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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4121#0268

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Fig. 1. Jardiniere „Frühling." Entworsen und ansgeführt von Zoseph Cheret, Paris
Mit dem „Preis von Ssvres" gekrdnt. <H. 30, L. 80, Br. 40 ona.s

Bücherschau.

XXXIV.

Die Terrakotten des Doseph Theret, Bild-
hauer in Paris. Eine Studienmappe für
Bildhauer, Maler, Stuckateure, Holz- und
Elfenbeinschnitzer, Bronze- und Porzellan-
fabrikanten m. Erste Serie. 2. Aufl. Berlin
Ch. Claesen L Co. Fol.

— Außer von den Malern hört man
heute oft genug die Klagen der Bildhauer,
daß sie zu wenig Aufträge oder zu wenig
Absatz ihrer Arbeiten fänden. Der Staat,
der alleinseligmachende, wird auch hier angeru-
fen, er soll Abhilfe schaffen und die Sünden
eines unkünstlerischen Publikums wieder gut
machen. Die Frage ist nur dabei, ob der
Kunst wirklich aufgeholfen wird, wenn der
Staat jährlich für einige hunderttausend Mark
Bilder und Figuren kauft, oder ob dadurch
nicht vielmehr eine Künstlerschar großgezogen
wird, die lieber alles andere thun sollte, als
malen und modelliren. Auch ist es weiter
fraglich, ob denn eigentlich die Schuld an
den jetzigen Zuständen allein das kaufende
Publikum trifft, ob nicht am Ende vielleicht
Unfähigkeit, Mangel an Phantasie oder ge-
legentlich auch zu wüste Phantasie der Küustler
das Jhrige dazu beitragen. Es ist doch schließ-

lich auch nicht jedermanns Sache sich eine
lebensgroße Marmorfigur in die gute Stube zu
stellen, bloß weil sie Herr X gemacht hat und für
schön hält. Und unter Lebensgröße, Marmor
oder Bronze thut es ein richtiger Bildhauer bei
uns doch nicht. Die Zeit liegt noch nicht weit
hinter uns, wo es ein Bildhauer unter seiner
Würde hielt im Dienst der Kleinkunst zu ar-
beiteu, und rühmend muß gesagt werden, daß
gerade unsere bedeutendsteu Künstler zuerst sich
an Arbeiten des Kunsthandwerks beteiligt haben:
ihnen ist es zum Teil zu danken, daß die Gold-
schmiedekunst sich bei uns heute auf der Höhe
befindet. Dagegen wird die Kleinplastik noch
immer nicht für voll angesehen, und die Zu-
mutung, eine Vase mit figürlicher Dekoration
zu entwerfen, weisen die jüngeren Küustler
meist mit Entrüstung zurück.

Gerade die Kleinplastik ist aber ein Feld,
wo augenblicklich Lorbeeren und Gewinn zu
holen sind; das zeigt sich deutlich in Fraukreich
und Jtalien. Die Nachfrage nach kleinen figür-
lichen Bronzen wächst in Deutschland mit zu-
nehmeudem Geschmack an diesen Figürcheu; der
Versuch, leicht getönte resp. gefärbte Terrakotten
einzuführen, wie ihn B. Römer mit Originalen,
Gurlitt in Berlin mit Nachbildungen der Tana-
gra-Figuren — die in Wien in erbärmlicher
 
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