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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4121#0069

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Kleine Autteilnngen.

Die öammlung Venezianer Gläser in 5chloß
Rosenborg zu Aopenhagen.

?. — Das Schloß Rosenborg zu Kopenhagen,
früher zeitweilige Residenz der dänischen Könige,
birgt bekanntlich heute eine der kostbarsten Kunst-
sammlungen der Welt: „die chronologische Samm-
lung der dänischen Könige". Wie alle öffentlichen
Sammlungsn unseres nordischen Nachbarstaates ist
auch die zu Rosenborg vortrefflich geordnet und trotz
der teilweise ungünstigen lokalen Bedingungen gut
aufgestellt: es ist das eines der vielen Vsrdienste des
kürzlich verstorbenen Kammerherrn Worsaee, dessen
Name dauernd mit der Organisation der öffentlichen
Sammlungen Dänsmarks verknüpft ist. Hat man
auch thunlichst und mit größter Sorgfalt die in den
verschiedenen Jahrhunderten seit Erbauung des
Schlosses (1604) je nach dem Zeitgeschmack ausge-
schmückten Räume erhalten, so erforderte doch die Auf-
nahme der Sammlung manche Veränderungen. Zu
den völlig unberührten Räumen dss Schlosses ge-
hören zwei kleine Kabinette, neben dem Rittersaal im
oberen Stock, deren eines dis schöne Sammlung
Venezianer Gläser in alter Aufstellung bewahrt.

Diese Sammlung, über welche A. R. Friis in
der ll?iä8sürikt kor Lnn8tinäustri S. 54 ff. berichtet,
wis die Einrichtung des Zimmers stammt aus der
Zeit König Friedrichs IV. (169g—1730), welcher schon
als Kronprinz 1692 Venedig besuchte. Jn seinem
(deutsch geschriebenen) Tagebuch berichtet er unter dem
13. Februar, „den Nachmittag haben wir die Glaß-
hütte, und wo die Spiegel gemacht, gesehen". Auf
der zweiten Reise kam der König am 29. Dezember
1708 in Venedig an. Am Neujahrstag übersandte
ihm der Doge und Rat eine Anzahl Geschenke,
darunter eine Anzahl „kostbare venezianische Gläser",
wofür sich der König seinerseits durch Gegengaben
von erheblichem Wert bedankte. Auf dsr weiteren
Reise, die bis Rom hinabging, kaufte der König noch
allerlei Kunstgegenstände ein, darunter auch Glässr.
Nach der Rückkehr wurde dann dis Glaskammer im
Schloß Rosenborg 1714 eingerichtet.

Die Sammlung zählt 730 Stücke; sie ist, da
seitdem nicht vermehrt, wohl geeignet, einen Begriss
von den Leistungen der Muraneser Hütten im Anfang
des vergangenen Jahrhunderts zu geben. Gewiß
wird man dem König von allen Sorten Glas das
Beste verehrt haben und es zeigt sich, daß zu jener
Zeit, obwohl die höchste Blüte der Jndustrie vorüber

war, doch weder in technischer, noch in künstlerischer
Hinsicht von einem Rückgang die Rede sein kann.
Die Fülle und Mannigfaltigkeit der Formen nimmt
in jener Zeit sogar eher zu als ab, die Flügelgläser
erreichen ihre rsichste Ausgestaltung. Jn technischer
Hinsicht überwiegt das Filigranglas, sodann die far-
bigen Gläser, als Rubin-, Saphir- und Opalgläscr.
Auch eine Anzahl geschliffener Gläser, eins Konzes-
sion an die aufstrebende böhmische Jndustrie, sind
darunter.

Später sind dann einige böhmische sowie nor-
wegische Gläser zu der Sammlung hinzugefügt
worden.

Lin Museum der Bildweberei
in Aorenz.

1-8. Die reichen Sammlungen, welche Florenz
gewissermaßen zu einem Buche der Kunstgeschichte
machen, haben vor kurzem einen neuen Zuwachs durch
ein im Palazzo della Crocetta eröffnetes Museum
gewebter und gestickter Teppiche erhalten. DieTeppich-
weberei war in Florenz zu seiner Blütezeit eine der
hervorragendsten Kunstübungen. Wie die meisten der-
selben kam auch sie zur Zeit der Kreuzzügs aus dem
Orient nach Europa, wurde in Frankreich und Deutsch-
land heimisch und erreichte ihren Höhepunkt in Jtalien.
Die älteren englischen und französischen Teppiche, wie
die vsla äsxiota, Dagoberts in der Kirche zu St. Denis
aus dem sechsten Jahrhundert, die gestickten Tapeten
in Auxerre vom Jahrs 840 und dis Tapisserie von
Bayeux gehören dieser geschichtlichen Betrachtung nicht
an, da sie nicht gewebt, sondern gleich den byzanti-
nischen gestickt waren. Die flandrischen Werkstätten
entstanden im zwölften und Arras erlebte seine Blüte-
zeit im vierzehnten und fllnfzehnten Jahrhundert.

Der letztere Zeitabschnitt war eine Periode leb-
hafter Auswanderung flandrischer Künstler und Hand-
werker, infolge der religiösen und politischen Ver-
folgungen in ihrer Heimat, und ungefähr gleichzeitig
mit den Schülern Gutenbergs kamen auch flandrische
Teppichweber nach Jtalien und richteten in den größeren
Städten ihre Webstühle ein. Die Gonzaga beschäftigten
sie 1419 in Mantua, die Venetianer 1421, andere
Flamländsr siedelten sich in Genua und Bologna an.
Erst 1455 wurde ihnen in Rom durch Papst Nikolaus
Förderung zu teil und etwa um die gleiche Zeit kam
ein gewisser Livino de Gilii nach Florenz, wo ihm
 
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