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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0061

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105 Stiftungen — Vermischtes lo6

Studien. Studien, — wohl unterschieden von Skizzen,
gegen die man gewiß nichts einwenden würde. Haben
diese doch häufig eine Frische und Unmittelbarkeit, ein
lebendiges Feuer, das dem in saurer Arbeit fertig gemalten
Bilde oft wieder verloren gegangen ist.

Anders sind Studien. Bei ihnen wird das Technische
immer dominieren. Der Künstler feiert nicht bei ihr, wie
Liebermann von der Skizze sagt, die Brautnacht mit seinem
Stoff. Etwas Nüchternes wird ihr fast immer anhaften.
Nun suche man unter der großen Anzahl der angekauften
Studien nach einem Stück, das mehr als technisches Inter-
esse böte, das einen mehr als kühlen Respekt einflößte.
Verdient auch nur eine einzige wirklich den hohen Namen
Kunstwerk? Man darf es ohne Zaudern aussprechen: Die
ganze Reihe der Studien aus der Diezschule ist ohne
Allgemeininteresse, ist namenloses, unbeschreiblich hohles
und wertloses Dutzendgut, von dem sich die trüben Ar-
beiten A. v. Kellers ohne besonderes Verdienst vorteilhaft
abheben. — Nun sind aber außerdem noch »Bilder« ge-
kauft worden. Wir nannten schon den frühen Uhde und
den frühen Schleich. Außerdem gibt es ein paar gute
Spitzwegs, herzlich begrüßt von uns, — herzlicher, wären
sie nicht 1908 gekauft worden, sondern 20 Jahre früher.
Ferner das große und durchaus würdige Bild von Zügel,
endlich aber nur noch ein paar Bilder von Raudner, P. P
Müller usw., die in ihrer Wesenlosigkeit fast noch hinter
den Studien der Diezschule stehen. All die bisher Ge-
nannten aber haben eins gemeinsam, das ist, daß sie Re-
präsentanten des Münchner Kunstbetriebes sind, und es
wäre nicht einmal viel dagegen einzuwenden, wenn man
sich in Rücksicht auf die begrenzten Mittel auf das be-
grenzte Gebiet der einheimischen Produktion beschränken
wollte. Wäre die neue Pinakoihek eine Sammlung des
Besten, das die Münchner Kunst hervorgebracht hat und
hervorbringt, — sie könnte sich mit Ehren sehen lassen.
Aber man will zeigen, wie fern einem kleinlicher Lokal-
patriotismus liegt, und so kauft man denn auch ein Ber-
liner Bild. Von wem? Welches Bild vertritt die Berliner
Kunst des Jahres 1908 in München? — Risum teneatis
amici: Es ist der »Sonntag in Algier« von Max Rabes!
Die Münchner Künstler aber dürfen sich angesichts dieses
Bildes mit Vollgefühl an die Brust schlagen: Wir sind doch
bessere Künstler!

Ziehen wir das Fazit und rechnen wir ab: das Wenige,
was dauernden Wert hat, ist nicht moderne Kunst, sondern
wurde aus historischen Gründen erworben. Es sind die
Bilder von Spitzweg und allenfalls noch die von Schleich
und Uhde. Ihnen steht als einziges modernes Bild neben
der — einzigen! — Plastik von Hildebrand gegenüber das
von Zügel. Man zeigt damit, daß man für die Gegenwart so
wenig Sinn hat, als seinerzeit, als man die Lücken in un-
serem Bilderbestand ließ, die heute mühsam durch ver-
spätete Ankäufe ausgefüllt werden müssen. So ist der Ge-
winn ein herzlich geringer, und es ist beschämend, zu
denken, daß diese Ankäufe doch das Beste hätten vereinigen
sollen, was heuer auf dem Markt für 100000 Mk. zu haben
war. Ist es denkbar, daß jemand glaubt, etwas Besseres
sei in München (wenn wir von anderen Ausstellungen im
»Auslande«, wie Berlin und Dresden, ganz absehen wollen)
nicht zu kaufen gewesen? — Die Kommission ist zu-
sammengesetzt vorzugsweise aus Künstlern, und zwar aus
Künstlern aller Gruppen und Parteien. Damit Gerechtig-
keit sei! — Wir bezweifeln nicht im mindesten die Loya-
lität der Kommission. Aber Gegensätze verschmelzen sich
nicht in einer Sitzung. Was herauskommt, ist der Kom-
promiß, — in der Kunst eine üble Sache! Für die Kinder
>st das Beste gerade gut genug. Und bei Dingen, die
iur die Allgemeinheit bestimmt sind, sollte das auch gelten.

Vielleicht sind die verantwortlichen Männer im Staats-
betrieb auch der Ansicht, daß, nach Maßgabe der vor-
handenen Mittel, das Beste erworben werden solle, das
jedes Jahr auf den Markt bringt. Wenn dies nun zu aller
Bedauern nicht der Fall ist, wenn der Allgemeinheit für
ihr gutes Steuergeld die wertloseste Kost vorgesetzt wird,
— wen trifft die Schuld? Die Beantwortung dieser Frage
ist dem Außenstehenden nicht möglich. Ein Anderes aber
vermag er: zu protestieren gegen eine sinnlose Verschwen-
dung im Namen derer, die die Mittel dafür zu besserem
Tun gespendet haben. □

Die Städtische Kunstsammlung in Mannheim hat
durch den in den letzten Tagen erfolgten Ankauf von zwei
wertvollen Gemälden Anselm Feuerbachs einen bedeutenden
Zuwachs erhalten: »Kinder am Brunnen« und »Badende
»Kinder«. Diese beiden Ölbilder sind reizvolle Gegenstücke
aus Feuerbachs früherer Zeit. Der gleichen Sammlung wurde
von einem Mannheimer Kunstfreund eine von Max Klinger
gefertigte Bronzebüste des Leipziger Philosophen Wilhelm
Wundt, der in Mannheim-Neckarau geboren und Ehren-
bürger der Stadt Mannheim ist, zum Geschenk gemacht.

Für die islamische Abteilung der Berliner Museen
sind unter anderen angekauft worden: ein aus Süd-
rußland stammender Grabfund des 12.—13. Jahrhunderts,
bestehend aus einem emaillierten Glasbecher, einem Bronze-
spiegel und Schmucksachen, ferner eine frühislamische,
hellblau glasierte Vase mit Masken syrischer Herkunft,
eine große, dunkelblau glasierte persische Henkelvase aus
der Mitte des 13. Jahrhunderts, endlich eine Fliese, 4 per-
sische Fayencegefäße, zum Teil mit Lüsterbemalung aus
dem 12.—13. Jahrhundert.

STIFTUNGEN

Straßburg i. E. Laut letztwilliger Verfügung haben
der bekannte, im vorigen Jahre verstorbene Verlagsbuch-
händler Kommerzienrat Dr. K. Trübner und seine vor
kurzem ihm im Tode nachgefolgte Gattin dem Städtischen
Kunstmuseum 250 000 Mark vermacht, deren Zinsen
— oder auch das Kapital — zum Ankauf alter Meister zu
verwenden sind. Zu dem Vermächtnis gehören außerdem
eine Anzahl wertvoller Ölgemälde alter Meister der italie-
nischen und niederländischen Schule. Verlagsbuchhändler
Trübner ist ein Bruder des bekannten Karlsruher Malers.
Auch verschiedene andere gemeinnützige Anstalten wurden
mit bedeutenden Legaten bedacht.

Die Stipendien der Frau Louisa Wentzel, geb.
Bock, in Baden-Baden werden wieder ausgeschrieben. Es
stehen jährlich 5000 Mark mit der Zweckbestimmung zur
Verfügung, Studierenden der Unterrichtsanstalten der Aka-
demie der Künste zu Berlin Studienstipendien und solchen,
welche ihre Studien an diesen Lehranstalten vollendet
haben, Reisestipendien zu ihrer weiteren Ausbildung zu
gewähren. Die Höhe der einzelnen Stipendien beträgt
1000 Mark. Nachdem bei der im laufenden Jahre ver-
anstalteten Konkurrenz wegen mangelnder Beteiligung an
derselben nur 1 Stipendium vergeben werden konnte, ge-
langen die übrigen 4 Stipendien nochmals zur Ausschreibung,
und zwar je 2 für Maler und Bildhauer.

VERMISCHTES

X Hugo Lederer arbeitet gegenwärtig an einer
Porträtbüste von Richard Strauß.

In Karlsruhe ist auf dem Gutenbergplatze ein post-
humes Werk des dort geborenen Architekten und Bild-
hauers Friedrich Ratzel, ein Marktbrunnen, errichtet
worden.
 
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