlichen Jahrhunderts.

M.

Ein sächsisches Denkmalarchiv ist in der Tech-
nischen Hochschule zu Dresden eröffnet worden. Es wird
beabsichtigt, alle auf die Bau- und Kunstdenkmäler des
Königreichs Sachsen Bezug nehmenden Darstellungen zu
sammeln. Ein reicher Bestand ist bereits vorhanden.

Das Museo Stibbert. Ein neues Museum wird dem-
nächst in Florenz zugänglich werden, indem die Stiftung
des vor zwei Jahren in Florenz verstorbenen Engländers
Frederic Stibbert jetzt von der Munizipalverwaltung akzep-
tiert worden ist. Es handelt sich um die an den Montughi-
abhängen über Ponte Rosso gelegene Villa des kunst-
sinnigen Sammlers mit ihren reichen Schätzen und einem
Kapital von 800 000 Frs., das zur Unterhaltung des »Museo
Stibbert« von dem Mäzen der Stadt Florenz vermacht ist,
wodurch nunmehr den weltberühmten Sammlungen der
Arnostadt ein neues Glied angefügt wird. Die Gemälde,
Statuen und Kunstmöbel der Sammlung Stibbert sind nicht
außergewöhnlich; einzigartig ist sie aber durch ihre per-
sischen Teppiche und ihre Waffen. Mit letzteren kann das
neue Museo Stibbert fast der berühmten Turiner Waffen-
sammlung Konkurrenz machen. — In erster Linie hatte
der Engländer der englischen Regierung seine Schätze zu-
gedacht; Florenz war erst in zweiter Linie bedacht, falls
die englische Regierung die mit dem Legat verknüpften
Bedingungen nicht erfüllen konnte oder wollte, die, wie wir
annehmen, mit dem italienischen Kunstausfuhrverbote zu-
sammenhängen. M.

STIFTUNGEN

Zwei ansehnliche Vermächtnisse sind dem Verein
Berliner Künstler zugefallen. Bankier Helfft hat ihm
ein Kapital von 30000 M. hinterlassen, und die Pulfschen
Erben haben ihn mit einem Legat von 20000 M. bedacht.

VEREINE

X Prof. Dr. Georg Treu in Dresden wird bei der
nächsten Generalversammlung der Goethe-Gesellschaft in
Weimar, Pfingsten 1909, den Festvortrag halten, der bei
dieser Gelegenheit zum erstenmal das Gebiet der bilden-
den Kunst berühren soll (Henry Thodes Vortrag vor zwei
Jahren »Goethe der Bildner« hielt sich ganz allgemein).
Professor Treu wird über den Wandel in den Anschau-
ungen vom Hellenentum sprechen.

VERMISCHTES
X Max Liebermann hat soeben ein Porträt des
Generaldirektors der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft,
Emil Rathenau vollendet, das für das neue Geschäfts-
gebäude der »Allgemeinen Elektrizitäts - Gesellschaft« be-
stimmt ist. Zurzeit arbeitet der Künstler an einem Bildnis
des Stadtdirektors Tramm von Hannover, das die Han-
noversche Kommunalbeamtenschaft bei ihm bestellt hat.
 
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