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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

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Wustmann, G.: Leipziger Schlosserarbeiten des achtzehnten Jahrhunderts
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Jaennicke, Friedrich: Zur Geschichte der niederländischen Steinzeugindustrie des 17. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.4121#0103

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Zur Geschichte der niederländischen Steinzeugindustrie des 17. Jahrhunderts.

ren Hefte vor — ist das Werk eines Leipziger
Schlossermeisters Gottlieb Böttger, der einer
schon im 17. Jahrhundert nachweisbaren Leip-
ziger Schlosserfamilie angehörte, 1734 sich bei
der Jnnung zum Meisterstück meldete und 1737
ein Hans erwarb, das er 1746 notgedrungen
verkaufen mußte. Der oben erwähnten Legende
liegen also doch zum Teil vielleicht Thatsachen
zu Grunde^). Auch unter den unausgeführt
gebliebenen Entwnrfen zu der geplanten Galerie
befindet sich eine eigenhändige Zeichnung Bött-
gers mit drei verschiedenen Vorschlägen und
der Nnterschrift: Gottlieb Böttger Schlößer.
Von einem anderen Meister stammt der als
Kopfleiste anf Seite 84 abgebildete Entwurf
mit dem Leipziger Stadtwappen. Ein paar
Jahre älter ist das Oberlicht einer Gruft-

1) Jn den fünfziger und sechziger Jahren findet
sich in den Leipziger Adreßbüchern ein Gottlieb
Böttger unter den niederen Ratsbeamtsn als —
„Kohlenmesser". Jch zweifle nicht, daß dies unser
Schlossermeister war. Wiederholt bewarben sich her-
untergekommene Gewerbetreibende, die in ihrem Ge-
werbe „mit Kohlen zu thun gehabt" hatten, um diesen
Posten!

thür (Fig. 3), welches in einer Kartusche drei
Doppelmonogramme zeigt, darunter eine Hand
mit einer Brezel und zwei Arme, von denen
jeder einen Schlüssel hält. Wie das alte
„Schwibbogenbnch" im Leipziger Ratsarchiv
lehrt, erwarben 1734 drei ehrsame Handwerks-
meister, der „Weisbecke" Christoph Walther
und die beiden „Schlösser" Johann Georg
Rothmann und Gottfried Goldmann gemein-
schaftlich eine Gruft (Schwibbogen) für ihre
Familien; einer der beiden letztgenannten wird
also der Verfertiger dieses Oberlichtes sein.
Das andere Gitter (Fig. 1), dessen ursprüng-
liche Bestimmung nicht mehr nachweisbar ist,
scheint wiederum aus den vierziger Jahren zu
stammen. Das reiche Thor endlich (Fig. 2),
das bis 1883 zu dem Gruftgewölbe der
Familie Frege gehörte, ist 1751 entstanden
in diesem Jahre erwarb die Grnft der Kauf-
und Handelsherr Johann Jakob Bertram, dessen
Monogramm die Bogenfüllung zeigt, und er-
baute sie neu. Auch dieses Thor gehört durch-
aus noch dem Barockstil an; nur in den beiden
Eckspiralen des Oberlichtes und in dem Mittel-
stnck des Kämpfers klingt vielleicht das Rococo
leise vor.

Zur Geschichte der niederländischen Steinzeugindustrie
des Zahrhunderts.

Uon Fr. Jännicke.

Die während der letzten Dezennien in Bel-
gien so eisrig betriebenen Studien und For-
schungen über die dortige Steinzeugindustrie seit
den Zeiten der Renaissance haben neuerdings
wieder in höherem Grade unser Jnteresse wach-
gerufen durch eine jüngst in den Lnllstins äss
oommissions ro^alos ä'art st ä'arobsologis er-
schienenen Abhandlung: v. van äo Oastsllo,
I-ss Zräs oöramss äs I7s.mllr ä'apräs äss äo-
onmsllts inöäits. (Uxtrs.it: Lrnxsilss 1885,
Imx. Vvs. ä. Lsrtsoll. 8". 54 Seiten.)

Wir entnehmen dem durch eine Reihe neuer
authentischer Mitteilungen unser Wissen auf
diesem Gebiete nicht unerheblich bereichernden
Schriftchen nachstehende, auch sür weitere Kreise
interessante Daten über die Steinzengfabrikation

zu Namur, wo im Jahre 1874, bei Gelegenheit
von Erdarbeiten (Boulevard Jsabelle Brunelle,
bei der Glasfabrik) ansehnliche Scherbenhügel
von in Dekor-Rosetten, Masken, Cherubim rc.,
wie in Form und Farben — grau, blau und
manganviolett —- an die nassauischen Stücke erin-
nerndem sehr harten Steinzeug, meist Krügen,
Töpfen rc., zutage gefördert wurden, die un-
zweifelhaft eine Stätte ehemaliger Fabrikation
bezeichnen mußten. Dieser Fund leitete den
Verfasser auf Forschungen in den Archiven zu
Namur, welche die urkundlichen Belege erbrach-
ten, Laß die dortige Fabrik von demselben Jean
Baptiste Chabotteau errichtet worden ist,
der in der Geschichte der Keramik bereits als
Gründer einer Steinzeugfabrik zu Bouvignes
 
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