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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

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Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei, [6]: eine Pozellanfabrik in Halle a/S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4121#0029

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Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei.

VI.

Line porzellanfabrik in Halle a/5.

V. ?. — Halle als Fabrikativnsvrt von
Pvrzellan würde man vergeblich in einem der
keramischen Handbücher snchen und doch wird
man es künftig darin aufnehmen mttssen.

Dreyhaupt in seinem berllhmten Werk
„Ausführl. diplomatisch-histvrischc Beschreibnng
des Saalkrcyses rc." erwähnt in dem Kapitel
„von allerhand neuangelegten Fabriguen und
Manusacturen" in Halle (II. S. 560) unter
Nr. 14: „die Porcellain-Fabrique, so ohngefähr
seit 15 bis 20 Jahren angelegt ist, nnd gar
feine Sorten gemeinen Porcellains in billigem
Preis verfertigt." Wir erfahren (S. 557) daß
zn jener Zcit (dcr zweite Band dcr Dreyhaupt-
schen Chronik erschien 1755, dle Borrede ist von
1750 datirt) ein „Porzellanmaler" in Halle an-
sässig war, d. h. doch wohl eine Fabrik mit einer
Anzahl Arbeitern, die also scit 1740 etwa in
Thäligkcit war. Stiebritz im Auszug aus Drey-
haupt wciß zwanzig Jahre später anch nichts
Nüheres; da er jedoch die Jndustrie erwähnt, so
dürfen wir sie als damals nvch blühend ansehen.
Dies sind die einzigen urkundlichen Nachrichten,
wclche wir über das Halle'sche Porzellan haben.

Znnächst haben wir es unzweifelhaft mit
der Fabrikation wirklichen Porzellans zu thun:
cs geht dies daraus hervor, daß diese Jndustrie
als eine „nenangelegte" bezeichnet wird. Jm
Jahre 1709 war das lange gesuchte Geheimnis
der Porzellanfabrikation in Dresden entdeckt und
verbreitete sich, trotz aller Versnche, das Ge-
heimnis zu bewahren, namentlich durcb aus
Meißen entlausene Arbeiter. So wird es auch
nach Halle gckommen sein, wo die Porzellan-
erde, das Kavlin, eigentlich Vvr den Thoren liegt.

Allerdings wurde erst im Jahre 1771 das
große Kaolinlager bei Brachstedt bekannt, wo-

durch die königl. Porzellanmanufaktur in Berlin
sich veranlaßt sah, weitere Bohrungen — 1787
— bei Beidersee, Morl, Sennewitz vvrzu-
nehmen. Dies führte dann 1819 zu Kontrakten
zwischen genanntem Jnstitnt und den Besitzern
der Porzellanfelder „für alle Zeiten" und
so verarbeitet man in Berlin ausschließlich
„Hallesche Erde", wie die Arbeiter auf der
Manufaktur sagen. Es ist jedoch mehr als
wahrscheinlich, daß man in Halle selbst unter
solchen Umständen längst Kaolin verarbeitet hat,
ehe man in Berlin an eine Porzellanmanufaktur
dachte. Alles dies schließt auch aus, daß man
bei der Dreyhauptschen Nachricht etwa an eine
Faiencefabrik denken kvnnte: man bezeichnete
allerdings im 17. und 18. Jahrhundert sehr
häufig die blane und weiße Faience als „Por-
celaine". Es findet sich auf zwei großen, auf
Faience gemalten Porträts im königl. Kunst-
gewerbemuseum zu Berlin die Jnschrift: „Herr
Christoph Marx, Anfänger dieser allhiesigen
Nürnbergischen Porcelaine - Faberique rc."
Ebensv hcißt in gleichzeitigen Nachrichten das rotc
Steingut, die sogen.Böttcherware, durchweg „Pvr-
zellan". Dazu kommt endlich, daß in jener Zeit
an allen Ecken und Enden Porzellanfabriken auf-
tauchten, da dieselben außerordcntlich rentirten,
selbst an Orten, wohin das Kaolin erst von
weit her — sogar aus China — geholt werdcn
mußte.

Aus allen diesen Gründen dürften wir es
hier mit einer Fabrik von echtem Pvrzellan
zu thun haben. Aber leider reicht unsere Kennt-
nis nicht weiter, denn außer dem Faktum, daß
zu einer bestimmtcn Zeit in Halle Pvrzellan ge-
macht wurde, ist, wie gesagt, nichts bekannt. Trotz
mannigfachen Suchens ist es mir nicht möglich
gewesen, weitere Notizen zu sinden; noch weniger
habe ich ein Prvdukt der Fabrik entdecken
könncn.
 
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